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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen
Autoren: Claus Vaske
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passiert?«
    »Yvonne hat
Baby Elephant Walk
als Musikvorschlag an Patrizia Stilsken weitergegeben.«
    »Und?«
    »Sie hat die Anspielung verstanden. Jetzt ist sie Rumpelstilsken.«
    »Ich komme!«
    Tom setzt mich an der Agentur ab.
    Johannes ruft Yvonne hinzu, ihre Augen sind rotgeweint, und ich wette, dieses Mal hat sie sich stundenlang auf der Toilette eingeschlossen. Aber auf den Anblick könnte ich jetzt sehr gut verzichten. Wie kann man nur so dumm sein!
    »Sie sagt, es war deine Idee«, erklärt Johannes.
    »Hältst du mich für bescheuert? Es war ein Scherz! Sie hatte überhaupt keinen Auftrag, ich hatte auch noch gar nichts freigegeben.«
    »Tut mir leid«, krächzt Yvonne.
    »Wie hat unsere Elfe reagiert?«, will ich wissen.
    »Sie weigert sich, zu laufen.«
    »Und ihr Mann?
    »Weiß ich noch nicht. Du hast übermorgen das Telefonat mit ihm. Viel Spaß!«
    Na danke! Von diesem Gespräch wird alles abhängen; wenn wir Pech haben, kippt die Dämlichkeit unseres Juniortrampels das ganze Konzept, und wir stehen ohne Auftrag da. So verpufft mal eben der Erholungseffekt.
    Der zweite Anrufer hat seine Nummer unterdrückt, die Stimme ist mir unbekannt, sie gehört einem Mann und ist in watteweichem Hessisch eingefärbt, ich brauche ein wenig, bis ich verstehe, worum es überhaupt geht.
    »Ja, schönen guten Tag, mein Cousin hat mir Ihre Nummer gegeben, und es geht um den Auftrag. Sie wissen schon. Sie können mich net kontaktieren, aber wenn Sie mich brauchen, dann können Sie sich einfach an meinen Cousin wenden. Taxi 3309. Wie gesagt, wenn Sie meine Hilfe in Anspruch nehmen möchten: Taxi 3309. Wenn nicht, hab ich Sie nie angerufen. Uff Wiederhöre.«
    Ah, der Killer. Hat sich erledigt, zum Glück brauche ich ihn nicht mehr.
    Die dritte Nachricht: Björn. Er fänd’s schön, wenn wir uns mal wieder sähen.
    Wie bringe ich ihm bei, dass Schluss ist? Er ist jung, und ich habe ihn als sensiblen Menschen kennengelernt, ich will ihn nicht unnötig verletzen. Er soll bloß nicht den Eindruck haben, ich hätte ihn nur ausgenutzt.
    Beziehung beenden – wie ging das noch mal? Verrate ich ihm, dass Tom und ich wieder zusammen sind, oder lass ich es besser; erfinde ich eine Ausrede, sage ich ihm, meine Gefühle … hätten sich eben geändert? Es gab doch diese Standardlüge, die immer so gut passte, es liegt an mir, nicht an dir oder so was.
    Ich brauche einen Stift und Papier. Am besten, ich schreibe mir auf, was ich sage.
    Es war doch nur Sex.
    Ich kenn’ da eine Frau, ich geb’ dir mal ihre Telefonnummer. Sie heißt Yvonne
    Ehrlich gesagt finde ich die Filme von diesemQuarantino ziemlich ätzend
    Alles Mist. Hm. Schwierig …
    Ich habe nachgedacht
    Immer gut. Heißt so was wie, ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht, eigentlich mag ich dich, und ich würde gern mit dir zusammenbleiben, aber Vernunftgründe stehen dem entgegen.
    Ich bin einfach viel älter als du.
    Sehr gut. Ich such die Ursache bei mir, dadurch wird sein Ego nicht angekratzt.
    Irgendwann bin ich alt und grau, und du wirst mich gegen eine Jüngere eintauschen. Du brauchst eine ganz andere Frau als mich, eine, die noch studiert vielleicht, die spontan sein kann und noch nicht so eingefahren ist wie ich. Es war toll mit dir, ich werde den Sex mit dir vermissen, aber seien wir ehrlich: Wir passen einfach nicht zusammen.
    [Kunstpause]
    Ja, es tut mir auch leid.
    Perfekt!
    Wir sind zwei erwachsene Menschen, irgendwo gilt das bestimmt auch für Björn, und ich bin sicher, dass wir in der Lage sind, alles vernünftig zu klären. Am besten, ich beende die Sache so diskret wie möglich, und nach einer halben Stunde fahre ich wieder nach Hause.
    Ich sage ihm für heute Abend zu.
     
    Verabredet sind wir in seiner Wohnung. Mir wäre ein neutraler Ort lieber gewesen, andererseits wäre es, falls es zu einem Streit oder vielleicht sogar zu Tränen käme, riskant, sich im Café zu treffen. Ich sollte es vermeiden, Aufsehen zu erregen, schließlich bin ich eine verheiratete Frau. Ach, wie schön das wieder klingt!
    Björn begrüßt mich mit Küsschen, dann bietet er mir einen Tee an und führt mich zum Sofa. Komisch, auf einmal wirkt er so ernsthaft, so kenne ich ihn gar nicht. Ich weiß genau, was ich sagen werde, den Text auf meinem Zettel kann ich fast auswendig, ich habe ihn mehrfach gelesen und immer wieder korrigiert, um bloß nichts falsch zu machen.
    »Ich habe nachgedacht«, beginne ich, aber Björn unterbricht mich sofort. »Nein«, sagt er,
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