Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
aus – die rechte mit der Handfläche nach oben, die linke mit der Handfläche nach unten – und begann, mich im Uhrzeigersinn zu drehen. Goldenes Licht stieg wirbelnd von meinen Fingerspitzen auf und erzeugte eine Art magischen Tornado. Ich spürte, wie sich immer mehr Energie aufstaute. Als sie die ganze Blase erfüllte, ließ ich sie entweichen und schickte sie in den Lagerraum.
Ein Handy klingelte.
Ich hörte einen hektischen Wortwechsel, dann: »Wir müssen abziehen! Die Quelle wurde attackiert. Um dich kümmern wir uns später, Bursche!«
Mit einem Dankeschön an das Universum legte ich die Hände auf den Boden, um eventuell noch vorhandene überschüssige Energie an ihn abzugeben. Während ich hinter dem Regal kauerte, stürmten die Agenten an mir vorbei. Ich fühlte mehr, als dass ich sah, wie der Sensitive innehielt, doch dann folgte er seinen Gefährten ohne ein Wort. Als die Ladentür hinter ihnen ins Schloss fiel, erhob ich mich und nahm den violetten Nebel wieder in mich auf.
Dann öffnete ich die Augen. William stand mit einer Brechstange in der Hand in der Tür zum Lagerraum. »Garnet? Bist du das?«
»Ja«, rief ich. »Alles okay mit dir? Sie haben dir doch nichts getan, oder?«
William seufzte erleichtert und ließ die Brechstange sinken. »Diese Kerle gerade, die haben nach dir gesucht!«
»Ich weiß.«
»Sind die heute Morgen hier eingebrochen?«
»Nein«, entgegnete ich.
»Bist du sicher? Die haben nämlich Gewehre«, sagte William atemlos und holte erst einmal tief Luft. Dann fügte er hinzu: »Die haben gedacht, ich wäre ein Hexer!«
Ich konnte mir ein mattes Grinsen nicht verkneifen. »Ziemlich cool, hm? Die neue Frisur bringt’s anscheinend.«
»Ja«, sagte er und bekam einen hysterischen Lachanfall. Dann schüttelte er den Kopf. »Mann, ich sag dir, wenn die äußeren Planeten rückläufig sind, geht wirklich die Post ab!«
»Ich für meinen Teil mache Lilith dafür verantwortlich«, bemerkte ich.
»Dann ist das echt ein Hammer-Asteroid!«
Ich nickte, ohne zu wissen, ob er mich in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. »Oh ja.«
»Ich muss das Geld noch in den Safe packen«, meinte William. »Sie haben es nicht genommen. Ich habe es ihnen angeboten, doch sie wollten es nicht. Tut mir leid, dass ich das gemacht habe. Ich wollte nur, dass sie abhauen. Ich habe eine Scheißangst vor Knarren. Darf ich mal einen Vorschlag machen? Die Polizei. Ich sollte die Polizei anrufen. Ich habe eine ziemlich gute Täterbeschreibung: Männer mit Gewehren.«
»Immer schön langsam, eins nach dem anderen. Willst du nicht erst mal rüber ins Holy Grounds gehen und dich von dem Schreck erholen? Ich kümmere mich hier um alles.«
William wirkte extrem erleichtert. »Cool.« Einen Moment später schob er nach: »Oh, und diese Sonderlieferung, die du bestellt hast, ist endlich angekommen. Steht neben der Kasse.«
Als ich ins Café kam, sah ich Sebastian und William weiter hinten auf dem Sofa. Sie schienen sich gut zu verstehen, was mich ein wenig überraschte, denn immerhin hätte Sebastian Williams Freundin beinahe die Kehle herausgerissen, als sie sich zuletzt gesehen hatten.
Sebastian hatte sich ein rotes Hemd gekauft, das hervorragend zu seinem schwarzen Ledermantel und der Jeans passte. Er hatte sich auch die Zeit genommen, sich das Haar zu kämmen und zu einem Zopf zusammenzubinden.
William hingegen sah ziemlich fertig aus. Seine schwarz gefärbten Haare, die im Tageslicht so hübsch geglänzt hatten, wirkten nun stumpf, wie eine billige Perücke. Im Vergleich zu Sebastian sah er richtig mager aus. Zerbrechlich. Ich befürchtete, dass er in seinem Zustand keine Lust mehr hatte, mit uns Jagd auf Parrish zu machen, doch im Grunde musste er uns ja nur den Weg weisen.
»Die sollen aber ziemlich kalt sein«, sagte Sebastian gerade, als ich auf die beiden zuging.
»Ja, doch, es ist unglaublich toll«, entgegnete William. »Und du bist in all den Jahren nicht mal mit den Füßen drin gewesen?«
Ich ließ mich in den alten Sessel mit Blumenmuster fallen, der neben dem Sofa stand. Auch wenn ihm eine Sprungfeder fehlte, war es ein gutes Gefühl, hineinzusinken und ein wenig verschnaufen zu können. Ich wollte Sebastian sofort sagen, dass seine Alraune inzwischen eingetroffen war und ich sie in der Hosentasche hatte, aber mich interessierte brennend, was er und William sich zu erzählen hatten. »Worüber redet ihr zwei?«
»Bergsteigen«, entgegnete William. »Also, genau gesagt über
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