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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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zugelegt. Rasierter Kopf, schmales Bärtchen von Unterlippe bis Kinn, coole eckige Brille mit blau getönten Gläsern.
    Wieder und wieder wurde die tote Frau vom Blitzlicht einer Kamera beleuchtet. Der Fotograf Derek Gavin, ein allzeit fröhlicher Mann Ende vierzig, hatte ein Atelier in Hove besessen, bevor ihm die digitale Fotografie das Geschäft verdarb. Er scherzte gern, dass er die Polizeiarbeit bevorzuge, weil die Leichen so schön stillhielten.
    Die beste Neuigkeit an diesem Morgen war, dass man Grace seine bevorzugte Pathologin aus dem Innenministerium zugeteilt hatte. Nadiuska De Sancha, gebürtige Spanierin mit adligen russischen Vorfahren, war witzig, respektlos und machte ihre Arbeit ausgezeichnet.
    Er ging vorsichtig um die Leiche herum und spürte förmlich, wie sich eine Schlinge um seinen Hals zusammenzog. Sein ganzer Körper spannte sich. Welcher gottverdammte Sadist hatte das getan? Sein Blick fiel auf einen winzigen Fleck auf dem weißen Laken, genau unterhalb der Vagina. Sperma?
    Auf einem der vergoldeten Nachttische im Louis-Quinze-Stil stand ein Telefon. Grace nahm aus alter Gewohnheit den Hörer ab. Dann fiel ihm ein, dass Telefone nach den neuen Richtlinien nur von Fachleuten sichergestellt und kriminologisch untersucht werden sollten. Er rief einen Kollegen von der Spurensicherung und instruierte ihn dementsprechend.
    Dann ging er in Gedanken versunken umher, wie er es immer an einem möglichen Tatort zu tun pflegte. Er bemerkte ein auffälliges modernes Gemälde. Es war mit Helen Steele signiert, und er fragte sich, ob sie wohl berühmt war. Von Kunst hatte er wirklich wenig Ahnung. Er betrat das geräumige Badezimmer und öffnete die Glastür der überdimensionalen Dusche. Der Spiegelschrank über dem Waschbecken stand offen, und er warf einen Blick auf die Medikamente. Dabei musste er die ganze Zeit an die Worte der Putzfrau denken.
    Missa Bishop in Woche nicht hier. Gestern Abend nicht hier. Ich weiß nicht wo sein. Ich mache Essen für Missy Bishop. Nur Salat. Wenn Missa Bishop hier, isst Fleisch oder Fisch. Ich groß kochen.
    Wenn Brian Bishop nicht hier gewesen war und Sexspielchen mit seiner Frau getrieben hatte, wer dann?
    Und warum hatte dieser Jemand sie getötet?
    Aus Versehen?
    Die Spur am Hals sprach entschieden dagegen.
    Genau wie sein Instinkt.
     
    12
     
    WIE VIELE Ü BERBLEIBSEL des Baubooms in der frühen Nachkriegszeit war auch Sussex House nicht mit Anstand gealtert. Die Architektur war eindeutig vom Art-deco-Stil beeinflusst und erinnerte an einen kleinen Ozeandampfer.
    Es war zu Beginn der fünfziger Jahre als Klinik für Infektionskrankheiten gebaut worden, und der Architekt hatte wohl seine Vision vom Haus auf einem einsamen Hügel verwirklicht. In den folgenden Jahrzehnten breitete sich die Stadt jedoch zunehmend aus, und die Gegend um das Gebäude wurde zu einem Gewerbegebiet. Irgendwann schloss das Krankenhaus, und das Gebäude wurde nacheinander von mehreren Firmen erworben und weiterverkauft, bis es Mitte der neunziger Jahre von der Sussex Police übernommen wurde.
    Heute galt es als erstklassig ausgestattetes Flaggschiff der Kripo, das den Schritt hin zur modernen britischen Polizei markierte. Inzwischen platzte das Gebäude allerdings aus allen Nähten und besaß auch bei weitem nicht genügend Parkplätze für 430 Mitarbeiter.
    Die Vernehmungsabteilung bestand aus zwei Räumen, von denen einer nur einen Bildschirm und einige Stühle enthielt und für Beobachtungszwecke genutzt wurde. Der größere Raum, in dem Glenn Branson mit DC Nicholas und einem sichtlich verstörten Brian Bishop saß, sollte auf Zeugen und mutmaßliche Verdächtige beruhigend wirken – trotz der beiden Kameras, die an der Wand angebracht waren.
    Der Raum roch neu, als habe man eben erst den Teppich verlegt und die Wände gestrichen, doch so roch er schon, solange Branson denken konnte. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, genau wie Nicholas und Bishop, da das Gebäude eine schlechte Klimaanlage besaß und die meisten Fenster sich nicht öffnen ließen.
    Branson betätigte einen Schalter, mit dem der Aufnahmemechanismus aktiviert wurde, nannte Datum und Uhrzeit und erklärte, dies sei das übliche Verfahren, worauf Bishop zustimmend nickte.
    Der Mann wirkte vollkommen niedergeschlagen. Er hatte eine teure, dunkelgrüne Jacke mit silbernen Knöpfen über das Polohemd gezogen und hockte zusammengesunken auf seinem Stuhl. Die Golfkleidung wirkte in dieser Umgebung ziemlich

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