Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Liliths – und mein – Rachedurst, doch als ich damals nichts ahnend zur Tür hereingekommen war, hatten sie ihre Waffen im Anschlag gehabt. Und das war für mich der springende Punkt.
Wenn ich weiterhin auf dieser Seite der Grenze blieb, konnte ich mit mir leben.
»Ich weiß«, sagte ich schließlich. Da wir uns der Kasse näherten, reichte ich Sebastian einen Zwanziger. »Aber du hast es nicht getan, und das ist das Entscheidende.«
»Ja«, sagte Sebastian und gab der gelangweilt dreinblickenden Frau am Schalter, die ein buntes Kopftuch nach Somali-Art trug, das Ticket und den Geldschein. Sie reichte Sebastian das Wechselgeld und nuschelte ein Dankeschön, ohne ihn auch nur ein Mal anzusehen. Er hätte komplett mit Blut beschmiert sein können, und sie hätte es nicht gemerkt.
»Aber weißt du, was das Schlimmste ist? Ich habe immer noch Hunger«, erklärte er, als wir die Tiefgarage verließen und an den Menschenhorden vorbeifuhren, die in die Kneipen auf der State Street unterwegs waren. »Ich brauche die Rezeptur, Garnet. Du bekommst das Buch doch zurück, nicht wahr?«
»Ja, ja.« Ich biss mir auf die Lippen. Parrish zu finden konnte schwierig werden. Doch dann hatte ich eine Idee. »Erinnerst du dich an William?«
Sebastian sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Dessen Freundin ich beinahe umgebracht habe?«
»Ja, den meine ich.« Ich lächelte. »Wir werden ihm dabei helfen, einen Stricher abzuschleppen.«
Ich schickte Sebastian in die Boutique zwei Häuser weiter, damit er sich ein neues Hemd kaufen konnte, während ich William abholte. Das Geschlossen -Schild hing im Fenster, und das Licht war aus. Da William nicht im Laden zu sehen war, nahm ich an, dass er schon nach hinten gegangen war und Kasse machte. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Schlüssel, doch da fiel mir ein, dass ich ihn abgebrochen hatte. Probehalber drückte ich die Klinke herunter und war sehr überrascht, als die Tür tatsächlich aufging. Noch erstaunter war ich allerdings festzustellen, dass Williams Schlüssel von innen im Schloss steckte. Eine solche Nachlässigkeit passte eigentlich gar nicht zu ihm. Ich ließ den Schlüssel, wo er war, weil ich vorhatte, William an den Haaren zur Tür zu schleifen, um ihm den Beweis für seine Unachtsamkeit zu präsentieren.
Als ich mich dem Lagerraum näherte, hörte ich Stimmen. Zuerst dachte ich, William habe das Radio eingeschaltet, doch dann schnappte ich ein paar Wörter auf, vor allem meinen Namen.
Die Tür wurde von einem muskulösen Arm ein Stück aufgehalten. Ich sah ein schwarzes T-Shirt und die Mündung eines Selbstladegewehrs und wusste sofort, dass die Vatikan-Agenten William in die Zange genommen hatten. Ich drückte mich rasch an das Bücherregal neben mir und wurde eins mit seinem Schatten, als der Agent sich umdrehte und einen prüfenden Blick in den Laden warf.
»Wir haben jede Menge Grimoires!«, hörte ich William sagen. »Wollen Sie ein Buch der Schatten? Wir haben unzählige davon; die können Sie selbst vollschreiben. Ich kann Ihnen aber auch das Buch von Curott bestellen, wenn Sie das meinen.«
»Versuch nicht, uns für dumm zu verkaufen, Hexer!«
Du liebe Zeit, sie glaubten, William spiele ihnen etwas vor! Wie witzig mir das auch im ersten Moment vorkam, er war in ernsten Schwierigkeiten. Ich musste ihm helfen, aber wie?
Ich dachte an die Zauberstäbe in der Auslage weiter vorn im Laden. Darunter war ein versilbertes Exemplar mit einem riesengroßen Amethyst an der Spitze, mit dem ich sicherlich einigen Schaden anrichten konnte, wenn ich fest genug zuschlug. Das Problem an der Sache? Ich hatte nur eine Chance, jemanden zu treffen, und diese Kerle hatten Gewehre.
Es gab zwar immer noch Lilith an meiner Seite, doch ich hatte noch nie von IHR verlangt, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Mir schwante, dass SIE William möglicherweise auch abschlachtete, besonders wenn er wegzulaufen versuchte, was jeder vernünftige Mensch tun würde. Nein, Lilith war wirklich nur der letzte Ausweg.
Ich atmete tief durch, schloss die Augen und nahm Kontakt zu dem Teil von mir auf, den ich normalerweise unter Verschluss hielt. Violettes Licht strömte heraus, erfüllte und umgab mich. Ich visualisierte mich inmitten einer leuchtenden Blase aus violettem Nebel.
»Was ich brauche«, erklärte ich den Kräften des Universums, »ist ein Ablenkungsmanöver. Etwas, das bewirkt, dass die Agenten verschwinden und William nichts antun.«
Dann streckte ich die Hände
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