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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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hatte er begonnen, sie zu verfolgen und abwechselnd mit Liebes- und Hassbotschaften zu traktieren.
    Im letzten Sommer hatte sie sich in Roy Grace verliebt, den sie schon lange kannte und als anständigen Menschen erlebt hatte. Außerdem fand sie ihn ausgesprochen attraktiv und war so unvorsichtig gewesen zu glauben, sie habe einen wahren Seelenverwandten gefunden. Bis heute Morgen. Da war ihr klar geworden, dass sie ihm nur als flüchtiger Ersatz für einen Geist diente. Mehr würde sie für ihn wohl niemals sein.

Die kompletten Ausgaben von Times und Guardian lagen ungelesen neben ihr auf dem Sofa. Sie versuchte vergeblich, sich auf ihr Fernstudium zu konzentrieren. Auch gelang es ihr nicht, Die Geschichte der Dienerin von Margaret Atwood zu lesen, mit der sie schon lange liebäugelte und die sie nun endlich in ihrem Lieblingsbuchladen in Hove gekauft hatte. Mittlerweile hatte sie die erste Seite viermal gelesen und kein Wort verstanden.
    Zögernd griff sie zur Fernbedienung, obwohl sie Fernsehen eigentlich verabscheute, weil sie es als Zeitverschwendung betrachtete, und zappte sich durch die Kanäle. In der Hoffnung auf einen Tierfilm schaltete sie auf Discovery Channel und wurde dort von einem Geologieprofessor, der selbst wie ein Fossil aussah, über die verschiedenen Schichten der Erde belehrt. Das musste nun wirklich nicht sein.
    Das Telefon klingelte schon wieder. Auf dem Display wurde keine Nummer angezeigt. Bestimmt etwas Berufliches. Sie hob ab.
    Am Apparat war die Polizeiwache in Brighton. Am Strand nahe dem West Pier war eine Leiche angeschwemmt worden, die Cleo ins Leichenschauhaus bringen sollte.
    Sie überlegte rasch. Gegen sechs hatte sie die Weinflasche geöffnet. Also vor viereinhalb Stunden. Nach zwei Einheiten Alkohol konnte eine Durchschnittsfrau nicht mehr fahren. Eine Flasche Wein enthielt im Durchschnitt sechs Einheiten. Eine wurde pro Stunde verbrannt. Sie müsste also gerade noch fahren können.
    Fünf Minuten später verließ sie das Haus und schloss die Tür ihres MG auf.
    Als sie einstieg und sich anschnallte, tauchte eine Gestalt aus einem Hauseingang auf und ging zu einem anderen Wagen. Cleo ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Der kleine schwarze Toyota Prius glitt, angetrieben von seinem leisen Elektromotor, hinter ihr durch die Dunkelheit.
    53
     
    BIS JETZT HATTE NOCH NIEMAND ein Wort über ihr Kleid verloren, weder Suzanne-Marie noch Mandy oder Cat. Keine der Freundinnen, denen Holly heute Abend über den Weg gelaufen war, hatte es anscheinend auch nur bemerkt. Und das war mehr als ungewöhnlich. Vierhundertfünfzig Mäuse und nicht ein einziger Kommentar. Vielleicht waren sie nur neidisch.
    Oder sie sah katastrophal darin aus.
    Scheiß drauf. Blöde Zicken! Sie. schlenderte in den nächsten Raum, der von zuckenden bunten Lichtern erfüllt war. Es war rappelvoll, Musik dröhnte in einem hämmernden Rhythmus, und in der Luft hing der scharfe Geruch von Haschisch. Holly trank ihren dritten Pfirsich-Martini aus und stellte fest, dass sie ganz schön beschwipst war.
    Wenigstens die Männer bemerkten sie.
    Das Kleidchen wirkte noch knapper als in der Boutique und war so weit ausgeschnitten, dass sie unmöglich einen BH tragen konnte.
    Aber egal, sie hatte tolle Titten, warum sollte sie die nicht zeigen? Genau wie ihre Beine. Sie fühlte sich toll in dem Kleid, richtig schön verrucht!
    »Sch-schickes Kleid. Wo kommssu denn her?«, stieß der Mann nuschelnd zwischen seinen Piranhazähnen hervor und schwankte leicht, während er ihr seinen Zigarettenrauch ins Gesicht blies. Er trug eine schwarze Lederhose, ein hautenges schwarzes T-Shirt, einen strassbesetzten Gürtel und einen großen goldenen Ohrring. Dazu einen der blödesten Haarschnitte, die sie je gesehen hatte.
    »Vom Mars«, sagte sie und ließ ihn stehen. Sie schaute sich zunehmend besorgt nach Sophie um.
    »Nord oder Süd?«, brabbelte er, doch sie beachtete ihn nicht. Holly hatte Sophie zwei Nachrichten geschickt, ihre Freundin hatte sich nicht gemeldet. Inzwischen war es halb elf. Allmählich müsste sie doch auftauchen.
    Holly drängte sich durch die Menge und trat auf die Terrasse, wo es angenehm ruhig war. Ein Pärchen saß auf einer Bank und war in eine gegenseitige Rachenuntersuchung vertieft. Ein zugedröhnter Typ mit langem blondem Haar starrte auf die Bank und schniefte vor sich hin. Holly schaute prüfend auf ihr Handy, keine Nachricht. Sie wählte Sophies Handynummer.
    Wieder nur die Mailbox.
    Sie

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