Nicht tot genug 14
und Barbara? Seinen anderen Freunden?
Der blaue Papieranzug kniff unter den Achselhöhlen, und er konnte seine Zehen in den Turnschuhen kaum bewegen, aber das war ihm egal. Es war alles nur ein böser Traum, aus dem er bald aufwachen und Katie neben sich im Bett vorfinden würde, die Seite mit der Klatschspalte der Daily Mail in der Hand, auf dem Nachttisch eine Tasse Tee.
Er hielt das gelbe Blatt in der Hand, das man ihm ausgehändigt hatte, und mühte sich blinzelnd, es ohne Brille zu entziffern.
SUSSEX POLICE
Rechtsbelehrung
Denken Sie an Ihre Rechte
Plötzlich öffnete sich die Zellentür, und ein Mann mit teigigem Gesicht und Stiernacken schaute herein. Er sah aus wie jemand, der früher Krafttraining gemacht hatte, dessen Muskeln aber inzwischen zu Fett geworden waren. Er schwitzte sichtlich in seiner Uniform.
Beim Sprechen vermied er es, Bishop in die Augen zu schauen. »Mr. Bishop, Ihr Anwalt ist da. Ich bringe Sie zu ihm. Bitte gehen Sie vor mir her.«
Bishop gehorchte und wurde durch ein Netz aus gleichförmigen, hell gestrichenen Fluren geführt, deren eintönige Farbe nur von dem roten Notfallstreifen unterbrochen wurde. Dann betraten sie den Vernehmungsraum, aus dem sich die Polizeibeamten vorübergehend zurückgezogen hatten.
Leighton Lloyd schüttelte ihm die Hand und bot ihm einen Platz an. Dann überprüfte der Anwalt, dass sämtliche Aufnahmegeräte ausgeschaltet waren, und setzte sich zu ihm an den Tisch.
»Vielen Dank, dass Sie so schnell gekommen sind.«
Der Anwalt lächelte freundlich, und Bishop spürte, wie gut ihm das tat, obwohl er genau wusste, dass er in dieser Situation auch die Hilfe von Attila dem Hunnen in Anspruch genommen hätte.
»Dafür bin ich da. Hat man Sie anständig behandelt?«
»Ich habe keine große Erfahrung mit Gefängnissen, und es gibt eine Sache, die mich ziemlich wütend macht. Man hat mir meine Lesebrille weggenommen.«
»Das ist leider normal.«
»Na toll. Kontaktlinsen hätte ich behalten können, und nur weil ich mich entschlossen habe, zum Lesen eine Brille zu benutzen, bin ich jetzt praktisch blind.«
»Ich werde mich darum bemühen, dass man sie Ihnen rasch zurückgibt.« Der Anwalt machte sich eine Notiz. »So, Mr. Bishop, mir ist durchaus bewusst, dass es spät ist und Sie ziemlich müde sein dürften. Die Polizei möchte heute Abend noch eine Vernehmung durchführen, die wir so kurz wie möglich halten werden. Sie wird dann morgen früh fortgesetzt.«
»Wie lange muss ich hier drin bleiben? Können Sie mich auf Kaution herausholen?«
»Ich kann erst dann eine Kaution beantragen, wenn man Sie offiziell beschuldigt. Die Polizei ist berechtigt, Sie vierundzwanzig Stunden lang ohne offizielle Beschuldigung festzuhalten, plus einer möglichen Verlängerung von zwölf Stunden. Danach muss man Sie freilassen, offiziell beschuldigen oder vor Gericht eine weitere Verlängerung beantragen.«
»Also könnte ich theoretisch bis Mittwochmorgen hier drinsitzen?«
»Leider ja.«
Bishop verstummte.
Lloyd hielt ein Blatt Papier in die Höhe. »Dieses Dokument müssen Sie vor der Vernehmung unterzeichnen. Dabei handelt es sich um eine Zusammenfassung der Informationen, die die Polizei uns zu diesem Zeitpunkt zukommen lassen möchte. Soll ich Ihnen den Text vorlesen?«
Bischof nickte. Er fühlte sich derart ausgelaugt, dass ihm sogar der Wille zum Sprechen fehlte.
Der Anwalt las den Inhalt vor und fügte die wenigen Einzelheiten hinzu, die er aus Branson herausbekommen hatte. »Ist Ihnen die Situation klar?«
Wieder nickte Bishop. Es in Worte gekleidet zu hören, machte es nur noch schlimmer. Wie schwere Steine sanken die Vorwürfe tief in seine Seele. Seine Stimmung verdüsterte sich zusehends. Ihm war, als sitze er auf dem Grund eines ganz tiefen Lochs.
In den folgenden Minuten informierte ihn der Anwalt über die Fragen, die man ihm vermutlich stellen würde und wie er darauf antworten sollte. Lloyd wies ihn an, sich hilfsbereit zu geben, seine Antworten aber möglichst knapp zu halten. Sollte es Fragen geben, die einer von ihnen unangemessen fand, würde der Anwalt einschreiten. Außerdem erkundigte er sich nach Bishops Gesundheitszustand, ob er der bevorstehenden Prozedur gewachsen sei oder vorher einen Arzt zu Rate ziehen oder Medikamente einnehmen müsse. Bishop erklärte, das sei nicht nötig.
»Eine letzte Frage möchte ich Ihnen noch stellen. Haben Sie Ihre Frau ermordet?«
»Nein, definitiv nicht. Das ist doch lächerlich. Ich
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