Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
oft.«
»Ein paar Mal«, erwiderte Feather und zog sich ihre Jacke über. »Nicht, dass dich das etwas anginge!«
»Ich bin schließlich dein Freund!«
»Aber nicht mein Aufpasser.«
Autsch. William wirkte zutiefst verletzt, und ich wandte rasch den Blick ab.
»Gut«, sagte er. »Wenn du es so siehst.«
»Es ist so, William!« Und damit war Feather auch schon aus der Wohnung und rannte die Treppe hinunter.
William lief ihr nicht hinterher. Er blieb mit hängenden Schultern stehen und kniff die Augenbrauen zusammen. Seine Brille hatte er offenbar zusammen mit seinen anderen Sachen im Bad gelassen.
»Ich verstehe das nicht«, sagte er zu Izzy und mir. »Warum begibt sie sich mit Absicht in so gefährliche Situationen wie gerade eben? Vor drei Stunden wusste ich nicht mal, dass es Vampire gibt, und jetzt erfahre ich, dass meine Freundin süchtig nach ihnen ist. Mann, das ist echt zu viel!«
Ich hatte keine Lust, William zu erklären, dass Feather wahrscheinlich einen bestimmten »Gebieter« – oder auch eine »Gebieterin« – hatte, den oder die sie regelmäßig aufsuchte. Dazu fuhr sie vermutlich nach Minneapolis oder nach Chicago oder Milwaukee. In Madison war meines Wissens kein Vampir ansässig. Obwohl: Mittlerweile hatten wir schon zwei davon.
Izzy nickte bedächtig. »Ich kann dich gut verstehen, Bruder.«
»Sie hat gesagt, manchmal bezahlt sie sogar dafür!«
Ich sah ruckartig auf. Vampire waren extrem besitzergreifend, was ihre Blutspender anging. Sie unterhielten eine Art Harem mit Rotationsprinzip, und diese verschworene Gemeinschaft wurde dadurch zusammengeschweißt, dass man sich gegenseitig brauchte. Zumindest war es bei Parrish so gewesen. Ein weiterer Grund, warum es, gelinde gesagt, schwierig gewesen war, eine Beziehung mit ihm zu führen.
»Wer bezahlt denn für so was?«, fragte Izzy und schaute zu der Stelle, wo sich die größte Blutlache befunden hatte.
»Da gibt es viele«, entgegnete ich nachdenklich. »Heute war Sebastian … ungewöhnlich brutal. In der Regel kommen Vampire mit einer kleineren Menge Blut aus, aber er war verwundet. Im Normalfall bringen sie eigentlich niemanden um.«
Eine ganze Weile sagte keiner etwas.
William nahm den blitzblank geputzten Raum in Augenschein. Dann stierte er den Pfeilstumpf im Fensterrahmen an, als wollte er sich mit Gewalt in Erinnerung rufen, was hier geschehen war. »Ihr habt ja ganz schön geschrubbt. Sieht gut aus.«
»Danke«, entgegnete ich.
Izzy stand auf und zupfte an ihrer blutverschmierten Bluse herum. Die schwarzen Flecken darauf sahen aus wie ein Rorschach-Muster. »Jetzt bin ich mit Duschen an der Reihe!«
»Nimm dir irgendwas aus meinem Schrank, das dir gefällt«, sagte ich, obwohl ich nicht so sicher war, ob ihr meine Sachen passten. Izzy war einige Zentimeter größer und viel dünner als ich. Nachdem sie im Bad verschwunden war, sahen William und ich uns lange an. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, dann kam er zu mir herüber und setzte sich neben mich auf die Couch.
»Du bist also mit diesem Typen zusammen … mit diesem Vampir?«, fragte er.
War ich das? Ich hatte es geglaubt, doch in diesem Moment konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass ich noch einmal Lust bekommen könnte, Sebastian wiederzusehen. Ich schüttelte den Kopf. »Das ist vorbei.«
»Aber seinetwegen hast du doch blaugemacht, oder?« Ich nickte. William nahm meine Reaktion jedoch kaum zur Kenntnis, denn ihn beschäftigte bereits etwas anderes. »Moment mal! Das war heute Morgen. Als du angerufen hast, war es schon lange hell. Dann können Vampire also tagsüber rumlaufen? Ist ja krass!«
»Nicht alle.«
»Na, da können wir Vater Odin ja dankbar sein.«
Ich brauchte einen Moment, um zu entschlüsseln, was er gesagt hatte. »Bist du jetzt nicht Druide?«, fragte ich erstaunt.
»Scheiße«, fluchte er leise. »Ich meine, Eiche und Esche … oder so ähnlich.«
Zuerst versuchte ich, mir das Lachen zu verkneifen, aber dann merkte ich, wie dringend ich es brauchte, auch wenn ich mich auf Williams Kosten amüsierte. Er grinste ebenfalls. »Tut mir leid«, sagte ich kopfschüttelnd. »Es war ein langer Tag.«
»Ja«, sagte er und lehnte sich zurück. »Ich wollte euch fragen, ob ihr mit mir einen Pfannkuchen essen geht oder so, aber du siehst todmüde aus.«
Und ich hatte eigentlich auch keine Lust mehr auf Gesellschaft. Doch ich konnte verstehen, dass er das Bedürfnis hatte, mit jemandem zu reden. »Vielleicht geht Izzy ja mit.«
»Ja«,
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