Nicht so stuermisch Hannah
ruhig zur Kirche, Adam. Es ist auch nicht erforderlich, heute Nacht noch einmal vorbeizukommen. Du siehst reichlich abgespannt aus und solltest dich zu Hause ausruhen."
„Es war ein schrecklicher Tag." Adam blieb vor der Haustür stehen. „Es tut mir Leid, dass wir heute nicht weiter an deinem Haus arbeiten konnten."
„Das macht nichts", beschwichtigte ihn Hannah. „Dies ist jetzt wichtiger." Bevor sie Zeit hatte nachzudenken, erklärte sie ganz spontan: „Morgen werde ich im Krankenhaus anrufen und meiner Chefin sagen, dass ich länger hier bleiben muss."
Adam schaute sie an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Hannah war selbst höchst überrascht. Bis zu diesem Augenblick war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, länger in Little Haven zu bleiben.
So standen sie an diesem ruhigen Sommerabend eine Weile vor Mrs. Blakes Haustür, als erwarteten sie, dass gleich irgendetwas passieren sollte. Aber dann schenkte Adam Hannah ein umwerfendes Lächeln und verschwand in der Dunkelheit.
Adam stand auf der Leiter, den Pinsel in der Hand, und schaute sich um. Er genoss den Anblick von Hannahs kupfernen Haaren, die auf ihre sonnengebräunten Schultern fielen.
Seit sie miteinander am Haus arbeiteten, hatte er sie immer wieder ermahnt, eine Sonnencreme zu benutzen, um die empfindliche Haut zu schützen. Hannah blieb ihm ein Rätsel. Ein Wunder, über das er ständig
grübelte. Und wenn er meinte, sie durchschaut zu haben, sagte oder tat sie etwas, das sein Bild von ihr wieder veränderte.
Ihr Angebot, zum Beispiel, bei Mrs. Blake zu bleiben: Ihre großzügige Einstellung hatte ihn völlig überrascht. Hannah fuhr seit jenem Tag täglich in die Stadt, um die ältere Frau zu besuchen.
Selbstverständlich war er ein wenig enttäuscht gewesen, als er hörte, Tammy habe den Vorschlag gemacht, über Nacht bei der Kranken zu bleiben. Aber Hannah war geblieben, und Adam fand, das war die Hauptsache.
Er hatte nicht beabsichtigt, Hannah seinen Traum von der Klinik zu offenbaren.
Schließlich war er noch nicht ganz sicher, ob sie die Person war, in die er so viel Vertäuen setzen konnte. Die Klinik war ein Projekt, an dem er schon seit langem arbeitete. Nur die Sorge um Mrs. Blake hatte bewirkt, dass er seine Überlegung so vorschnell geäußert hatte.
Nachdem er Hannah nun mal von der Klinik erzählt hatte, dachte er, dass sie die Richtige war, um seinen Traum zu realisieren. Aber so plötzlich dieser Einfall gekommen war, so schnell verwarf er ihn auch wieder. Hannah würde eine solche Stellung niemals in Betracht ziehen. Ihre Arbeit in New York war ihr einfach zu wichtig. Das hatte sie deutlich genug gemacht.
Hannah spürte seine Blicke. Sie hörte auf zu malen und schaute zu ihm auf.
Es hätte ihm peinlich sein müssen, dass sie ihn beim Starren ertappte. Aber Adam lächelte nur. Sie war die zauberhafteste Frau, die er je gesehen hatte.
„Adam?"
„Hm?" Eigentlich wollte er sofort mit seiner Arbeit fortfahren, aber er schien absolut unfähig, sich zu bewegen. Er konnte den Blick nicht von Hannah wenden, so versunken war er in den Anblick ihres Gesichts, der feinen Linien ihres vollen Mundes, so gebannt starrte er auf den Fleck, wo das kleine Grübchen erscheinen würde, wenn es ihm gelang, sie zum lächeln zu bringen.
„I...ich wollte dich etwas fragen."
Ihre offensichtliche Aufregung beunruhigte ihn. Rasch stieg er von der Leiter und legte den Pinsel beiseite. Aus seiner Hosentasche holte er einen Lappen, an dem er sich die Hände säuberte.
„Es geht... also ...", begann sie stockend, „es geht um das kommende Wochenende."
Adam beobachtete, wie sie sich einige Haarsträhnen aus dem
Gesicht strich. Farbtupfer zierten nun ihre Wangen und ließen sie noch reizvoller aussehen.
„Tammy nervt mich schon eine ganze Weile", fuhr sie fort. „Wie ich hörte, findet im Gemeindezentrum eine Tanzveranstaltung statt, an der sie teilnehmen möchte. Ich glaube, sie hat Brian dazu aufgefordert, und nun planen sie, zusammen hinzugehen. Ich halte es für richtig, wenn ich sie begleite und ein bisschen im Auge behalte. Was meinst du?"
Adam unterdrückte ein Grinsen. Er wusste natürlich von dem Tanz am Samstagabend. Es war eine Veranstaltung, an dem die Frauen die Initiative übernahmen und ihren Traummann einluden. Er hätte nicht gedacht, dass Hannah ihn bitten würde, sie zu begleiten.
Aber wieder einmal schob Hannah ihre Schwester vor. Das enttäuschte ihn, und aus diesem Grunde wollte er es ihr auch nicht
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