Nicht tot genug 14
tätowierter Junge mit rasiertem Kopf niedergeschlagen zwischen zwei uniformierten Beamten. Der ganze Raum wirkte völlig surreal.
Man führte Bishop zum Schalter in der Mitte, hinter dem ein dicklicher Typ mit Bürstenhaarschnitt saß. An seiner schwarzen Krawatte trug er eine goldene Krawattennadel der Rugby-Nationalmannschaft.
Auf einem Videoschirm, der in die Theke eingelassen war, las Bishop:
UNTERSUCHUNGSGEFÄNGNIS BRIGHTON
UM ZU VERMEIDEN, DASS FRÜHERE VERGEHEN IHNEN ZUSÄTZLICHE PROBLEME BEREITEN, WERDEN SIE GEBETEN, MÖGLICHE VORSTRAFEN ANZUGEBEN.
Branson berichtete kurz von den Umständen der Verhaftung. Dann wandte sich der Bürstenhaarschnitt von seiner erhöhten Position aus direkt an Bishop. »Mr. Bishop, ich bin für dieses Untersuchungsgefängnis zuständig. Sie haben gehört, was der Kriminalbeamte soeben vorgetragen hat. Ich habe mich davon überzeugt, dass Ihre Festnahme notwendig und den Gesetzen entsprechend war. Damit ordne ich Ihren Arrest zum Zwecke der Sicherung und Bewahrung von Beweisen und der weiteren Vernehmung bezüglich der gegen Sie erhobenen Vorwürfe an.«
Bishop nickte, eine Antwort fiel ihm nicht ein.
Dann reichte ihm der Beamte ein gefaltetes gelbes DIN-A4-Blatt, das mit SUSSEX POLICE – RECHTLICHE INFORMATIONEN überschrieben war.
»Das wird Ihnen möglicherweise weiterhelfen, Sir. Sie haben das Recht, jemanden von Ihrer Verhaftung in Kenntnis zu setzen und einen Anwalt hinzuzuziehen. Wünschen Sie einen Pflichtverteidiger, oder haben Sie einen eigenen Rechtsvertreter?«
»Könnten Sie bitte Mr. Glenn Mishon anrufen und ihm sagen, dass ich heute nicht zum Essen kommen kann?«
»Geben Sie mir bitte seine Nummer.«
Bishop nannte sie und fügte hinzu: »Außerdem würde ich gern mit meinem eigenen Anwalt sprechen. Robert Vernon von der Kanzlei Ellis, Cherril und Ansell.«
»Ich werde die Anrufe erledigen. Gleichzeitig erteile ich Detective Sergeant Branson die Erlaubnis, Sie zu durchsuchen.« Er stellte zwei Plastiktabletts auf den Schalter.
Zu seinem Entsetzen sah Bishop, wie DS Branson Latexhandschuhe überstreifte. Dann begann er, ihn vom Kopf abwärts abzutasten, zog die Lesebrille aus Bishops Brusttasche und legte sie auf eins der Tabletts.
»Hey, die brauche ich noch. Ohne die kann ich nicht lesen«, protestierte Bishop.
»Bedaure, Sir, aber ich muss sie zu Ihrer eigenen Sicherheit an mich nehmen.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Möglicherweise wird der Haftbeamte zu einem späteren Zeitpunkt erlauben, dass man sie Ihnen zurückgibt.«
»Nun stellen Sie sich doch nicht so verdammt blöd an! Ich habe nicht vor, mich umzubringen! Und wie zum Teufel soll ich dieses Dokument ohne Brille lesen?«
»Wenn es dabei Schwierigkeiten gibt, sorge ich dafür, dass man es Ihnen vorliest.«
»Ach, kommen Sie, das können wir doch wie vernünftige Menschen regeln.«
Ohne auf Bishops Einwände zu achten, nahm Branson auch den Hotelschlüssel, die Brieftasche, das Handy und den BlackBerry und legte die Gegenstände auf ein Tablett. Der Haftbeamte vermerkte jeden Gegenstand, zählte das Bargeld, das sich in der Brieftasche befand, und notierte den Betrag ebenfalls.
Als Nächstes folgten Ehering, die teure Armbanduhr und ein Kupferarmreifen.
Dann reichte der Haftbeamte Bishop einen Kugelschreiber und das Formular, auf dem seine Besitztümer aufgeführt waren, und bat ihn, es zu unterzeichnen.
Bishop zögerte. »Ich bin ja bereitwillig mitgekommen, um Ihnen bei Ihren Ermittlungen zu helfen, aber das hier ist einfach lächerlich. Sie müssen mir schon die Hilfsmittel lassen, die ich für die Ausübung meines Berufes brauche. Herrgott nochmal, ich muss doch E-Mails schicken, telefonieren und lesen können!«
Branson achtete auch jetzt nicht auf ihn, sondern wandte sich an den Haftbeamten. »Angesichts der Schwere des Vergehens und der möglichen Beteiligung des Verdächtigen möchten wir die Kleidung des Verhafteten zwecks Untersuchung beschlagnahmen.«
»Stattgegeben.«
»Scheiße nochmal!«, brüllte Bishop. »Was wollen Sie –«
Branson und Nicholas ergriffen ihn am Arm und führten ihn durch eine Tür. Im Flur dahinter war ein roter Streifen in die Wand eingelassen, den die Beamten in Notfällen nur berühren mussten, um Hilfe zu rufen. Ein Schild warnte vor Rutschgefahr, da der Flur gerade gereinigt wurde. Dann gelangten sie in den Bereich mit den Zellen.
Als er die lange Reihe der Türen erblickte, geriet Bishop in Panik. »Ich – ich habe
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