Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Grund machte sie mir mehr Angst als die anderen.
»Echt? Ein Vampir kann auch ein Magier sein?« William runzelte die Stirn. »Tote und Wicca, das passt irgendwie nicht zusammen, oder? Es ist nicht besonders lebensbejahend, anderen Leuten das Blut abzuzapfen, findest du nicht?«
Ich hatte keine Lust, William in die Grundlagen des Paganismus einzuführen.
Izzy spielte mit dem Kreuz an ihrer Halskette und schwieg. Ich wusste, dass sie Christin war, doch nun fragte ich mich unvermittelt, welcher Konfession sie wohl angehörte. Weil sie immer ziemlich cool und offen mit meiner Magie umgegangen war, hatte ich sie für eine Unitarierin gehalten.
»Außer Wicca gibt es noch viele andere Arten von Magie«, sagte ich.
William nickte nachdenklich. »Und sind alle Vampire Magier?«
»Nein, William, das glaube ich nicht«, entgegnete ich. »Sebastian ist eindeutig eine Ausnahme. Deshalb ist der Vatikan ja hinter ihm her.« Das stimmte auf jeden Fall, auch wenn die Jäger es offensichtlich auf seine Zauberformeln abgesehen hatten. Ich fragte mich, warum die Kongregation so scharf auf Sebastians Grimoire war. Was hatten sie damit vor?
»Aber irgendetwas Magisches müssen sie trotzdem haben«, meinte William. »Feather hat gesagt, daher rührt ihre Anziehungskraft.«
»Sie steht doch nur auf Schmerzen«, sagte ich, auch wenn es nicht ganz fair war.
William verzog das Gesicht. »Ja«, murmelte er. »Da hast du vermutlich recht. Es würde jedenfalls einiges erklären.«
Weil ich auf keinen Fall mehr über Williams Sexleben wissen wollte, fragte ich: »Wie geht es dir denn jetzt? Wirst du sie noch mal wiedersehen?«
William zuckte mit den Schultern und drehte sich wieder nach vorne um. »Keine Ahnung … Nichts für ungut, Garnet, doch das mit den Vampiren ist wirklich ein ziemlicher Hammer für mich. Ich habe mich mein Leben lang darum bemüht, Zugang zu echter Magie zu finden, und dann ist meine erste Begegnung mit dem Übernatürlichen etwas, das ich … womit ich mich überhaupt nicht anfreunden kann, sagen wir mal so. Verdammt!«
Er verfiel in Schweigen und grübelte vor sich hin. Izzy nagte an ihrer Unterlippe und blickte angestrengt auf die Straße.
Obwohl es nicht viel später als halb zwölf sein konnte, waren die Straßen wie ausgestorben. Izzy fuhr einen relativ neuen stahlgrauen Toyota, in dem allerhand Kram verstreut war. Quittungen, zusammengeknuddelte Pullis, Zeitschriften, ein blauer paillettenbesetzter Schuh und eine ungeöffnete Limo. Es gab nirgendwo Unrat – keine klebrigen leeren Dosen oder zusammengeknüllte Fast-Food-Verpackungen –, nur jede Menge Unordnung.
»Was ist denn mit den Guten?«, fragte William gedankenverloren. »Es kommt mir einfach unfair vor, wisst ihr? Vampire, Zombies und Killermönche gibt es – und was ist mit Feen, Nymphen und Engeln? Sag mir bitte, dass die auch existieren!«
Einem echten Engel möchte man nicht in einer dunklen Gasse begegnen, dachte ich, sprach es aber nicht aus. »Sicher«, log ich, »die Guten gibt es auch.«
»Magie funktioniert also, ja? Sonst würde der Papst sie nicht bekämpfen.«
»Richtig«, sagte ich, und zumindest das war wahr. »Sie haben Angst vor unserer Macht. Haben sie schon immer gehabt.«
»Stimmt. Man denke an die Hexenverbrennung«, sagte William. Die Inquisition hatte Tausende Hexen – oder Leute, die man einfach nur der Hexerei beschuldigt hatte – auf dem Scheiterhaufen verbrannt. »Ganz schön hart.«
Izzy, die lange geschwiegen hatte, sah mich im Rückspiegel an. »Du hast uns noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Wenn diese Kongregation oder wie das heißt hinter Sebastian her ist, dann haben die aber ziemlich versagt. Sie hatten ihn doch schon an die Wand genagelt. Wie konntet ihr ihnen überhaupt entkommen? Oder sind das einfach nur Stümper?«
Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen, wenn ich log. »Keine Ahnung.«
Das ließ Izzy mir nicht durchgehen. »Warum sagst du uns nicht die Wahrheit, hm? Wir haben unser Leben aufs Spiel gesetzt, um deinem Freund zu helfen, und du willst uns nicht erzählen, was wirklich Sache ist!«
Sie hatte recht. Ich hatte sie in Gefahr gebracht. Ich hatte gewusst, wie hungrig Sebastian war, als ich sie in meine Wohnung geholt hatte, aber ich hatte sie nicht gewarnt. Ich hatte ihnen nicht das Geringste erklärt.
»Okay«, sagte ich. »Die Vatikanjäger haben sich verzogen, weil sie Angst vor mir hatten.«
Und dann erzählte ich ihnen alles.
Izzy fuhr ziellos durch die Straßen von
Weitere Kostenlose Bücher