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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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fuhr vom Parkplatz, schaltete zu spät in den zweiten Gang, genoss vielleicht auch nur das Aufheulen des Motors.
    Um durch das Tor zu gelangen, das den Gebäudekomplex, in dem sie wohnte, abriegelte, musste man wirklich kein Genie sein. Vier Zahlen auf einer Tastatur, mehr brauchte es nicht. Die hatte er mühelos herausgefunden, indem er gemütlich im Auto gesessen und andere Bewohner durchs Fernglas beobachtet hatte.
    Der Hof war verlassen. Falls neugierige Nachbarn durch die Gardinen spähten, hätten sie nur denselben ordentlich gekleideten Mann mit dem Klemmbrett gesehen, der schon gestern die Gaszähler überprüft hatte. Nicht sonderlich verdächtig.
    Der Schlüssel, den er gerade erst hergestellt hatte, drehte sich mühelos im Schloss. Gott sei Dank! Er trat in den offenen Wohnbereich und schloss die Tür hinter sich. Es war still, roch nach Möbelpolitur und frisch gemahlenem Kaffee. Der Kühlschrank summte leise.
    Er sah sich um, nahm jedes Detail wahr, wofür gestern keine Zeit gewesen war, da ihn die mürrische Putzfrau nicht aus den Augen gelassen hatte. Weiße Wände mit abstrakten Gemälden, die er nicht verstand. Moderne Teppiche auf dem glänzenden Eichenboden. Zwei rote Sofas, schwarze glänzende Möbel, ein großer Fernseher, eine teure Stereoanlage. Auf einem Beistelltisch das Sussex Life- Magazin. Und Kerzen, Dutzende von Kerzen. In silbernen Ständern, in Gläsern, in Vasen – war sie etwa ein religiöser Freak? Hielt sie schwarze Messen ab? Das wäre ein weiterer Grund, um sie zu beseitigen. Gott wäre froh, sie los zu sein!
    Dann entdeckte er das eckige Goldfischglas, in dem ein einsamer Fisch um die Ruinen eines griechischen Tempels schwamm.
    »Du musst befreit werden«, sagte der Zeitmilliardär. »Es ist nicht richtig, Tiere gefangen zu halten.«
    Er trat vor das deckenhohe Bücherregal. Graham Greene, Am Abgrund des Lebens. Ein Roman von James Herbert, Nobody True. Ein Krimi von Natasha Cooper. Mehrere Bücher von Ian Rankin und ein historischer Thriller von Edward Marston.
    »Wow!«, sagte er laut. »Wir haben ja den gleichen Literaturgeschmack! Schade, dass wir nie die Gelegenheit finden werden, uns über Bücher zu unterhalten. Unter anderen Umständen hätten wir vielleicht richtig gute Freunde werden können.«
    Er öffnete eine Schublade im Tisch. Gummibänder, Parkgutscheine, eine kaputte Fernbedienung für ein Garagentor, eine Batterie, einige Briefumschläge. Er wühlte darin, fand aber nicht, was er suchte. Er schloss die Schublade. Dann suchte er in zwei weiteren Schubladen, ohne Erfolg. Auch die Küche gab nichts her.
    Seine Hand tat immer noch weh. Der stechende Schmerz wurde immer schlimmer, trotz der Medikamente. Und er hatte Kopfschmerzen. Sein Kopf pochte unablässig, und er fühlte sich auch ein bisschen fiebrig, aber damit würde er schon zurechtkommen.
    Dann begab er sich in aller Ruhe nach oben. Cleo Morey war eben erst zur Arbeit gefahren. Er hatte alle Zeit der Welt. Stunden, falls ihm danach war!
    Im zweiten Stock entdeckte er ein kleines Badezimmer. Gegenüber befand sich das Arbeitszimmer. Er ging hinein. Drinnen herrschte Chaos, voll gestopfte Bücherregale wie unten im Wohnzimmer, wenngleich die meisten Werke hier von Philosophie zu handeln schienen. Ein Schreibtisch voller Papiere, in der Mitte ein Laptop, dahinter ein Fenster mit Blick auf die Dächer von Brighton und das Meer. Er öffnete alle Schreibtischschubladen und untersuchte sorgfältig ihren Inhalt, bevor er sie wieder schloss. Dann überprüfte er den metallenen Aktenschrank.
    Ihr Schlafzimmer lag im Stock darüber. Eine Wendeltreppe daneben führte anscheinend nach oben aufs Dach. Er betrat das Schlafzimmer und roch an ihrem Bett. Dann schlug er die purpurrote Tagesdecke zurück und presste die Nase tief in ihre Kissen. Bei dem Geruch regte sich etwas in seinen Lenden. Vorsichtig zog er das Oberbett zurück und roch das ganze Laken ab. Mehr von ihr! Noch mehr von ihr! Keine Spur von Detective Superintendent Grace! Keine Spermaflecken auf dem Laken! Nur ihre Gerüche! Ihre allein! Nur dazu da, damit er sie genießen konnte.
    Behutsam schlug er Oberbett und Tagesdecke wieder zurück. Ganz behutsam. Niemand würde merken, dass er hier gewesen war.
    Im Zimmer stand auch ein moderner, schwarz lackierter Frisiertisch. Er öffnete eine Schublade und da, zwischen ihren Schmuckdosen, entdeckte er ihn! Den schwarzen Lederanhänger mit den goldenen Buchstaben MG. Daran zwei glänzende, unbenutzte

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