Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
sagte er, wackelte lüstern mit den Augenbrauen und wies mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. »Soll ich sie mal fragen?«
Ich lächelte, obwohl ich mit einem Mal sehr bedrückt war. Vielleicht lag es daran, dass William sich solche Mühe gab, obwohl ihn seine Freundin erst vor fünf Minuten verlassen hatte. Vielleicht war es aber auch Reue – weil ich Freunde zurückwies, die Besseres verdient hatten.
»Fragen wir sie zusammen, wenn sie rauskommt«, sagte ich zu William. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich finde sowieso keine Ruhe. Ich komme mit.«
»Cool«, sagte William.
Ich nickte. Es war gut, eine Zeit lang aus dieser Wohnung herauszukommen. Ich glaubte zwar nicht, dass die Vatikan-Agenten heute noch einmal zurückkehren würden, aber ich wollte trotzdem nicht zu Hause bleiben. Die Wohnung war regelrecht entweiht worden, und ich fühlte mich hier nicht mehr sicher.
Barney kam aus ihrem Versteck und strich William um die Beine. Er bückte sich, um sie zwischen den Ohren zu kraulen. Sie begann, laut zu schnurren, und rieb ihren Kopf an seiner Hand.
Ein paar Minuten später tauchte Izzy auf. Sie hatte mein schwarzes Bustier an. »Süße, du hast ja nur Schlampenklamotten im Schrank«, sagte sie mit gespieltem Entsetzen, und wir mussten alle lachen.
Nachdem William ihr erklärt hatte, was wir vorhatten, und Izzy sich etwas Anständigeres zum Anziehen gesucht hatte, ging ich unter die Dusche. Dann zog ich mir eine frische Jeans und ein graugrünes Shirt an. Um mich richtig zurechtzumachen, war ich zu erschöpft. Ich schnappte mir das Geld, das auf der Kommode lag, und suchte in meiner Krimskramsschublade nach Stift und Papier, um Parrish eine Nachricht zu hinterlassen. Ich wollte nicht, dass er ausflippte, wenn er beim Hereinkommen das Blut roch und den Pfeilstumpf und die Einschusslöcher sah. Am Ende dachte er noch, ich wäre tot. Oder erneut geflüchtet. Also schrieb ich:
Mach dir keine Sorgen! Komme gleich wieder.
Ich war im Begriff, mit Meadow Spring zu unterschreiben, doch als mir bewusst wurde, was ich tat, hielt ich inne. Dann dachte ich jedoch, dass mein Hexenname eigentlich eine gute Mahnung für Parrish war, nach Vatikan-Agenten Ausschau zu halten. Es war einen Versuch wert.
»Hast du einen neuen Mitbewohner?« Ich zuckte zusammen, als Izzy plötzlich hinter mir auftauchte.
»Ein Freund aus Minneapolis hat sich auf meiner Couch einquartiert.« Im ersten Moment wollte ich den Zettel mit der Hand verdecken, doch dann nahm ich mir rasch ein Stück Tesa, um ihn an die Wohnungstür zu kleben.
»Hm«, machte Izzy argwöhnisch, doch sie wartete, bis wir alle in ihrem Wagen saßen, bevor sie die Bombe zündete. »Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass dein Freund am Fensterrahmen festhing, Garnet? Ist bei euren Sexspielen was schiefgegangen?«
Ich saß auf dem Rücksitz und sah, dass Izzy mich im Rückspiegel taxierte.
William wirkte schockiert. »Um Himmels willen, Izzy!«, sagte er.
Sie bog ab und fuhr den McKinley Drive hinunter. Die Straßenlampen erhellten das Ufer des Sees, aber das Wasser sah ganz schwarz aus und erinnerte mich an Blut.
»Das war die Eustachius-Kongregation«, sagte ich. Es war mir egal, wie ungeheuerlich und verrückt die Geschichte klang. Die beiden hatten gerade zum ersten Mal einen Vampir gesehen; da verkrafteten sie es auch, von der Existenz einer geheimen katholischen Hexenjäger-Vereinigung zu erfahren. »Diese Leute nehmen den Vers im Buch Mose über die Hexe, die man nicht am Leben lassen darf, sehr ernst. Sie sind hinter Sebastian her.«
Die Sache mit dem Grimoire ließ ich zunächst weg, weil ich erst einmal sehen wollte, wie Izzy und William auf diese Information reagierten.
»Die jagen Vampire?«, fragte William und drehte sich zu mir um. Er hatte seine Brille wieder auf, und er war der Einzige von uns, der sich nicht hatte umziehen müssen. »Der Papst hat Vampirjäger?«
»Hexenjäger«, korrigierte ich. »Sebastian ist auch ein Magier.« Dass die Kongregation auf Informationen von ihrer »Quelle« angewiesen war, was Vampire anging, war in meinen Augen sogar der einzige Grund dafür, dass ich noch am Leben war. Sie schienen nicht so recht zu wissen, wie sie Sebastian beikommen sollten. Es kam mir vor, als gingen sie aufs Geratewohl zu Werke. Vielleicht hatte er recht gehabt, und sie hatten sich tatsächlich übernommen.
Es beunruhigte mich allerdings, dass die Immobilienmaklerin nicht bei dem Überfallkommando dabei gewesen war. Aus irgendeinem
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