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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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betrat. Sie würde hören, wenn sich jemand an der Rezeption nach Brian Bishop erkundigte, und konnte zudem genau sehen, wer das Hotel betrat und verließ.
    Widerwillig legte die Familienbetreuerin das spannende Buch weg, in dem sie gerade las, und stand auf.
    »Hallo, Linda«, sagte Grace. »Gutes Buch?«
    »Faszinierend.«
    »Ist unser Gast auf seinem Zimmer?«
    »Ja, ich habe vor einer halben Stunde mit ihm gesprochen und mich erkundigt, wie es ihm geht. Maggie erledigt einige Anrufe. Wir lassen ihn im Augenblick in Ruhe. Der Nachmittag war sehr anstrengend, vor allem die Identifizierung im Leichenschauhaus.«
    Er schaute sich um. Alle Hocker an der Edelstahltheke waren besetzt, ebenso alle Sofas und Sessel. In einer Ecke standen Leute in Smoking und Abendkleid, die aussahen, als gingen sie zu einem Ball. Journalisten waren allerdings nicht zu entdecken.
    »Noch niemand von der Presse da?«
    »Zum Glück nicht. Ich habe ihn unter falschem Namen untergebracht, Mr. Steven Brown.«
    Grace lächelte. »Gut gemacht.«
    »Vielleicht gewinnen wir dadurch einen Tag, aber sie werden bald hier sein.«
    Und mit etwas Glück saß Brian Bishop bis dahin in einer Zelle.
    Grace ging zur Treppe, blieb aber unvermittelt stehen, weil Branson verträumt vier attraktive Teennager anstarrte, die auf einem riesigen Sofa saßen und Cocktails tranken. Er winkte ihm mit der Hand, worauf Glenn nachdenklich zu ihm herüberkam.
    »Ich dachte nur gerade …«
    »An lange Beine?«
    »Wieso lange Beine?«
    Sein verblüffter Blick verriet Grace, dass sein Freund die Mädchen gar nicht angeschaut, sie nicht einmal registriert hatte. Grace legte Branson onkelhaft den Arm um die Taille, die schlank und bretthart vom Krafttraining war. »Das wird schon, Kumpel.«
    »Es kommt mir vor, als wäre ich aus meinem eigenen Leben getreten und versehentlich in einem fremden gelandet. Verstehst du, was ich meine?« Sie stiegen gemeinsam die Treppe hinauf.
    Bishops Zimmer lag im zweiten Stock. Grace klopfte an. Keine Antwort. Er klopfte lauter. Dann ließ er Branson im Flur stehen und holte von unten den Duty Manager, der ihm die Tür mit einem Hauptschlüssel öffnete.
    Das Zimmer war leer. Stickig und leer. Grace und Branson sahen sich an, öffneten die Badezimmertür, doch der Raum wirkte unberührt bis auf den hochgeklappten Toilettensitz.
    »Ist das auch wirklich das richtige Zimmer?«, erkundigte sich Grace.
    »Auf jeden Fall, Sir. Mr. Steven Brown.«
    Die einzigen Hinweise, dass sich überhaupt jemand im Raum befunden hatte, waren die tiefe Mulde in der roten Tagesdecke und daneben ein silbernes Tablett mit einer kalten Tasse Tee, einer Teekanne, einem Milchkännchen und zwei verpackten Keksen.
    32
     
    WÄHREND SIE die überfüllte Promenade entlangging, überlegte Sophie, was Eisfach und Vorratsschrank noch hergaben. Sie hatte zwar nicht viel Appetit, musste aber dennoch etwas essen. Ein Radfahrer mit Sturzhelm und Sportkleidung schoss an ihr vorbei, gefolgt von zwei Jugendlichen auf Skateboards.
    Vor einer Weile hatte sie einen Satz in einem Roman gelesen, der ihr nicht aus dem Kopf ging: An schönen Tagen geschehen schlimme Dinge.
    Auch der 11. September war ein schöner Tag gewesen. Sie hatte oft gedacht, dass die emotionale Wirkung der Anschläge an einem grauen, regnerischen Tag womöglich geringer ausgefallen wäre. An Regentagen erwartete man ohnehin, dass etwas Beschissenes passierte.
    Heute war ein doppelt, wenn nicht gar dreifach beschissener Tag.
    Zuerst die Nachricht vom Tod seiner Frau, dann Brians ablehnende Reaktion, als sie ihn angerufen hatte, um ihn zu trösten. Und jetzt wurde ihr klar, dass ihr ganzes Wochenende im Eimer war.
    Sie blieb stehen und stützte die Ellbogen auf das türkisfarbene Metallgeländer, das die Promenade vom Strand trennte. Unter ihr spielten Kinder mit bunten Bällen auf einem Spielplatz, der früher ein Bootsteich gewesen war. Die Eltern standen in der Nähe und unterhielten sich. Sie wäre auch gern Mutter, wollte ihre eigenen Kinder mit Freunden spielen sehen. Sie hatte sich immer vorgestellt, eine gute Mutter zu werden, weil sie selbst in einer liebevollen Familie aufgewachsen war.
    Ihre Eltern waren nette, anständige Leute, die sich auch nach dreißig Jahren Ehe noch liebten; sie gingen immer Hand in Hand. Sie besaßen eine kleine Firma und verkauften auf Märkten Spitzendeckchen, -servietten und -tischdecken aus Frankreich und China. Als Wohnung und Büro diente das kleine Cottage, das auf einem

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