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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen
Autoren: Claus Vaske
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Hervorragend! Eine klassische Win-Win-Situation: Wir behalten den Auftrag, und Frau Stilskens Mann muss nicht auf dem Sofa schlafen.
    »Johannes«, rufe ich, »die Kuh ist vom Eis.«
    »Hase«, kommt als Antwort, »sei in Zukunft bitte vorsichtiger mit Tiernamen.«
    Und während ich mich zu erinnern versuche, wie der Mann von Frau Stilsken eigentlich mit Nachnamen heißt, poppt eine E-Mail auf meinem PC -Bildschirm auf: Giancarlo wünscht uns Glück für die Zukunft und viele bambini und hat molto pronto unser Hochzeitsfoto gemailt. Tom und ich sehen darauf so verliebt aus wie am ersten Tag.
    Johannes überbringt Yvonne die gute Nachricht, dass wir ihren Patzer ausgebügelt haben, und sie weiß gar nicht recht, wo sie sich bedanken soll. Bei mir? Sie zögert. Stattdessen fällt sie Johannes um den Hals, aber nur ganz kurz, dann verdrückt sie sich.
    Mal sehen, wie es mit ihr in der Agentur weitergehen wird, ganz naiv frage ich Johannes: »Was meinst du: Ist sie Single?«
    Überraschend direkt kontert er: »Stand nicht in ihrer Bewerbung, und im Vorstellungsgespräch darf man nicht danach fragen.«
    »Ach …«
    »Ja, so ist das, ein gewisses Risiko bleibt bei Neueinstellungen immer.«
    Der alte Schwerenöter. Falls er nähere Informationen benötigt, kann ich ihm ab sofort entscheidend weiterhelfen. Das Fenster der Damentoilette öffnet zum Innenhof, und beim Händewaschen höre ich plötzlich einen Verzweiflungsschrei. Ich sehe noch, wie Yvonne wutentbrannt ihr Handy auf den Boden schmettert, dann rennt sie schreiend und schluchzend ins Gebäude. Wir kommen uns in der Toilettentür entgegen, sie sieht mich, und statt mir auszuweichen, rempelt sie mich gnadenlos aus dem Weg. Die nächste halbe Stunde wird sie nicht zu sehen sein.
    »Ich hab nachgedacht«, sage ich zu Johannes, »ich glaube, sie ist Single.«
    Er sieht mich überrascht an: »Woher willst’n das wissen?«
    »Frauen spüren das.«

46
    Maryams Sekretärin teilt mir mit, dass sie noch im Gericht sein müsste. Wenn ich Glück habe, erwische ich sie dort, ich muss ihr unbedingt die Neuigkeiten von mir, Tom und Yvonne erzählen. Doch im Anwaltszimmer ist Maryam nicht. Mein Instinkt sagt mir, dass mir womöglich der unfreundliche Herr Staatsanwalt mit seiner komischen Häkelhaarmütze weiterhelfen kann; warum, weiß ich auch nicht. Ich klopfe vorsichtig an seiner Tür, und als ich von ihm ein etwas gehetztes »Ja« höre, trete ich ein.
    Waren wohl ganz viele »Ja« und nicht nur eins. Ups. Können die nicht die Tür abschließen? Zum Glück verhüllen Roben sehr viel. Ich ziehe so schnell wie möglich die Tür zu und warte draußen.
    Nach kurzer Zeit kommt Maryam raus. »Tut mir leid«, sagt sie, und so, wie sie dabei grinst, meint sie es nicht für fünf Cent.
    Wie es meine Pflicht als Freundin ist, kläre ich sie über ihre Rechte auf: »Frau Haddad, alles was Sie sagen, kann ab sofort gegen Sie verwendet werden.«
    »Kein Problem. Ich bin in vollem Umfang geständig.«
    Okay, dann kann ich auch genauer nachfragen. »Maryam, der?!«
    »Ja, komisch, nicht?« Sie gluckst einmal kurz. Ihr geht’s offenbar blendend. Wahrscheinlich eine Überdosis Glückshormone.
    »Warum ausgerechnet mit dem???«
    »Keine Ahnung. Wir treffen uns, wir besprechen ganz sachlich den Fall, wir streiten uns. Und dann passiert es eben. Möchtest du mehr wissen?«
    »Muss nicht, danke.«
    »Es ist ziemlich geil!«
    »Maryam, es reicht!«
    »Okay.«
    »Ihr haltet das die ganze Zeit geheim?«
    »Du willst also doch Details?«
    »Erspar mir alles, was mit Körperflüssigkeiten zu tun hat. Mir reicht, was ich gesehen habe!«
    »Klar halten wir das geheim. Um Himmels willen, bei Gericht darf das keiner wissen! Befangenheit und so.«
    Inzwischen hat auch Häkelmütze sich wieder geordnet, er schließt sein Büro ab und macht sich auf den Weg in den Feierabend. Im Vorbeigehen flüstert er Maryam zu: »Das Verfahren ist vertagt.« Dabei zwinkert er verschmitzt, er lächelt sogar richtig süß. Erstaunlich: Es gibt Männer, die sind danach netter als vorher.
    Auf dem Weg zum Parkplatz verrät Maryam mir mehr über ihren Staatsanwalt. Er war ihr aufgefallen, weil er sich vor Gericht als erstaunlich hartnäckiger Gegner entpuppte und nie klein beigab, und inzwischen ist es zum Ritual geworden: Sie streiten sich aufs äußerste, keiner gibt nach, und dann, wenn sie richtig in Rage sind, kippt die Leidenschaft, und sie treiben es. Anscheinend geht das schon länger so, sie haben mittlerweile
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