Nicht so stuermisch Hannah
zu leicht machen.
„Ich finde, du solltest mitgehen", pflichtete er ihr bei. „Nicht, dass Tammy und Brian einen Babysitter brauchten. Aber ein netter Abend könnte auch dir gut tun."
Vor Verlegenheit färbten sich Hannahs Wangen glühend rot. Sie ist hinreißend, dachte Adam.
„N...nun", stammelte sie. „Ich habe gedacht, ob du mich vielleicht begleiten würdest, wenn du nicht gerade zu beschäftigt bist."
Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Ich weiß, normalerweise gehört das nicht zu deinen Gepflogenheiten. Zu meinen auch nicht. Aber ... es könnte lustig werden.
Vielleicht..."
Warum fällt es ihr so schwer, die Zuneigung, die wir füreinander empfinden, einzugestehen, überlegte Adam. Was hat sie erlebt, das sie daran hindert, frei über ihre Gefühle zu sprechen?
„Weißt du", gestand Hannah, „Tammy wird keine Ruhe geben, bis ich ihr sage, dass ich dich gefragt habe."
Der KUSS, den sie getauscht hatten, hatte Adam total aus der Fassung gebracht. Hannahs wilde Leidenschaft hatte sein Verlangen geweckt. In sehnsuchtsvollen, erotischen Träumen bewahrte er die Erinnerung an ihre süßen Lippen und strahlend grünen Augen.
Seine Vernunft riet ihm, sich von Hannah fern zu halten, aber dazu war er nicht fähig, und er wusste auch, warum nicht. Er begehrte Hannah. So, wie sie ihn offensichtlich auch begehrte.
Dabei hatte sie ihm doch gesagt, dass sie ihn wollte. Und diesem Geständnis ließ sie wiederum die Erklärung folgen, dass sie sich nicht auf eine Beziehung mit ihm einlassen durfte. Ihr Leben zu Hause in New York sei wichtiger.
War sie möglicherweise im Begriff, ihre Meinung zu ändern?
Aber wenn dem so war, warum schob sie dann noch immer Tammy als Ausrede vor?
Hannah befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. „Wenn du nicht willst, habe ich natürlich Verständnis dafür."
Einen Moment musterte Adam sie. Hannah war schon recht kompliziert. Ein Rätsel eben. Aber wenn ein Mann die Chance erhielt, dieses Rätsel zu lösen, erhielt er möglicherweise eine wunderbare Belohnung für seine Mühe...
Oder er zerbricht daran, mahnte ihn eine leise Stimme.
„Ich komme mit."
Hannah fühlte sich wie ein Schulmädchen. Sie stand vor dem Spiegel und musterte ihr Spiegelbild.
Warum habe ich mich nur so von Tammys Aufregung anstecken lassen, überlegte sie.
Warum hatte sie zugestimmt, sich von ihrer Schwester dieses verführerische Sommerkleid zu leihen? Tammy war am Nachmittag ganz aus dem Häuschen gewesen, als sie zusammen die Kleider auswählten, die sie zu dem Tanzvergnügen tragen wollten. Als Tammy sie überglücklich umarmte und sagte, es gäbe nichts Schöneres, als eine Schwester zu haben, mit der man seine Kleider tauschen konnte, waren Hannah beinahe die Tränen gekommen.
Dennoch, musste dieses Kleid unbedingt so viel Haut zeigen? Hannah schob den Spaghettiträger wieder auf die Schulter.
Normalerweise wäre ein so freizügiges Kleid nicht Hanna hs Stil. Aber es war nicht zu übersehen, dass ihr die Arbeit der vergangenen zwei Wochen in der Sonne gut getan hatte.
Ihre Haut glänzte golden, und es war bestimmt keine Einbildung, dass ihre Muskeln sich gefestigt hatten. Sie fand selbst, dass sie gut aussah, auch wenn es sich nicht schickte, so etwas von sich selbst zu denken.
Sie fuhr sich mit der Bürste durchs Haar und überlegte, ob Adam sie wohl auch attraktiv fand.
Dabei ist das doch völlig unwichtig, tadelte sie sich. Du gehst heute Abend zu diesem Tanzvergnügen, um auf Tammy und Brian aufzupassen, nicht, um Adam den Kopf zu verdrehen.
Dennoch wäre es nicht übel, wenn er ein wenig Notiz von mir nähme, gestand sie sich ein.
Wehmütig lächelnd warf Hannah die Bürste auf den Schreibtisch. Oh, er nimmt Notiz von dir. Das ist dir seit eurer ersten Begegnung bewusst. Dein größtes Problem ist doch gerade, die Aufmerksamkeit zu ignorieren, die er dir schenkt.
„Oh, hör endlich auf damit", flüsterte sie ins Leere. War es denn so schlimm, dem Rat ihrer Schwester zu folgen und einmal im Leben ein bisschen Spaß zu haben?
Entschlossen nahm Hannah ihre Handtasche. Für heute wollte sie die kleine innere Stimme nicht mehr beachten und stattdessen den Abend genießen.
„Wir kommen zu spät", rief Tammy von unten.
Hannah eilte die Treppe hinunter. „Dann sollten wir uns jetzt schleunigst auf den Weg machen."
Arm in Arm und fröhlich lachend verließen die Schwestern das Haus. Hannah war, als hätte sie sich niemals unbeschwerter gefühlt.
Der große Saal
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