Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
Vom Netzwerk:
Auftauchen existiert haben. Klar macht er es mir leichter, aber die Beziehung mit Konstantin geht so oder so nicht weiter. Da ich mir sicher bin, dass Konstantin trotzdem fahren würde – schließlich hat er „geschuftet“ für die freie Woche – hätten Malo und ich eine Woche Zeit, um uns über uns klar zu werden. Vor allem, um endlich mal darüber zu reden, ob eine Beziehung zwischen einem Mann von einem anderen Planeten und mir überhaupt möglich ist. Wie? Wo? Und überhaupt: Ich wollte alles über seinen Planeten erfahren. Er wollte mir alles erzählen. Das haben wir also beschlossen. Gestern auf dem Spielplatz. So. Ihr denkt jetzt, das war die Sensation, wegen der meine Welt Kopf steht? Nee. Echt nicht. Denn das war mir schon seit ein paar Tagen klar.
    Jetzt kommt’s: Wie immer trennen Ben und ich uns von Malo an der Straße vor dem Spielplatz. Malo muss noch wohin, winkt ein Taxi herbei, umarmt mich, wie nur er das kann, und steigt ein. Während er davonfährt, sehe ich einen Mann in Malos Alter. Er winkt. Wem? Malo im vorbeifahrenden Taxi. Malo sieht ihn offensichtlich nicht. Der Mann ruft:
    „Hey Stefan!“
    Aber da biegt das Taxi schon um die nächste Ecke. Der Mann sieht mich. Ich gehe mit Ben eh in seine Richtung. Er nickt mir freundlich zu und sagt:
    „Ah. Sie sind eine Freundin von Stefan?“
    Ich nicke.
    „Ich bin mit ihm zur Schule gegangen. Harald. Vielleicht hat er mal erzählt. Wir waren echte Kumpel damals. Aber … Er ruft nie zurück! Haben uns seit Monaten nicht gesehen!“
    Er schaut dem Taxi noch einmal hinterher, was mir ein paar Sekunden gibt, um in Ruhe dabei zuzuschauen, wie meine schöne, aufregende Welt sich einmal komplett auf den Kopf dreht. Sie tut es noch nicht ganz, weil ich es noch nicht ganz glaube, verstehe, wahrhaben will.
    „Sie sind mit ihm zur Schule gegangen? Hier? Also … Wo denn?“
    „Bielefeld. Abi 92. Er ist dann sofort nach Berlin. Bin jetzt aber auch schon ein paar Jahre hier.“
    Meine Stimme muss bei der nächsten Frage schon beachtlich gezittert haben:
    „Sie sind sich ganz sicher, dass der Mann, der eben ins Taxi gestiegen ist, Ihr alter ‚Kumpel‘ ist?“
    „Klar. Stefan Müller. Er …“
    Harald, Malo/Stefans Kumpel, stockt. Er mustert mich. Wird plötzlich ernster und auch ein wenig unsicher. Seine folgenden Worte werde ich nie vergessen: „Sagen Sie jetzt bitte nicht, er hat Ihnen erzählt, dass er von einem anderen Planeten kommt!“
    Ich kann darauf unmöglich antworten. Er versteht aber auch so.
    „Scheiße! Dieser Idiot. Das macht er seit Jahren! Das ist so ’n unmöglicher Tick von ihm. Ich habe ihm schon so oft gesagt, mach das nicht mit den Mädels … Das geht irgendwann ganz fies nach hinten los.“
    Er regt sich richtig auf. Ist wütend. Hält nebenbei noch Ben davon ab, auf die Straße zu laufen. Denn ich habe Ben vergessen. Man könnte glühendes, flüssiges Eisen über meinen Sohn kippen, ich würde es nicht mitbekommen. Denn bei einer auf dem Kopf stehenden Welt sieht man so etwas nicht. Man sieht gar nichts.
    „Sie haben das doch nicht etwa geglaubt? Also so richtig?“, fragt Harald mich.
    Ich höre mich sagen: „Nein. Nicht wirklich.“
    „Er kann verdammt überzeugend sein. Denkt sich immer neuen Blödsinn aus. Für eine Frau hat er sogar mal so ’n Hologramm bauen lassen – sieht dann aus, als ob ein leuchtender Stein über seiner Hand schwebt. Macht mächtig was her. Hat er Ihnen das auch gezeigt?“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Wissen Sie, er hat geerbt. Musste nie arbeiten. Und hat einfach zu viel Zeit und Geld! Dieser Idiot! Es tut mir echt leid, wenn ich da jetzt … Also, ich will mich natürlich nicht einmischen.“
    „Das tun Sie nicht … Ich muss jetzt gehen.“
    Das musste ich wirklich. Sonst wäre ich entweder in Tränen ausgebrochen oder vor Scham im Boden versunken. Mit dem Kopf zuerst. Denn meine Welt steht ja auf selbigem.
    Ich habe später versucht Malo anzurufen. Er war nicht zu erreichen. Was vielleicht auch besser ist. Was wahrscheinlich sogar viel, viel besser ist.

Abflug
    Veröffentlicht am Freitag, 23. September 2011 – 7:57
    Die letzte Nacht war nicht viel besser als die davor. Ich habe zur Zeit weniger Schlaf als nach Bens Geburt. Ich war gestern nicht wie verabredet auf dem Spielplatz. Als Malo versucht hat, mich anzurufen, bin ich nicht drangegangen. Es klingt so einfach: Red mit ihm! Aber es geht einfach um zu viel, als dass ich für solche beknackten Spielchen einen Nerv

Weitere Kostenlose Bücher