Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
dich nicht töten sollte!« Seine Stimme kam mir in der leeren Tiefgarage überraschend laut vor.
»Ich bin gekommen, um Frieden mit dir zu schließen«, krächzte Mátyás.
Sebastian lachte spöttisch in sich hinein. »Wenn du ewigen Frieden willst, kann ich dir helfen, mein Junge.«
Ich merkte erst, dass ich unwillkürlich vor den beiden zurückgewichen war, als ich mit dem Rücken gegen die kalte Wand stieß.
»Im Ernst, Vater. Frag sie!«, sagte Mátyás und schaute mit weit aufgerissenen Augen zu mir herüber. »Ich habe auch schon mit ihr verhandelt.«
Sebastian sah mich wütend an. »Verhandelt?«
Der Ausdruck in seinen Augen hielt mich dazu an, meine Worte sorgfältig zu wählen. »Mátyás ist gegen Mittag in den Laden gekommen. Er wollte, dass ich ihm verrate, wo du bist.«
»Und ich habe dich gefunden!«, sagte Mátyás. »Garnet hat mich direkt zu dir geführt.«
Sebastian packte ihn offenbar noch etwas fester am Kragen, denn Mátyás stöhnte auf. »Kein überzeugendes Argument dafür, dich am Leben zu lassen, Junge.«
»Am Leben …?« Mátyás’ Stimme brach.
Sebastian starrte ihn an. Ich konnte nicht sehen, was zwischen den beiden vorging, aber Mátyás musterte bestürzt das ausdruckslose Gesicht seines Vaters und krümmte sich dabei, als wollte er die Hand nach ihm ausstrecken.
»Dir geht es nicht gut«, stellte er fest. »Was ist passiert, Papa?«
Sebastian wandte seinen finsteren Blick von ihm ab und ließ seinen Hals los. »Das liegt an der Rezeptur. Die Wirkung lässt nach.«
Mátyás ergriff die Hände seines Vaters. »Ein Grund mehr, zu ihnen zu gehen. Die Kirche kann dir helfen.«
Sebastian schien darüber nachzudenken. Seine Schultern entspannten sich, und er richtete sich wieder auf.
»Sie können uns allen helfen«, fuhr Mátyás fort. »Dir und mir. Und ich bringe Mutter zu ihnen. Wenn der Exorzismus erst einmal durchgeführt ist …«
Sebastian brachte ihn mit einem zornigen Blick zum Schweigen. »Du bist wirklich ein sehr dummer Junge!«
»Warum?« Ich hörte die Verzweiflung in Mátyás Stimme deutlich, obwohl ich ein gutes Stück von den beiden entfernt war. »Weil ich will, dass wir eine Familie sind?«
»Deine Mutter ist tot.«
»Ja, und dann könnten wir sie auch endlich gemeinsam begraben«, entgegnete Mátyás.
Auf gewisse Weise konnte ich ihn verstehen. Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er sei in friedlicher Absicht gekommen. Er wollte sich mit seinem Vater aussöhnen. Er hoffte, dass sich die Kluft zwischen ihnen schloss, wenn die Kongregation die Seele seiner Mutter befreit hatte und sie allen Schmerz hinter sich lassen konnten. Es war im Grunde ein ehrenhaftes Anliegen.
Doch die Kongregation hatte Sebastian am vergangenen Abend beinahe umgebracht. Diese Leute waren nicht daran interessiert, Familienglück zu stiften. Sie wollten das Grimoire.
»Das würde mir gefallen«, sagte Sebastian leise, und der Groll verschwand aus seinem Blick. »Aber wir können nicht sicher sein, ob es klappt.«
»Das wird es. Es muss einfach klappen.«
Sebastian schüttelte den Kopf. »Es geht nicht, Mátyás. Wir können ihnen nicht geben, was sie haben wollen.«
»Warum nicht? Deine Rezeptur funktioniert doch sowieso nicht.«
Sebastian lachte. »Aber erst nach Ablauf von tausend Jahren.«
»Bei Mutter hat sie nicht gewirkt.«
»Ihr habe ich das Elixier doch nie verabreicht! Ich habe versucht, sie mit einem Biss zum Vampir zu machen«, sagte Sebastian und setzte sich neben Mátyás. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte ich bei dem Anblick gelacht, wie sie dort einfach so mitten in der Tiefgarage auf der Fahrspur hockten.
Irgendetwas schien Mátyás plötzlich zu dämmern, denn er richtete sich kerzengerade auf. »Dann wäre es möglich? Sie könnten sich in Vampire verwandeln?«
Also hatten wir mit unserer Vermutung tatsächlich richtiggelegen. Das war es, was die Kongregation mit Sebastians Rezeptur vorhatte.
Mátyás hatte den Vatikan verschaukelt – zumindest hatte er es vorgehabt. Er hatte sich darauf verlassen, dass die Rezeptur nicht funktionierte. Also war er doch nicht so blöd, wie ich gedacht hatte.
»Ich weiß es nicht, aber die Möglichkeit besteht«, sagte Sebastian. »Ich weiß es wirklich nicht. Nach meiner Erfahrung mit Teréza bin ich schussscheu geworden. Ich dachte, ich könne sie mit einer Blutübertragung retten, doch das war nicht der Fall. Es war ein schrecklicher Fehler. Als sie tot war, war es zu spät. Das Elixier
Weitere Kostenlose Bücher