Nicht so stuermisch Hannah
Stimme schien erfüllt von Trauer, aber Adam war sich nicht sicher, ob sie sich dieser Trauer bewusst war.
Er fand, Hannahs Mutter hatte sich nicht gerade als gute
Mutter erwiesen. Sie hatte ihre jüngere Tochter im Stich gelassen und ihre ältere Tochter viel zu früh aus dem Nest geworfen. Auch wenn Bobby Ray vielleicht nicht fähig war, für den Unterhalt von Tammy aufzukommen, so hatte Adam doch den Eindruck, dass die jüngere Cavanaugh - Schwester das bessere Los gezogen hatte.
„Himmel noch mal, du riechst so gut", flüsterte Hannah, und „Ich bin müde", fügte sie im selben Atemzug hinzu.
Zärtlich streichelte Adam ihr über die Wange. „Das kann ich mir vorstellen. Du musst ins Haus gehen und dich ordentlich ausschlafen."
Hannah lächelte. „So müde bin ich nun auch wieder nicht. Komm mit hinein. Geh mit mir ins Bett."
Oh ja, er begehrte sie noch immer. Aber während sie plauderte, hatte er die Zeit genutzt, seine leidenschaftlichen Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Daher zögerte er nur eine Sekunde und sagte: „Nicht heute Nacht, Hannah. Nicht heute Nacht."
Wenn sie sich liebten - und Adam war sicher, dass das eines Tages geschehen würde, sollte Hannah einen klaren Kopf haben. Dieses Erlebnis sollte nicht durch Alkohol und dunkle Erinnerungen an ihre Kindheit beeinträchtigt sein. Nein, er wünschte sich, dass ihr Herz dann nur von einem einzigen Gedanken erfüllt war: von ihm. Adam!
Hannah konnte selbst kaum glauben, dass sie an einem Sonntagmorgen so früh durch den Wald streifte. Sie hatte sich beim Aufwachen erstaunlich frisch und wohl gefühlt. Ihre Erinnerungen an die vergangene Nacht waren verschwommen, aber eines war ihr doch im Gedächtnis geblieben: Adam hatte die Situation nicht ausgenutzt.
Nur vage war ihr bewusst, dass sie sich Adam angeboten hatte, und der Gedanke an ihr dreistes Verhalten trieb ihr die Scha mesröte ins Gesicht. Aber sie war entschlossen gewesen, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand, und wenn ihr Erinnerungsvermögen sie nicht im Stich ließ, hatte sie genau das getan.
Wie auch immer, Adam hatte sich wie ein Ritter in glänzender Rüstung verhalten. Ihr Ritter ...
Kaum hatte sie die Augen geöffnet, war ihr völlig klar, dass Adam ihr Angebot abgelehnt hatte, weil sie zu viel getrunken hatte.
Vor Glück schien ihr Körper zu schweben, und ihr Herz stimmte mit ein in den Gesang der Vögel. Fühlt man sich so, wenn man liebt? überlegte sie.
Hannah blieb stehen. Diese aufregende Frage ließ ihre Knie so weich werden, dass sie sich gegen einen Baum lehnen musste.
Liebe? Liebte sie Adam etwa?
Der Gedanke war einfach zu erschreckend, um jetzt darüber nachzudenken. Sie war nicht darauf vorbereitet, war nicht bereit, ihre Gefühle so genau zu überprüfen.
Endlich kam das Haus in Sicht. Von Tammy wusste sie, dass Adam nicht weit entfernt von ihnen wohnte. Glücklicherweise stand sein Pick-Up am Straßenrand.
Hannah begann zu laufen.
Sie wusste nicht, ob sie zu Adam gehen sollte, der ihr Herz mit seiner wundervollen Art angesprochen hatte, oder ob sie vor der Liebe fliehen sollte, die ihr Angst machte.
Der Gedanke war verwirrend. Zu verwirrend. Also verdrängte sie ihn, und, nachdem sie den Plattenweg der Einfahrt überquert hatte, eilte sie - immer zwei Stufen auf einmal nehmend - die Verandatreppe hinauf.
Eine Weile verging, bevor Adam mit nacktem Oberkörper und knapp sitzenden Jeans die Tür öffnete. „Hannah", rief er erstaunt, „was ist passiert?"
„Muss etwas Schlimmes passieren, wenn ich dich besuchen komme?" Sie drängte sich an ihm vorbei. Dabei versuchte sie, nicht zu zeigen, wie atemlos und aufgeregt sie war. Es fiel ihr schwer, nicht auf Adams breite Brust zu starren. Sie riss sich zusammen und nahm stattdessen sein gemütliches Holzhaus in Augenschein. „Du wohnst sehr schön hier", bemerkte sie schließlich.
Adam dankte und schloss die Tür. „Es ist zwar nicht groß, aber ein richtiges Heim."
Wohnraum, Küche und Essecke bildeten einen offenen Raum. Die großen Fenster ließen viel Licht herein. Hinter einer offenen Tür am Ende des kleinen Flurs erspähte Hannah sein zerwühltes Bett. Sie lächelte insgeheim. Das war der Ort, an dem sie sein wollte - mit Adam, vorausgesetzt ihre Hoffnungen erfüllten sich mit diesem Besuch.
Sie wirbelte herum und warf Adam ein strahlendes Lächeln zu. Beim Anblick seines zerzausten Haars und seiner bloßen Füße hätte sie beinahe laut aufgelacht.
„Sieht so aus, als hätte ich
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