Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Madison, während ich redete. Ich erzählte, wie ich Sebastian kennengelernt hatte, von meinem Misstrauen gegenüber der Immobilienmaklerin, von dem Grimoire, von Lilith, von Parrish … einfach alles. Die beiden hörten die ganze Zeit schweigend zu und hakten nicht einmal nach, als ich erwähnte, dass ich bereits in Minneapolis Bekanntschaft mit den Agenten des Vatikans gemacht hatte. Es war richtig unheimlich, besonders Williams Schweigen. Ich fragte mich, ob ich ihm vielleicht zu viele Informationen zugemutet hatte und sein Gehirn sich einfach wegen Überlastung abgeschaltet hatte.
»Äh …«, sagte ich, als ich die Stille nicht mehr ertragen konnte, »und was denkt ihr jetzt?«
Izzy schüttelte nur den Kopf. William hatte seine Brille abgesetzt und rieb sich den Nasenrücken.
»Verdammt, Garnet«, sagte Izzy. »Findest du nicht, ein Vampir-Lover ist genug?«
»Parrish und ich sind nicht mehr zusammen.«
»Oookay«, sagte sie, aber überzeugt klang es nicht. Sie fuhr in eine Parklücke vor dem Pfannkuchenhaus , in dem immer noch reger Betrieb herrschte, weil viele Leute nach dem Kneipenbesuch noch einmal Hunger bekamen.
»Dann gibt es Göttinnen also wirklich?«, sagte William leise. »Aber es ist wieder die dunkle, gruselige Abteilung. Hättest du nicht Fortuna oder so channeln können?«
»Damals war Lilith die richtige Wahl«, entgegnete ich. Was ich den beiden noch nicht erklärt hatte, war, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass Lilith sich mit mir vereint hatte. Auf die näheren Einzelheiten wollte ich lieber nicht eingehen.
Vielleicht, weil ich befürchtete, für verrückt erklärt zu werden, wenn ich es schilderte, wie es gewesen war: Ich hatte den Sitz des Zirkels betreten und gesehen, wie sie meinen Schwestern die Sterbesakramente erteilten. Als die Vatikan-Agenten auf mich gezielt hatten, hatte ich die zerstörerischste, böseste Göttin angerufen, die mir eingefallen war. Sie hatte geantwortet, und alle starben. Als ich hinterher zu mir kam, konnte ich mich an nichts mehr erinnern, aber ich hatte Blut an den Händen.
Der letzte Teil war am schlimmsten. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie der Gutachter der Staatsanwaltschaft vor Gericht erklärte, dass ein solches Verhalten typisch für Menschen mit einer gespaltenen Persönlichkeit war.
Warum war mein Leben nur auf einmal so kompliziert geworden?
»Du hast die Göttin einfach in dich reingeholt?«, fragte William. Seine Augen begannen wieder zu funkeln, während er offenbar überlegte, wie ich es wohl bewerkstelligt hatte, eins mit Lilith zu werden. »Und sie ist in dir geblieben? Warst du nicht in einem Schutzkreis? Hast du dich nicht geerdet?«
»Nein, William, ich habe weder einen Kreis gezogen noch meditiert und mir auch keine Hanfkutte übergeworfen und gesungen!« Meine Worte klangen schroffer als beabsichtigt, weil er recht hatte. In meiner Panik hatte ich sämtliche Sicherheitsvorkehrungen über Bord geworfen. Genau wie an diesem Abend hatte ich einfach irgendwo Hilfe gesucht. Plötzlich fiel mir wieder ein, wie beruhigend sich das Gewicht des Harnischs auf meinen Schultern angefühlt hatte. War ich etwa kurz davor gewesen, eine andere, gütigere Göttin in mich aufzunehmen?
»Mann, du hast vielleicht ein Glück!« William machte einen Schmollmund, verschränkte die Arme vor der Brust und schob das Kinn vor. »Ich kann nicht mal meditieren, ohne dabei einzuschlafen.«
»Junge, ohne fremde Hilfe schaffst du es ja kaum, dir die Schuhe zuzubinden«, sagte Izzy mit einem freundlichen Grinsen.
»Hey!«, fing er an zu protestieren, doch als er sie grinsen sah, zuckte er mit den Schultern. »Ach, du hast ja recht. Und es würde vermutlich helfen, wenn ich mich endlich mal für eine Richtung entscheiden könnte.«
Ich lächelte, aber ich grübelte noch darüber, ob ich mich tatsächlich glücklich schätzen konnte. Ich wusste, was William gemeint hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum manche Leute einen Draht zur Magie hatten und andere nicht, und diese Frage war auch gar nicht so leicht zu beantworten. Ich selbst hatte mich auf die gleiche Weise mit der Magie vertraut gemacht wie viele andere Leute auch: Ich hatte viel gelesen, regelmäßig mit dem Zirkel Rituale durchgeführt und meine Sinne geschult und auf die verborgene Welt ausgerichtet. Doch William hatte recht: Manche Menschen schienen relativ leicht Zugang dazu zu finden, und anderen gelang es nie.
Ich konnte nur sagen, dass ich mehr sah als andere. Ich sah
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