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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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guten und schlechten Ausländern!)
    Zweitens: Ob Konstantin immer noch an diesem „Blödsinn mit der Gaststätte“ festhält. Dabei schafft sie es – wie immer – den Satz unterzubringen: „Wer nichts wird, wird Wirt.“ Für Konstantin ist ihr Besuch übrigens eine 1A-Gelegenheit, unser derzeitiges Verhältnis etwas aus dem Tiefkühlfach geschoben zu bekommen. Denn schon nach drei Minuten Unterhaltung verteidige ich ihn – ich kann nicht anders!
    Drittens: Dass alle sie mal können! Das Thema taucht auch jedes Mal bei Telefonaten und Besuchen auf. Sie ist nie verlegen um Beispiele, wer sie mal kann. Diesmal ist es ausgerechnet mein Cousin Axel! Denn der hat sie wohl gleich mehrfach angerufen in den letzten Wochen, um für seine Mutter (= ihre Schwester) ein gutes Wort einzulegen. Aber … er kann sie mal. Damit wäre das Thema auch abgehakt. Ich brauche also nicht einmal mein eigenes gutes Wort einzulegen, lieber Axel.
    Über das Wetter hat sie sich dann auch noch beschwert, aber das ist Gott sei Dank in Leverkusen auch nicht viel besser als in Berlin.
    Dann rief Konstantin an. Er hatte die glorreiche Idee, uns alle für den Abend ins Restaurant einzuladen. Meine Mutter bricht daraufhin in schallendes Lachen aus, als ob es ein Witz wäre. Und sagt, dass sie sowieso keine Zeit hat. Es ist ja Popkomm und sie will auf ein Konzert mit katalanischen Musikern, denn katalanische Musik fand sie bei ihrem Trip nach Barcelona so wahnsinnig toll. Ich erspare mir den Hinweis, dass sie bei dem Konzert den Altersdurchschnitt ganz schön nach oben ziehen wird, und behalte meine Zweifel für mich, ob das dieselbe katalanische Musik sein wird, die sie in ihrem Neckermannhotel gehört hat. Stattdessen frage ich Konstantin, ob er im Zoo etwas mit Ben isst oder ob er nach Hause kommt. Daraufhin er: „Nee, wir sind nicht im Zoo. Ben wollte unbedingt ins Technikmuseum.“
    Ich gerate in Panik. Verstehe vor allem eins nicht: „Seit wann kann Ben sagen: ‚Ich will ins Technikmuseum!‘ Er ist nicht mal zwei!“
    „Er hat die ganze Zeit ,Halbe Auto gucken, halbe Auto gucken‘ gesagt. Das ist doch hier im Museum. Wir sind gerade auf dem Weg dahin!“
    Ich wusste, dass mich dieses beknackte durchgeschnittene Auto noch einmal einholen wird. Das Auto, an dem Axel „Aufpasser“ ist. Und deswegen zwangsläufig mit Konstantin reden wird. So blöd wie Axel ist, könnte trotz des gezahlten Schweigegelds das Gespräch ganz schnell auf meine „Affäre“ kommen. Ich habe mir deswegen den Mund fusselig geredet, warum es keine gute Idee ist, mit Ben dort hinzugeben, und dass „Halbe Auto gucken“ auch ein wenig wie „Orang-Utan gucken“ klingt. Die mag Ben doch so. Meine Mutter schaut mich an, als ob ich wirres Zeug rede (was ich ja definitiv auch tue) und Konstantin meint zunehmend gereizt, dass sie ja nun eh schon da sind. Und er jetzt zu dem verdammten Auto geht!
    Na ja, eben sind wir dann nach Hause gekommen. Während ich meiner Mutter ihren Koffer in mein „Arbeitszimmer“ rolle, halte ich vorsichtig Ausschau nach Konstantins Stimmung. Er wirkt sehr angespannt. Aber schon bald merke ich: Es ist nur die Anwesenheit meiner Mutter. Konstantin ist heilfroh, als er sich mit ihr gemeinsam über den nutzlosen Axel aufregen kann, den er vorhin im Museum getroffen hat. (Ich: „Echt? Der arbeitet da?“) Ich will schon durchatmen, weil Axel offensichtlich so gut wie gar nichts gesagt hat – ganz sicher also nichts über meine „Affäre“. Doch da sagt Konstantin zu meiner Mutter: „Er hatte nur eine Frage: Ob ich eigentlich Kontakt zu dir habe!“
    Meine Mutter und ich gleichzeitig: „Was hast du geantwortet?“
    Wir müssen beide ziemlich angespannt rübergekommen sein, denn Konstantin wirkt ganz kleinlaut, als er sagt: „Na ja, ich habe gesagt, dass du gerade zu Besuch bei uns bist.“
    Selten haben meine Mutter und ich so einvernehmlich gestöhnt. Wenn auch aus leicht unterschiedlichen Gründen. Sie, weil Axel sie mal kann. Und ich, weil ich mir sicher bin, dass ich Axel mit seinem blöden Versöhnungswunsch bald wiedersehen werde …

Die letzte Woche
    Veröffentlicht am Donnerstag, 15. September 2011 – 16:19
    Ich glaube, ich wäre in der letzten Woche tatsächlich durchgedreht, wenn ich Malo nicht gehabt hätte. Hier meine drei größten Probleme:
    Erstens: Meine Mutter. Sie ist immer noch da. Ich weiß, sie wollte nur bis Sonntag bleiben. Aber der Beginn ihres Volkshochschulkurses hat sich um eine Woche verschoben. Der

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