Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
eine Männerstimme im Flur.
Darauf fiel ich nicht noch einmal herein! Ich lief rasch zum Fenster und schaute auf die Straße. Oh, okay. Diesmal stand tatsächlich ein Streifenwagen vor dem Haus.
»Ihre Nachbarn haben angerufen, weil sie hier Krach gehört haben!«
Seine Stimme klang ganz anders als die des Anführers der Vatikan-Gang. Trotzdem zögerte ich. Izzy sah mich an, als wollte sie mich fragen, wann ich ihn endlich hereinließ.
Als ich die Tür vorsichtig einen Spalt öffnete, nahm ich mir vor, bei nächster Gelegenheit eine Türkette zu besorgen. Ich hatte bisher keine angeschafft, weil das Haus angeblich sicher war, aber meine nichtsnutzigen Nachbarn von unten vergaßen häufig, die Haustür abzuschließen.
Ich sah mich einer klassischen blau-schwarzen Uniform gegenüber. Auf der Brusttasche prangte eine glänzende silberne Marke. Der blutjunge, blonde, blauäugige Polizist schaute mich misstrauisch an. Er sah aus wie ein Junge vom Lande; wie die Sportfreaks, mit denen ich in Finlayson zur Highschool gegangen war.
Der Officer, der seinem Namensschild zufolge Heillman hieß, schenkte mir ein typisches Cop-Lächeln, das eher einer Grimasse ähnelte. »Ich würde gern kurz mit Ihnen reden, gnädige Frau. Ihre Nachbarn meinten, es gebe hier oben eine Auseinandersetzung. Darf ich vielleicht hereinkommen?«
Eine Auseinandersetzung? Ich hätte fast gelacht.
»Mein Freund und ich haben uns gestritten«, sagte ich und blieb in der Tür stehen. Irgendwo hatte ich mal gehört, dass man die Polizei nicht hereinlassen musste, wenn man nicht wollte. »Aber jetzt ist er weg.«
Officer Heillman reckte den Hals und versuchte, an mir vorbei in die Wohnung zu schauen. Ich fragte mich, ob er das Reinigungsmittel riechen konnte. Als er mich von oben bis unten taxierte, musste ich mich beherrschen, um nicht aus Angst, dass irgendwo noch Blutspritzer zu sehen waren, an mir herunterzuschauen.
»Dann ist also mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte er, doch es war eher eine Feststellung. Und er klang fast ein bisschen enttäuscht. So kam es mir jedenfalls vor.
»Ja, alles in Ordnung. Danke der Nachfrage.«
Er sah mich durchdringend an. Mir war klar, dass er meine Wohnung gern überprüft hätte und sich bestimmt auch für die Patronenhülsen interessiert hätte, die ich keine fünf Minuten zuvor in den Mülleimer geworfen hatte. Seine Wangenmuskeln zuckten, doch er lächelte mich freundlich an. »Passen Sie auf sich auf.«
»Ja, Sir, mache ich.«
Als er sich zum Gehen wandte, machte ich die Tür zu und beschloss, mir gleich am nächsten Tag einen Riegel und eine Sicherheitskette zu besorgen.
Völlig erschöpft lehnte ich mich gegen den Türrahmen.
»Und? Wie geht es jetzt weiter?« Izzy hatte es sich auf meinem Knautschsessel bequem gemacht und fuhr sich mit den Fingern durch ihre kurzen Locken.
In diesem Moment war Geschrei aus dem Badezimmer zu hören. William und Feather zankten sich wegen irgendetwas. Na, prima. Der Cop war noch nicht einmal aus der Haustür.
»Psssst!«, wisperte ich.
»Du bezahlst sie dafür?«, hörte ich William empört rufen. »Spinnst du?«
»Ich will nicht mehr darüber reden.« Feather kam ins Wohnzimmer zurück. Ihr bunt gefärbtes Haar war nass und ohne Federschmuck. Sie hatte sich mein Hello Kitty- Lieblingsshirt ausgeliehen, aber da ich ihr T-Shirt mit der Katze und den Büchern als Geisel in meiner Waschmaschine hatte, ging ich davon aus, dass ich es irgendwann zurückbekam.
Sie blieb stehen und ließ den Blick über den sauberen Boden und den Eimer mit dem Schmutzwasser schweifen, den wir noch nicht hatten ausleeren können. »Ja, also, es war nett, euch zwei kennenzulernen«, sagte sie und ging zur Tür. »War echt ein toller Abend!«
William kam hinter ihr her. Er hatte nur seine Jeans an und sah mit nacktem Oberkörper gar nicht so schlecht aus, wenn man auf dünne, drahtige Jungs stand. »Er hätte sie fast getötet, nicht wahr?«, sagte er und schaute uns Hilfe suchend an. »Das war knapp, oder?«
Ich wollte ihm gerade zustimmen, als Feather rief: »Jetzt hör endlich auf! Ich habe dir doch gesagt, dass ich schon viel heftiger gebissen wurde!«
Das war eine Lüge, und alle – selbst sie – wussten es. Izzy rutschte unruhig auf dem Knautschsessel herum. Mir hätte die Lage auch unangenehm sein sollen, aber ich starrte die beiden wie gebannt an, als wären sie Akteure in einer Seifenoper.
»Ja«, gab William gekränkt zurück. »Du hast mir nur nicht gesagt, wie
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