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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Dinge, die den meisten Leuten entgingen. Solange ich zurückdenken konnte, hatte ich Auren schon erkannt, obwohl ich anfangs natürlich nicht gewusst hatte, was ich da sah. Meiner Meinung nach hatte es nichts mit meiner Erziehung zu tun. Sicher, meine Hippie-Eltern waren transzendentalen Erfahrungen gegenüber aufgeschlossen gewesen, aber sie hatten mich keineswegs paganistisch erzogen, vielleicht einfach nur offen. Und wenn ich behaupten wollte, es gäbe eine magische Tradition in unserer Familie, hatte ich als Beweis höchstens meine Roma-Großmutter vorzuweisen, doch ehrlich gesagt hatte sie mir viel mehr über die Anfertigung von Patchworkdecken beigebracht als über Handlesen.
    Vielleicht war es ganz einfach Zufall, ob man einen Draht zur Magie hatte. Möglicherweise war es eine Eigenschaft, die wie ein rezessiver Erbfaktor überraschend in Erscheinung trat, wie zum Beispiel violette Augen.
    Nun sahen meine Augen jedoch grau aus, stellte ich fest, als ich mein Spiegelbild im dunklen Autofenster betrachtete. Und ich wirkte erschöpft. Meine frisch gewaschenen Haare waren zwar schön fluffig, aber mein Gesicht kam mir müde und alt vor; vielleicht weil ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, mich zu schminken. Ich seufzte. Ich hatte keine Lust, essen zu gehen. Ich hatte keinen Appetit. Eigentlich wollte ich nur unter meine Decke kriechen und heulen.
    Izzy und William hatten wohl ähnliche Gedanken. »Hört mal«, sagte Izzy und ließ den Motor wieder an, »ich möchte eigentlich gar nichts mehr essen, und ihr?«
    »Ich will einfach nur nach Hause«, gestand ich.
    »Wisst ihr, was?«, sagte William. »Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe. Ich meine, wenn das alles stimmt, was du uns erzählt hast, Garnet. Ich muss mich an die Arbeit machen! Die Magie wartet da draußen. Ich muss sie nur finden. Ich werde heute Nacht ernsthaft meditieren. Vielleicht kommt ja irgendein Gott über mich.«
    »Sei vorsichtig!«, sagte ich, aber ich war nicht sicher, ob er mich über das Motorengeräusch hinweg hörte.
    Wir verfielen in Schweigen, und während wir durch die Stadt fuhren, schaute ich mir die beliebtesten Wahrzeichen an: das Kapitol mit seinem Kuppeldach und den strahlend weißen Säulen, das Karussell, die Seen und Parkanlagen. Ich schaute auch kurz in die State Street, als wir daran vorbeifuhren, wo es nur so von Menschen wimmelte.
    »Habt ihr den gesehen?«, fragte William unvermittelt. »Ich glaube, das war ein Gigolo.«
    Ich verrenkte mir den Hals.
    »In Madison?«, sagte Izzy. »Hatte er nicht bloß einen schlechten Geschmack, was Klamotten angeht?«
    »Nein, ich schwöre!«, fuhr William auf. »Habt ihr nicht gesehen, wie er voll die Pretty Woman -Nummer abgezogen hat und von Auto zu Auto ging?«
    »Das nennt man ›aufreißen‹«, bemerkte ich. Irgendwie war mir der Typ bekannt vorgekommen. Ich hatte ihn allerdings nicht besonders gut gesehen. Wahrscheinlich hatte er mich einfach nur an jemanden erinnert, den ich kannte. »Er ist vielleicht einfach nur schwul.«
    »Dann kann er doch trotzdem ein Gigolo sein«, erwiderte William.
    Auf der restlichen Fahrt diskutierten wir darüber, ob Prostitution in Madison überhaupt denkbar war.
    Obwohl ich die Fenster offen gelassen hatte, schlug mir beim Betreten meiner Wohnung der Geruch des Putzmittels entgegen. Ich warf einen missbilligenden Blick auf den Pfeilstumpf im Fensterrahmen und das Loch hinter den Sonnenblumen. Ich hatte mir so gewünscht, beim Nachhausekommen festzustellen, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Mist!
    Ich hätte auch bei Izzy oder William übernachten können; sie hatten es mir beide angeboten, doch ich hatte abgelehnt.
    Seufzend betrachtete ich die demolierte Wand. Nun kannte die Kongregation auf jeden Fall meinen Aufenthaltsort. Früher hätte ich in einer solchen Situation den fertig gepackten Koffer aus meinem Schrank geholt und Barney in ihren Transportkorb gesteckt, um die Flucht anzutreten. Doch nach den Erlebnissen des heutigen Tages spürte ich, dass ich bereits starke Bande geknüpft hatte. Wenn ich nun ging, dann opferte ich meine Freundschaften. Als ich das letzte Mal geflohen war, hatte ich nichts mehr zu verlieren gehabt. Das war jetzt anders. Ich wollte nicht allein um meinetwillen bleiben, sondern auch um meiner Freunde willen.
    Ich hängte ein paar Bilder gerade, wischte Staub, räumte auf und kramte ein bisschen herum, bis ich endlich so müde war, dass mir die Augen zufielen. Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich aus und

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