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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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eingenistet hatte.
    »Inwiefern?«
    »Ganz allgemein. Bin ich ein jähzorniger Typ? Neige ich zu Wutausbrüchen?«
    William kratzte sich mit dem Handstaubsauger am Kinn. »Ich habe dich als Vorgesetzte nie als leicht reizbar oder herrisch empfunden, aber du gibst einem schon das Gefühl, dass es besser ist, dich nicht zu verärgern. Du wirkst wie jemand, der ordentlich Zoff machen kann, verstehst du?«
    Ich nickte. Die Frage war nur: War ich es, die diesen Eindruck auf ihn machte, oder Lilith?
    William war noch nicht fertig. Ohne dass ich nachhaken musste, fügte er hinzu: »Aber du bewahrst einen kühlen Kopf, du bist kein Heißsporn. Du scheinst zu denen zu gehören, die überlegt und methodisch vorgehen, wenn sie sich rächen wollen.«
    Das war allerdings ein interessanter Punkt. Lilith stand für Verbrechen aus Leidenschaft, nicht für lang anhaltenden Groll.
    »Danke, damit ist meine Frage beantwortet. Hast du Lust, uns von nebenan einen Mokka zu holen?«, fragte ich, während ich Kleingeld aus meiner Hosentasche kramte.
    »Klar«, entgegnete er und steckte das Geld ein. »Aber erst mache ich noch das letzte Regal fertig.«
    Ich widmete mich wieder meiner Arbeit und dachte über Williams Einschätzung meines Charakters nach. Möglicherweise war er bis zu einem gewissen Grad in der Lage, hinter meine Goth-Fassade zu blicken und die Frau zu erkennen, die sechs Leichen in Gartenfolie gewickelt und in einen Friedhofsteich geworfen hatte. Damit hatte Lilith nichts zu tun gehabt. Ich hatte es ganz allein getan. Okay, mit Parrishs Hilfe. Er hatte die Schlepperei erledigt und einige Gerätschaften zur Verfügung gestellt. Aber abgesehen von ein paar Tränen der Frustration, die ich vergossen hatte, war ich mit dem Problem ziemlich gut fertig geworden. Ich hatte die wesentlichen Entscheidungen getroffen. Im Grunde war es allein meine Sache gewesen.
    Ich rieb mir abermals den Handrücken. Die Schwellung an den Knöcheln war zurückgegangen, und es hatte sich ein übler blauschwarzer Bluterguss gebildet. Mir tat jedes Mal die ganze Hand weh, wenn ich einen Finger bewegte. Auf Kisten einzuschlagen war definitiv nichts für mich. Nicht, dass es bei Menschen weniger schmerzte – auch das wusste ich aus Erfahrung.
    Vielleicht sollte ich tatsächlich meine Sünden bereuen.
    Meinem geschundenen Körper wäre ein Leben ohne Ohnmachtsanfälle und Verletzungen wahrscheinlich recht. Und ich hätte, ehrlich gesagt, nichts dagegen, wenn ich keine Leichen mehr verscharren müsste.
    Für mich wäre es vielleicht positiv, aber ich konnte Sebastian nicht verraten, obwohl Mátyás gesagt hatte, meine Loyalität ihm gegenüber sei unangebracht. Die Vatikan-Agenten hatten mit Sebastian garantiert kein Erbarmen. Nachdem sie am vergangenen Abend bereits ihre Warnschüsse abgefeuert hatten, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass sie Sebastian in Frieden ziehen ließen, wenn er seinem bösen Treiben abschwor.
    Ich hoffte, dass es ihm im Kofferraum seines Wagens gut ging. Ich warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. Es war erst drei Uhr nachmittags. Meine Güte, so ein Tag konnte ganz schön lang sein, wenn man ungeduldig auf den Einbruch der Nacht wartete!
    William stellte mir einen Mokka hin. Als mir das schokoladige Aroma in die Nase stieg, legte ich meine Hände um die Tasse und hielt sie mir dicht vors Gesicht, um den köstlichen Duft tief einzuatmen. Dabei spürte ich regelrecht, wie der Koffeingeruch meine schlappen Gehirnzellen aktivierte.
    »Du siehst müde aus«, sagte William. »Heute ist es hier ziemlich ruhig. Ich kann mich um den Laden kümmern, wenn du nach Hause willst, um ein bisschen Schlaf nachzuholen.«
    Schon bei dem Gedanken an ein Nickerchen fielen mir fast die Augen zu. »Das würde ich gern, aber du warst doch genauso lange auf den Beinen wie ich. Das wäre nicht fair.«
    »Stimmt«, entgegnete er und rückte seine Brille zurecht. »Ich wollte nur höflich sein.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte ich, konnte mir aber das Gähnen nicht verkneifen.
    »Mensch, mach dich nach Hause!«, sagte William. »Ich werde es dem Boss nicht verraten, versprochen!«
    Nach Hause ging ich allerdings nicht, weil ich befürchtete, dass die Vatikan-Agenten dort auf der Lauer lagen. Stattdessen ging ich über die State Street wieder zurück zum Hotel.
    Es war ein herrlicher Frühlingstag. Die Schaufenster glänzten in der Sonne, die den Gehsteig und die Straße erwärmte und die Fassaden der Häuser zum Leuchten brachte. Der Himmel

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