Nicht so stuermisch Hannah
dass ich eine Diagnose stellen möchte. Das darf ich nicht."
„Ich wollte dich nur bitten, ihr zu helfen", sagte Adam.
Hannah musterte Mrs. Blakes blasse Haut, die von tiefen Linien gezeichnet war. „Aber ich könnte das Fieber ein wenig senken. Mit einem kalten feuchten Tuch."
„Das besorge ich dir."
„Warte, Adam. Weißt du, wo sie ihre Medikamente aufbewahrt? Viele Menschen brauchen die Antibiotika, die ihnen ihr Arzt verschreibt, nicht bis zu Ende auf. Sieh nach, ob in Mrs. Blakes Medizinschrank noch eine angebrochene Packung steht."
„ Selbstverständlich."
Adam verschwand im hinteren Teil des Hauses und kehrte bald darauf mit einem feuchten Leinentuch und einer Schachtel Antibiotika zurück.
„Du hast Recht", sagte er. „Sie hat die Packung nicht aufgebraucht, wie der Arzt es ihr verschrieben hat."
Er reichte Hannah die Schachtel. Sie zögerte.
„Vielleicht sollte Mrs. Blake vorher einen Arzt befragen. Vielleicht würde der Doktor ihr jetzt ein anderes Medikament verschreiben. Ihre Bronchitis könnte sich zu einer Lungenentzündung verschlimmert haben." Besorgt zog Hannah die Stirn kraus. „Im Staat Delaware bin ich nicht registriert, Adam."
„Wir sind hier nicht in New York, Hannah. Du brauchst keine Anzeige zu befürchten.
Wir sind alle Nachbarn hier, Freunde, die alle ihr Bestes füreinander tun."
Hannah zweifelte, dass diese kleine Stadt tatsächlich das Paradies war, zu dem Adam es machen wollte. Dennoch, seine Zuneigung und Besorgnis für die ältere Frau war aufrichtig.
Sie blieb den ganzen Tag bei der kranken Frau. Als Tammy kam, konnte Hannah die Ängste ihrer Schwester zerstreuen. Sie versicherte, dass Mrs. Blake bald wieder gesund werden würde. Zunächst brauche sie aber jemanden, der eine Weile bei ihr saß und ihr Gesellschaft leistete, bis mit Hilfe der Antibiotika eine Besserung eintrat.
Am Nachmittag hatte der Arzt angerufen, um mitzuteilen, er könnte nicht vor dem nächsten Vormittag in Little Haven sein. Er hatte eine Patientin zu betreuen, die in der kommenden Nacht ein Baby erwartete.
Hannah versicherte dem Arzt, sie sei in der Lage, mit der Krankheit von Mrs. Blake umzugehen. Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, wunderte sie sich dennoch, dass es heutzutage noch Menschen gab, die eine Hausgeburt wünschten, statt sich in einem Krankenhaus der modernen Technologie anzuvertrauen.
Sie teilte ihre Meinung sogleich Tammy mit. „Oh. Ich bin sicher, Penny würde gern ins Krankenhaus gehen", kam prompt die Antwort. „Aber ihr Mann hat seinen Job verloren.
Sie sind nicht krankenversichert".
„Aber, Tammy", versuchte Hannah zu erklären, „ein Krankenhaus darf dich nicht abweisen, weil du nicht bezahlen kannst."
Ihre Schwester zuckte nur die Schultern. „Aber weil Penny nicht bezahlen kann, würde sie nicht hingehen."
In diesem Moment kam Adam und brachte ihnen eine warme Mahlzeit und eine Dose Suppe für Mrs. Blake. Die Kranke hatte jedoch keinen Appetit. Sie wollte lieber zu Bett gebracht werden, und diesen Wunsch erfüllte Tammy ihr.
Hannah versicherte Adam, dass Ruhe das Wichtigste für Mrs. Blake sei.
„Kannst du etwas länger bleiben?", fragte Adam. „Der Kühlschrank in der Kirchenküche funktioniert nicht richtig. Ich dachte, ich fahre kurz rüber und sehe mir das mal an. Sie planen ein Essen mit Hühnchen und Klößen.
Adam wirkte unentschlossen, als wollte er in der Kirche helfen, gleichzeitig aber auch hier bei Mrs. Blake bleiben. Hannah fand seine große Besorgnis ausgesprochen liebenswert.
„Ich habe beschlossen, die Nacht hier zu verbringen", erklärte Hannah. Als sie seine erleichterte und dankbare Miene sah, wurde ihr ganz warm ums Herz. Obgleich sie nur ihre Fähigkeiten als Krankenschwester nutzte und sich um eine kranke fremde Frau kümmerte, hatte sie das Gefühl, etwas Gutes zu tun.
„Toll, Hannah", flüsterte Adam und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Großartig. Zu wissen, dass du hier bist, befreit mich von einer großen Sorge."
Ihr war ganz schwindelig vor Freude bei dem Gedanken, Adam eine große Sorge abzunehmen.
„Ist das kein Problem für dich?", erkundigte er sich besorgt.
Hannah wehrte ab. „Tammy will auch bleiben. Sie ist den ganzen Nachmittag nicht von Mrs. Blakes Seite gewichen. Sie war es sogar, die vorschlug, dass wir die Nacht hier bleiben sollten."
Ein Schatten verdüsterte Adams Miene, aber er war so schnell wieder verflogen, dass Hannah sich fragte, ob sie sich vielleicht getäuscht hatte.
„Fahr
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