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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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am Freitag bei ihm war, gab’s ja den dezenten Hinweis, dass er Artischocken mag. Also dachte ich mir, ich mache dieses wunderbare Rezept mit der Dorade in der Meersalzkruste mit Artischocken-Kartoffel-Gemüse. Das ist ordentlich Arbeit, aber nach dem, was Malo für mich getan hat, war es mir das wert. Gut, vielleicht war es ein Fehler, dass ich ihn damit überraschen wollte. Auf jeden Fall bin ich extra ins KaDeWe gefahren, um eine ganze Dorade zu bekommen. Und ich muss ehrlich sagen: Das war mit der schönste Fisch, den ich je gekauft habe.
    Den Fisch vernünftig in seinen Salzmantel zu bekommen, ist eine Sauerei, aber nichts gegen die Strapaze, diese doofen Artischocken zu „schälen“ und klein zu schneiden. Im KaDeWe hatten sie nur so Riesendinger, aber weil ich die auch bei Malo im Hotelzimmer gesehen hatte, schienen sie mir passend. Sauanstrengend! Ich dachte noch: ‚Wie der jemals fünfzig davon klein bekommt – keine Ahnung!‘
    So oder so: Am Ende war das Essen perfekt! Ich habe den Tisch wunderschön gedeckt. Mich wunderschön angezogen. Ben wunderschön früh ins Bett bekommen. Und sogar nochmal kurz unter fadenscheinigen Gründen bei Konstantin im Restaurant angerufen, um sicherzustellen, dass er nicht vor Mitternacht nach Hause kommt. Alles war perfekt.
    Dann kommt Malo. Gastgeschenk: Blumen! Hah! Er hat dazugelernt. (Musste ich natürlich später wegschmeißen, damit Konstantin sie nicht sieht.) Er erklärt mit erst mal, wie sehr er sich freut, dass er mich wieder besuchen darf. Und dass ich ihm all seine Fragen über unseren Planeten beantworten will und so weiter. Ich platze vor Aufregung, führe ihn zum Esstisch und erzähle stolz von meiner Überraschung. Er soll sich mal setzen, gleich geht’s los. Da merke ich schon: Skepsis. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Aber er setzt sich artig an den Tisch. Macht mir Komplimente, wie schön alles aussieht und wie perfekt meine Schuhe zum Kleid passen und so. Dieser Mann ist einfach toll!
    Ich komme mit dem Fisch in der Salzkruste, stelle ihn auf den Tisch. Malo ist beeindruckt. „Was ist denn das?“ Da Konstantin so ein Küchenfreak ist, haben wir sogar einen Küchenhammer, mit dem ich dann die Salzkruste aufschlage. Ich denke noch: Wow, das klappt ja super. Die Kruste geht total leicht ab. Der Fisch bleibt ganz und sieht perfekt aus. Ich freu mich so sehr über mich selbst, dass ich erst gar nicht sehe, wie Malos Gesichtszüge entgleisen. Er guckt starr auf den Fisch, als ob dort seine tote Oma liegen würde.
    „Ich hoffe, du magst Fisch?“
    Er quält sich ein Lächeln ab und sagt: „Nicht so gerne. Nein … Das tut mir leid.“
    „Oh. Bist du Vegetarier?“
    Es rattert längst in meinem Gehirn. Das erste Mal getroffen habe ich ihn im Gorilla – ein explizit vegetarischer Laden. Das nächste Mal im Alnatura, wo er Gemüse gekauft hat, und die Artischocken in seinem Zimmer … Wieso habe ich nicht schneller geschaltet? Klar ist er Vegetarier.
    „Na ja“, sagt er. „Wir töten bei uns generell keine Tiere, um sie … um sie zu essen.“
    Und Leute, der Gesichtsausdruck war eindeutig: Es widert ihn offensichtlich an, dass wir das tun. Oh ha.
    Ja, Gott sei Dank hatte ich ja die Artischocken. Ich habe noch nie in meinem Leben so schnell einen Fisch vom Tisch geräumt und komme Sekunden später flötend mit dem Gemüse zurück. Sage dabei: „Kein Problem! Mein Fehler! Dafür habe ich aber auch noch Artischocken!“
    Ich glaube, ich habe sogar „Ta-da“ gesagt oder sowas. Auf jeden Fall preise ich das beknackte Gemüse an wie einen Lottogewinn. Er freut sich erst. Sichtlich. Aber als er dann die Schale mit Artischocken-Kartoffel-Gemüse sieht, stutzt er. Er schaut hinter mich in die Küche. Dann wieder in die Schale.
    „Was ist denn?“, frage ich.
    „Wo sind denn die Artischocken?“
    „Na da!“
    Ich deute auf die mit viel Mühe geschnittenen und perfekt gegarten Artischockenstücke.
    Er (enttäuscht): „Oh! Und die Blätter?“
    Die Gott verdammten Blätter liegen im Müll! Um sie abzubekommen, habe ich mir die Fingernägel ruiniert! Jetzt sage nicht, auf deinem Planeten esst ihr die Blätter!
    „Bei uns isst man die Blätter“, sagt er.
    „Aber das hier ist der Boden. Das ist das Beste an den Artischocken!“, insistiere ich zunehmend angestrengt.
    Er: „Na ja. Bei uns … gilt der Boden als ungesund.“
    Gut, insgesamt war es dann doch noch ein ganz netter Abend. Er hatte eh schon gegessen. Also haben wir uns dann bei einem

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