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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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dass das ja keine Erpressung ist, weil er mir das Geld zurückzahlen wird. Und er hat zehn Mal geschworen, dass er mich garantiert nicht um mehr Geld „bitten“ wird, bis er dann beim Abschied plötzlich doch noch „eine Bitte“ hatte.
    Boah. Gerade klopft Konstantin hier an die Tür und fragt, was ich so lange auf der Toilette mache. Jetzt muss ich sogar schon Durchfall vortäuschen für meinen Blog!
    Axel wollte, dass ich einen Versöhnungsversuch bei meiner und seiner Mutter starte. Das ist wirklich die Höchststrafe! Die beiden Schwestern haben sich vor Jahren wegen einer scheinbaren Lappalie zerstritten und reden seitdem kein Wort mehr. Wer meine Mutter kennt, weiß: Das wird sich so schnell nicht ändern. Und schon gar nicht, weil ich sie darum bitte. Dann muss ich mir allerhöchstens wieder die ganzen Verfehlungen meiner Tante anhören. Offensichtlich leidet meine Tante unter dem Streit. Und darunter, dass seine Mutter leidet, leidet Axel. Was ja irgendwie ganz rührend ist. Aber deswegen ist es nicht weniger aussichtslos, daran etwas ändern zu wollen.
    Ich habe zu Axel gesagt: Vergiss es! Und bin mit Ben abgerauscht, der bereits dabei war, das durchgeschnittene Auto in weitere Einzelteile zu zerlegen. Der zuständige Wächter war nämlich abgelenkt …
    Na ja, und eben kommt eine SMS von Axel:
    „Wär mir aber echt wichtig! Mit den Müttern! Versuch’s doch mal! Sonst …“
    So, wie soll ich jetzt das „Sonst …“ deuten? Wenn ich meine Mutter nicht bitte, sich mit ihrer Schwester zu versöhnen, sagt mein Cousin meinem Mann, dass ich eine Affäre habe (die ich gar nicht habe)? Kann Malo auch Versöhnungen in beliebiger Anzahl herstellen? Was muss ich noch alles vortäuschen? Ich drück jetzt mal die Spülung …

Meine Mutter
    Veröffentlicht am Mittwoch, 7. September 2011 – 15:42
    Vor fünf Jahren hat sich mein Vater von meiner Mutter getrennt. Und zwar nicht wegen einer anderen Frau, einer jüngeren gar, was mit Mitte fünfzig ja durchaus passieren kann. Und auch nicht, weil es einen fiesen Streit gegeben hätte oder etwas Derartiges. Nein, er wollte einfach nur seine Ruhe haben. So hat er es zwar nicht formuliert, aber letztlich ging es genau darum. Wenn man das weiß, kann man sich eine ungefähre Vorstellung von meiner Mutter machen. Sie hat das natürlich tief getroffen, aber irgendwie hat sie es geschafft, das Ganze in noch mehr Energie umzuwandeln, mit der sie nun ihr Leben bestreitet – anders als früher zusätzlich mit einer gehörigen Portion Ihr-könnt-mich-alle-mal! Ein Opfer dieser Einstellung war meine Tante, eine lange Geschichte. Mein ungeliebter Cousin Axel hat mich nun an diese Geschichte erinnert. Am Sonntag im Technikmuseum.
    Und gestern – zwei Tage später – ruft meine Mutter an! Sie kommt nach Berlin! Punkt. Nicht: Passt es euch? Nein, sie ruft an, um die Ankunftszeiten ihres Fluges von Köln durchzugeben. Selbstverständlich wird sie bei uns wohnen – angesichts meines nutzlosen „Arbeitszimmers“ (mit Schlafcouch) wäre jeder Versuch, Platzmangel vorzutäuschen, zum Scheitern verurteilt. Ganz am Ende des Telefonats sagt sie immerhin noch: „Außerdem will ich schauen, wie es meinem zweiten Enkel geht!“
    Sie hat sich wirklich gefreut über die Nachricht, dass wir noch ein Kind bekommen – geht allerdings fest davon aus, dass es wieder ein Junge wird. Ich weiß es besser. Darf aber noch nichts sagen.
    Ihre Ankunft war heute Vormittag. Ich wollte erst Konstantin zum Flughafen schicken, aber der hat das Telefonat mitbekommen, ist sofort in Panik verfallen (meine Mutter und er haben eine „schwierige“ Beziehung) und schlug vor, mit Ben in den Zoo zu gehen, damit wir, Mutter und Tochter, „schön Kaffee trinken“ gehen können. Also hole ich meine Mutter am Flughafen ab, die mich nicht nur ihren hysterisch großen Koffer (sie bleibt bis Sonntag) tragen lassen will – trotz Schwangerschaft. Sondern nach einem Hinweis auf selbige sagt: „Also für die siebzehnte Woche bist du aber schon ganz schön mopsig.“
    Entsprechend unentspannt war dann das anschließende „Schön Kaffee trinken“ am Gendarmenmarkt, bei dem mal wieder folgende Themen im Mittelpunkt standen:
    Erstens: Warum wir uns nicht in so einem „schönen Stadtteil wie Gendarmenmarkt“ eine Wohnung gekauft haben, sondern in „diesem Kreuzberg“. Für meine Mutter ist Kreuzberg voller brennender Autos, Hausbesetzer und „schlechter Ausländer“. (Sie differenziert sehr genau zwischen

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