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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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seinem Schreibtisch. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, lächelte er sie erfreut an und sagte: »Rebecca! Welch seltener Besuch! Wenn Sie freiwillig in mein Büro kommen, muss es ja wirklich wichtig sein.«
    Rebecca ging nicht auf den leisen Vorwurf ein, sondern begann unbeirrt und mit knappen Worten zu berichten. Als sie geendet hatte, ohne dass sie von Karsten unterbrochen worden war, fühlte sie sich erschöpft wie nach einer großen Anstrengung. Sie schloss kurz die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger einige Male über die Stirn.
    »Kaffee?«, fragte Karsten, der sie aufmerksam beobachtet hatte. Sie nickte dankbar und verfolgte, wie er mit geschmeidigen Bewegungen aus einer altmodischen, silbernen Thermoskanne zwei Becher voll Kaffee goss und ihr den einen in die Hand drückte.
    »Zucker und Milch hab ich leider nicht. Aber so, wie Sie aussehen, sollten sie ihn sowieso besser schwarz trinken. Am besten wäre natürlich intravenös.«
    »Ihr Charme ist wie immer unwiderstehlich.«
    Rebecca versuchte sich an einem winzigen Lächeln und nahm einen großen Schluck von dem lauwarmen, abgestandenen Gebräu. Karsten grinste und wartete geduldig ab, bis sie noch ein paar Schlucke Kaffee getrunken hatte.
    »Besser?«, fragte er dann.
    Rebecca sah ihn über den Becherrand hinweg an und nickte.
    »Ja, und das war nicht zu erwarten, wenn man bedenkt, dass Ihr Kaffee noch schlechter ist als der von Thomas.«
    »Seien Sie nicht so undankbar. Erzählen Sie mir lieber, wie Sie den Fall angehen wollen.«
    »Thomas und Sven sind gerade in Maria Laach, um den Bruder der Ermordeten aufzusuchen. Christina und ich versuchen zunächst einmal die Identität des zweiten Opfers zu klären. Dann werden wir uns um den ehemaligen Freund von Frau Walterscheidt kümmern und danach systematisch alle verschlungenen Fäden im Leben der beiden entwirren. Ich hoffe, wir haben bis dahin schon eine heiße Spur.«
    Karsten nickte und goss sich noch einen Kaffee ein. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Schließlich sah er Rebecca an und sagte: »Ich frage mich, ob Ihnen auch etwas aufgefallen ist an diesem Fall.«
    Rebecca zögerte, bevor sie antwortete: »Sie meinen den Mönch?«
    Karsten nickte zustimmend.
    »In der Tat. Ich finde, es gibt in letzter Zeit ziemlich viele Mönche in Ihren Fällen. Glauben Sie, das ist Zufall?«
    »Möglich. Auf jeden Fall habe ich bisher noch keinen Anhaltspunkt für einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen.«
    »Richtig, aber Sie sollten das im Auge behalten.« Karsten räusperte sich. »Wieso sind Sie eigentlich nicht selbst nach Maria Laach gefahren?«
    »Ich … weil ich zuerst mit Ihnen sprechen wollte.«
    Karsten zog belustigt die Mundwinkel in die Höhe.
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    Thomas und Sven stiegen die wenigen Stufen zur Klostertür hinauf und betätigten die Türglocke. Sie mussten einige Augenblicke warten, bis ihnen die Tür von einem älteren, beleibten Mönch mit Haarkranz und großer Brille geöffnet wurde.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
    Der Blick des Mönchs glitt interessiert an Thomas' langer Zottelmähne entlang und blieb schließlich an dem Ausweis hängen, den dieser in die Höhe hielt.
    »Mein Name ist Thomas Stockhausen von der Kripo Köln, und das ist mein Kollege Sven Rademacher. Wir würden gerne mit Andreas Walterscheidt sprechen.«
    »Mit Bruder Andreas? Worum geht es denn?«
    Sven ließ ein vernehmliches Räuspern hören und schob sich neben Thomas.
    »Das würden wir ihm gerne selber sagen. Könnten Sie ihn bitte holen oder uns zu ihm führen?«
    Der Mönch nickte und ließ sie in einen kleinen Raum eintreten, der sich rechts hinter der Tür befand.
    »Einen Augenblick Geduld bitte«, murmelte er und verschwand. Kurz darauf öffnete sich die Tür erneut, und ein alter, grauhaariger Mönch trat ein.
    »Ich bin Bruder Johannes, der Abt dieses Klosters«, sagte er mit volltönender Stimme. »Mein Mitbruder sagte mir, dass Sie von der Kriminalpolizei sind und mit Bruder Andreas sprechen wollen?«
    Thomas und Sven nickten stumm.
    »Bitte folgen Sie mir!«
    Bruder Johannes drehte sich um, ohne weitere Erklärungen einzufordern, und schritt erstaunlich flink voran.
    »Wir werden Bruder Andreas um diese Zeit in der Bibliothek finden«, erklärte er, während sie lange Gänge durchpflügten wie ein Schiffsbug das

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