Nichts als Knochen
Stirn … alles ganz anders. Das ist er auf keinen Fall.«
»Und kennen Sie diesen Mann?«
»Nein, ich habe ihn noch nie gesehen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Okay.« Thomas schien zufrieden zu sein. »Eine Frage noch: Wissen Sie zufällig, wie Jan mit Nachnamen heißt?«
»Keine Ahnung. Wie gesagt, ich kenne ihn nur flüchtig.«
»Macht nichts, das finden wir heraus. Was ist mit Frau Walterscheidts Familie? Gibt es außer ihrem Bruder sonst noch jemanden? Eltern, Geschwister?«
»Nein, die beiden sind Waisen. Die Eltern sind vor vielen Jahren bei einem Autounfall gestorben, und weitere Geschwister gibt es nicht. Andreas, ihr Bruder, ist der einzige Verwandte, von dem sie je erzählt hat.«
»In Ordnung. Eine Frage noch: Wissen Sie zufällig, ob Frau Walterscheidt ein Foto von Jan hatte?«
»Ja, im Wohnzimmer auf der Kommode stand ein Urlaubsfoto von den beiden.«
»Oh, gut! Bitte zeigen Sie es mir.«
Er schob die junge Frau zur Schlafzimmertür heraus an Rebecca vorbei, die während der ganzen Zeit wortlos mit verschränkten Armen am Türrahmen gelehnt hatte. Im Wohnzimmer blieben sie vor der Kommode stehen, die immer noch von einem Polizeibeamten nach brauchbarem Material durchsucht wurde.
»Genau hier hat das Foto gestanden«, sagte Frau Berger und wies auf die betreffende Stelle. »Es war ein Bild aus Griechenland, glaub ich. Im Hintergrund waren jedenfalls Säulen von einem Tempel oder so was in der Art zu sehen.«
»Ist es das hier?«, schaltete der Polizist sich ein und griff unter einen Stapel mit Papieren, die er beiseite gelegt hatte.
»Ja, das ist es«, entgegnete sie und betrachtete das Bild, »das sind Andrea und Jan.«
»Gut, vielen Dank, Frau Berger. Sie haben uns sehr geholfen.«
Thomas nahm das Foto an sich und steckte es ein. »Wahrscheinlich wird in den nächsten Tagen jemand von uns zu Ihnen kommen, um noch ein paar Fragen zu stellen, aber für heute sind Sie erst mal entlassen.«
Als Frau Berger verschwunden und auch die Leiche abtransportiert war, trat Thomas neben Rebecca, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen.
»Es ist Maria Laach, nicht wahr? Krishna ist dort im Kloster, stimmt's?«
Sie nickte stumm, drehte sich um und ging auf die Wohnungstür zu.
»Schwing die Hufe, wir müssen zurück ins Präsidium.«
Zusammenhang gesucht
R ebecca ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen, stützte die Ellbogen auf und legte ihren Kopf in die Hände. Sven und Christina kamen näher und blieben vor ihrem Schreibtisch stehen.
»Und?«, fragte Christina. »Was war los? Erzähl doch mal.«
Rebecca hob den Kopf und starrte sie sekundenlang an, ohne zu antworten.
»Später«, sagte sie dann. »Sven, du fährst mit Thomas nach Maria Laach. Ihr werdet den Bruder des weiblichen Opfers ausfindig machen. Thomas wird dir auf der Hinfahrt alles Wichtige erzählen.«
Thomas, der bereits nach seiner Jacke gegriffen hatte, zupfte an Svens Ärmel und zog ihn Richtung Tür.
»Komm schon, wir haben nicht ewig Zeit.«
Als die beiden draußen waren, wandte Rebecca sich an Christina, die sich mit gerunzelter Stirn gesetzt hatte.
»Wann kommt Knut aus dem Urlaub zurück?«
»Nächstes Wochenende, glaub ich.«
»Shit happens. Dann müssen wir bis dahin halt noch ein paar Überstunden mehr machen.«
Sie lehnte sich zurück und seufzte. Dann berichtete sie kurz, was sie bisher herausgefunden hatten.
»Klingt nach 'ner Menge Arbeit«, stellte Christina fest.
»Ja, deshalb werden wir auch sofort loslegen. Thomas und Sven werden wohl erst heute Abend zurück sein. In der Zwischenzeit sollten wir uns um die Identifizierung der männlichen Leiche kümmern. Frag mal bei Dirk nach, wann er die Fotos fertig hat. Dann spring bei Michael vorbei und lass dir das Adressbuch von Frau Walterscheidt geben, das er zur Untersuchung mitgenommen hat. Inzwischen wird er hoffentlich damit fertig sein. Danach kannst du die aktuellen Vermisstenmeldungen durchchecken, ob jemand dabei ist, dessen Beschreibung auf den Toten passt.«
Sie stand auf und ging auf die Bürotür zu.
»Ich werde zuerst mal zu Karsten gehen und ihm berichten, was passiert ist. Ach ja, wenn du bei Michael bist, bring doch gleich auch die Fingerabdrücke mit, die er von dem Mann genommen hat, und füttere den Computer damit. Vielleicht haben wir ja Glück und er ist in der Datei. Bis später.«
Karsten Gottschalck beendete gerade ein Telefongespräch, als Rebecca eintrat, und wies mit der freien Hand auf den Stuhl vor
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