Nicht von dieser Welt
Ich hasse es, so kurzfristig mit irgendwas überrascht zu werden. Wir haben ein Kind, ich bin schwanger. Es müssen tausend Sachen vorbereitet werden. Für mich bedeutet dieser „Urlaub“ vor allem eins: Stress! Und dann: Ein All-Inclusive-Hotel? Wisst Ihr, wie das Hotel heißt? Titanic. Das sagt ja wohl alles, oder?
Ein Mädchen
Veröffentlicht am Dienstag, 20. September 2011 – 13:38
Wir waren vorhin beim Frauenarzt. Konstantin und ich. Eigentlich sollte der Termin nächsten Samstag sein, aber da wir ja in den Urlaub fahren (Überraschung!), mussten wir den Termin vorziehen bei einer Frauenärztin, die immer hoffnungslos zu viele Termin annimmt (außer Samstags …).
O-Ton Sprechstundenhilfe: „Also, wenn Se unbedingt wolln, komm’ Se halt!“
Ich bin noch nie in der Schwangerschaft geflogen. Und ich war noch nie in der Schwangerschaft im Ausland. Ist doch wohl klar, dass ich deswegen vorher unbedingt mit meiner Ärztin reden will, oder? Auch wenn Konstantin das nicht versteht. Mit zwei Stunden Wartezeit hatte ich gerechnet, knapp drei wurden es.
Highlight des Termins war rein theoretisch, dass uns nun auch mit Bestimmtheit das Geschlecht unseres Nachwuchses gesagt werden konnte. Ein Mädchen. Juhu. Konstantins Freude hat mich komplett kalt gelassen. Ich war kurz davor, ihm zu sagen, dass ich das schon seit Wochen weiß. Aber ganz so weit bin ich noch nicht. Also so weit, dass ich Konstantin von Malo erzähle. Und nicht nur von dem Außerirdischen Malo, sondern auch dem Mann Malo, der in mir so ganz andere Gefühle auslöst, als Konstantin und sein Überraschungsurlaub es tun.
Eigentlich hätte ich noch tausend Sachen einkaufen müssen nach dem Termin. Aber Ben musste essen und ins Bett. Und Konstantin zur Arbeit. Gerade jetzt – vor dem Urlaub – kann er natürlich keine Sekunde dort fehlen. Und ich hatte ja schon diesen zeitaufwendigen Arzttermin „reingeschoben“. Dementsprechend hatte Konstantin plötzlich nicht mal mehr Zeit, kurz in die gegenüberliegende Apotheke zu gehen, um die mineralische Sonnencreme für Ben zu holen. Stattdessen sagte er:
„Wir fahren ja nicht in die dritte Welt. In der Türkei gibt es auch Sonnencreme!“
Da bin ich ausgerastet. Mitten auf dem Wittenbergplatz. Vordergründig, weil er auch nach knapp zwei Jahren immer noch nicht kapiert hat, dass kleine Kinder nun mal eine besondere Pflege brauchen. Aber eigentlich wegen seiner kompletten Ignoranz. Als er dann auch noch andeutete, ich sei undankbar – schließlich hat er sich den Arsch aufgerissen für die freie Woche – habe ich den Urlaub kurzerhand abgesagt. Ich muss nicht auf die Titanic. Echt nicht!
Konstantin war empört und dann kam es raus: Er braucht diesen Urlaub. Er ist fix und fertig, ausgebrannt. Und sehnt sich nach einer Woche Strand und Nichtstun. Super. Was sagt man dazu? War der Urlaub nicht ursprünglich mal eine Überraschung für mich gewesen? Mit einem bestimmenden „Wir fliegen am Freitag!“ eilte Konstantin davon. Und ich konnte gucken, wie ich Ben allein in den Kindersitz vom Auto bekam – schwanger. Aber das vergisst Konstantin sowieso gerne. Auch zehn Minuten nachdem wir unser Mädchen auf dem Ultraschall gesehen haben. Sie ist übrigens gesund und munter.
Zu allem Überfluss konnte ich Malo gestern nicht sehen – weil Montag war und Konstantin zu Hause den Urlaub „planen“ wollte. Aber auch heute hat Malo keine Zeit – irgendein wichtiges Treffen mit seinen Leuten. Gerade jetzt! Dafür sehe ich ihn morgen. Der einzige Lichtblick. Wir werden reden müssen. Über Konstantin. Ernsthaft.
Welt: Steht wieder Kopf
Veröffentlicht am Donnerstag, 22. September 2011 – 7:47
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Jetzt bin ich aufgestanden, um zu schreiben. Vielleicht hilft es.
Gestern habe ich Malo getroffen. Oh Gott, ich … Wenn ich wirres Zeug schreibe, entschuldigt das bitte. Wir haben uns nachmittags auf dem Spielplatz getroffen. Wie immer. Ich hatte mir vorgenommen, über Konstantin zu reden. Und wir haben geredet. Oh ja. Auch Malo war sehr ernst und hat sofort verstanden, was los ist: Es geht so nicht weiter. Wir waren uns schnell einig, dass ich nicht mit nach Antalya fliege. Soll Konstantin doch alleine fliegen. Kann er sich erholen. Und über uns nachdenken. Denn ich wollte ihm mit auf den Weg geben, dass unsere Ehe keine Zukunft hat. Von Malo wollte ich nichts sagen. Noch nicht. Das hätte den Fokus zu sehr von den Problemen genommen, die schon lange vor Malos
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