Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
verschwindend kleine Stringtanga offenbarte ein eklatantes Nichtvorhandensein von Haaren zwischen ihren Beinen. Der Anblick sollte sicherlich stimulierend wirken, aber alles, was mir dazu einfiel, war: Wow, sie muss ein Vermögen für Elektrolyse ausgegeben haben! Und ich war mir sicher, dass die Leute auf den Plätzen hinter ihr einen herrlichen Ausblick auf ihren so gut wie nackten Hintern hatten.
Dann waren da noch die oberschenkelhohen Stiefel. Obwohl die Absätze wie Folterinstrumente aussahen, war ich wirklich neidisch – sie sahen cool aus.
Aber Parrish hatte in meinen Augen eindeutig mehr Sexappeal als die Frau. Er hatte seine enge Lederhose an und sonst nichts. Ein Look, der ihm schon immer gut gestanden hatte. Die Scheinwerfer malten tiefe Schatten auf seinen Körper, die seine Muskeln noch deutlicher hervorhoben.
Wir sahen zu, wie Parrish um sein Opfer herumging und immer wieder ganz langsam seine spitzen Eckzähne in die nackte Haut bohrte. Winzige Blutstropfen rannen aus jeder sorgfältig platzierten Wunde. Die Frau erschauderte bei jedem Biss und zerrte an ihren Fesseln.
Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass sie es genoss. Und die Zuschauer hatten ebenfalls ihren Spaß.
Auch ich hatte das Spektakel offenbar wie gebannt verfolgt, wie ich zugeben muss, denn ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Sebastian verschwunden war. Nun sah ich plötzlich zu meinem größten Erstaunen, wie er über die Sitzreihen sprang und direkt hinter Parrish auf der Bühne landete. Er packte ihn an den Haaren und zerrte ihn von der Frau fort.
Dann schlug er ihn.
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht einen ordentlichen K.-O.-Schlag, wie William ihn abgeliefert hatte, doch stattdessen gab Sebastian Parrish einen galanten, ritterlichen »Ich fordere dich zum Duell«-Klaps auf die Wange.
Dann stritten sich die beiden Männer. Ich versuchte, über die dröhnenden Bässe und das wütende Geschrei der Zuschauer hinweg zu verstehen, was sie sagten. Die Frau kämpfte wie wild gegen ihre Fesseln an, aber sie geriet völlig in Vergessenheit, als Parrish Sebastian einen Fausthieb in den Magen verpasste.
»Was zum Teufel treiben die da?«, fragte William.
Sich gegenseitig windelweich prügeln, soweit ich sehen konnte. Denn in diesem Moment revanchierte Sebastian sich mit einem Aufwärtshaken, der Parrishs Kopf ruckartig nach hinten fliegen ließ.
»Wir müssen sie trennen«, sagte ich.
»Ja, aber wie?«
In solchen Momenten wünschte ich mir immer, die Magie wäre eine spektakulärere Angelegenheit. Wäre ich fähig gewesen, einen Feuerball zu beschwören oder so etwas wie eine kosmische Lightshow aus dem Hut zu zaubern, hätte ich die Menge lange genug ablenken können, damit wir auf die Bühne stürmen und die beiden nach draußen schleifen konnten. Ich schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Während ich einige Male tief durchatmete, sammelte ich mich. Ich brauchte einen klaren Kopf, dann fiel mir bestimmt etwas ein.
Ich spürte, wie der Mercury Dime in meiner Hosentasche heiß wurde.
Plötzlich bohrte sich ein Pistolenlauf in meinen Rücken. »Deine Zeit ist um, kleine Hexe!«, sagte Rosa.
Z EHNTES H AUS
S CHLÜSSELWÖRT ER :
P ECH , O RTHODOXIE , E HRGEIZ
Die Mündung der Pistole drückte sich wie ein spitzer Stein in meine Rippen. Rosa fasste mich an der Schulter, und ihre Lippen streiften mein Ohrläppchen, als sie mir zuraunte: »Und jetzt schön langsam! Wir verschwinden von hier!«
Ich bewegte mich in die Richtung, in die sie mich mit eisernem Griff dirigierte. William, der ebenfalls völlig vertieft in das Geschehen auf der Bühne gewesen war, schaute zu mir herüber. Als er Rosa sah, runzelte er die Stirn.
»Denk nicht mal dran!«, drohte mir Rosa über den Lärm hinweg.
William kam zögernd einen Schritt auf uns zu, aber ich schüttelte rasch den Kopf. Ich hatte ihn ohnehin schon viel zu tief in dieses ganze Chaos hineingezogen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich noch einen Freund an die Mörder des Vatikans verlor. William wich zurück, doch ich sah noch aus dem Augenwinkel, wie er sein Handy aus der Tasche zog, als er zum Hinterausgang ging.
Da alle den Kampf zwischen Sebastian und Parrish verfolgten, konnte Rosa mich mühelos durch die Menge zum Hauptausgang dirigieren. Ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Es war zu gefährlich, sie zu treten oder zu versuchen, mich ihrem Griff zu entwinden, denn die Pistole war mir viel zu nah. Angesichts der vielen Menschen
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