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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Computerprogramm, mit dem alle Hotels und Fluglinien arbeiteten, würde genau dieses Problem lösen. Es böte zusätzlichen Gewinn für die Hotels und bei derartigen Notfällen eine Rückversicherung für die Fluggesellschaften. Ich überlegte mir weitere Anwendungsgebiete. Alle Organisationen, die eine große Anzahl von Leuten unterbringen mussten, könnten so mit Einrichtungen vernetzt werden, die Zimmer zu vergeben hatten: Reiseveranstalter, Gefängnisse, Krankenhäuser, Katastrophenhilfe, das Militär – und das waren nur einige der potenziellen Kunden.
    Ich war auf meine Goldmine gestoßen.
     
    51
     
    ES HERRSCHTE FLUT , doch zwischen dem Kiesstrand und dem Wasser erstreckte sich noch ein breiter Streifen Watt. Obwohl es schon fast halb neun und die Sonne schon halb untergegangen war, hielten sich noch viele Leute am Strand auf.
    Appetitlicher Grillduft mischte sich mit dem Aroma von Salz, Tang und Teer. Eine völlig bekiffte Steelband spielte auf der Promenade. Zwei kleine nackte Kinder gruben mit Plastikschaufeln im Schlamm, unterstützt von einem dicklichen, rot verbrannten Mann in grellen Shorts und Baseballkappe, der beim Bau einer beeindruckenden Sandburg half.
    Ein jung verliebtes Paar schlenderte barfuß, die Flipflops in der Hand, über den nassen Sand, der übersät war mit Häufchen von Wattwürmern und grünen Algen, und wich dabei vorsichtig verrosteten Getränkedosen und anderem Müll aus. Die beiden hielten sich an der Hand und blieben alle paar Meter stehen, um sich zu küssen.
    Mit sorglosem Lächeln gingen sie an einem älteren Mann vorbei, der den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte und einen Metalldetektor im Kreis vor sich hin und her bewegte.
    In der Nähe ragten die schwarzen Ruinen des West Pier aus dem Wasser, die im schwindenden Licht wie eine unheimliche Skulptur wirkten. Das Wasser schien schneller heranzurücken, drängender, die Wellen brachen sich immer heftiger am Strand.
    Das Mädchen wollte seinen Freund quiekend wegziehen, als das Wasser über ihre nackten Füße spülte. »Ben, ich werde nass!«
    »Stell dich nicht so an!« Die nächste Welle spritzte an ihren Beinen hoch, und die dritte durchnässte sie bis zu den Knien. Er deutete zur Sonne, die blutrot über dem Horizont schwebte. »Schau genau hin. Wenn sie den Horizont berührt, gibt es einen grünen Blitz. Hast du das schon mal gesehen?«
    Doch sie schaute nicht auf die Sonne, sondern zu dem Balken, der sich im Wasser hin und her drehte. An einem Ende hing Tang, der im Wasser auf- und abwogte. Als der nächste Brecher herandonnerte, wurde der Stamm zurückgerissen, doch für einen kurzen Moment sah sie ein Gesicht. Arme und Beine. Und begriff, dass es gar kein Tang war, sondern Haare.
    Sie schrie auf.
    Ben stürzte sich ins Wasser. Der Körper rollte wieder heran. Es war eine nackte Frau, das Gesicht halb zerfressen, die Haut bleich wie Wachs. Wieder wurde sie weggerissen, als wollte der Ozean sie für sich behalten.
    Der junge Mann schoss vor und wurde vollkommen durchnässt, als ihn die nächste Welle traf, doch es gelang ihm, einen Arm zu ergreifen. Die Haut war kalt und reptilienartig. Er schauderte, hielt aber fest. Es war ein Kampf zwischen ihm und dem Sog des Meeres, ein ungleiches Tauziehen. »Tamara«, rief er, »hol Hilfe! Wähl den Notruf!«
    Dann plötzlich fiel er nach hinten und landete flach auf dem Sand, bevor die nächste Welle über ihn hinwegspülte. Doch neben dem Rauschen des Meeres hörte er noch ein anderes Geräusch, ein Heulen, das immer lauter und durchdringender wurde.
    Es war Tamara. Sie stand stocksteif da, die Augen vor Entsetzen aufgerissen, und schrie aus Leibeskräften.
    Ben hatte noch nicht begriffen, dass er einen abgetrennten Arm in Händen hielt.
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    DAS T ELEFON KLINGELTE . Cleo rutschte auf dem Sofa so weit nach vorn, dass sie das Display sehen konnte. Die Handynummer von Grace.
    Sie ließ es klingeln. Viermal. Fünfmal. Sechsmal. Dann sprang der Anrufbeantworter an, und das Klingeln hörte auf. Der vierte oder fünfte Anruf auf dieser Leitung. Dazu die ganzen Versuche auf dem Handy.
    Es war kindisch, nicht abzuheben, denn früher oder später würde sie mit ihm sprechen müssen; im Augenblick aber wusste sie schlicht und einfach nicht, was sie ihm sagen sollte.
    Cleo griff nach ihrem Weinglas und stellte ein wenig überrascht fest, dass es leer war. Schon wieder. Noch überraschter war sie, als sie sah, dass die Flasche chilenischen Weißweins ebenfalls so gut wie leer war.

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