Nichts als Knochen
großen Wert darauf, Teil einer Herde zu werden«, gab Krishna zurück, während er sich mühsam hochrappelte. »Lassen wir also lieber alles beim Alten.«
»Na gut.« Der Mönch machte sich am Wassertrog zu schaffen, um Amalie zu versorgen. »Aber für einen Atheisten sind Sie ziemlich standhaft, zumindest, was die Geburtshilfe bei Kälbern betrifft!« Er schickte ein verschmitztes Lächeln über seine linke Schulter, und Krishna musste unwillkürlich zurückgrinsen.
Eine Stunde später streckte Krishna sich, frisch geduscht und mit Jogginghose und T-Shirt bekleidet, auf seinem Bett aus und versuchte eine Position zu finden, in der sein Rücken nicht wehtat. Schließlich rollte er sich stöhnend auf die Seite und fiel eine Minute später in einen erschöpften Schlaf.
Als er wach wurde, fror er erbärmlich. Vorsichtig drehte er sich um und warf einen Blick auf den Wecker. Halb drei. Er blinzelte mit halb geschlossenen Augen gegen die kleine Lampe an, die immer noch auf seinem Nachttisch brannte. Als er mit der rechten Hand nach dem Schalter tastete, hörte er halblaute Stimmen aus der Zelle nebenan. Er hielt in der Bewegung inne und lauschte, doch er konnte keine Worte verstehen. Langsam richtete er sich auf. Plötzlich konnte er deutlich den Namen ›Andreas‹ verstehen. Und nach einer kleinen Pause noch mal, diesmal lauter: »Andreas!«
Es folgte ein kurzes Rumoren, das Quietschen einer Tür, und dann ein Hämmern gegen die Tür seiner eigenen Zelle. Überrascht kam er auf die Füße und ging zur Tür. Als er öffnete, sah er zunächst nur einen dunklen Schatten davorstehen. Erst nach einigen Augenblicken konnte er das verängstigte Gesicht Bruder Giordanos ausmachen. Er war bleich und hatte die braunen Augen weit aufgerissen.
»Bruder Andreas«, stammelte er, »es geht ihm schlechter. Sie … Sie sind doch Arzt.«
Krishna hatte den jungen Mönch schon zur Seite geschoben und eilte in die Zelle nebenan, wo Bruder Andreas mit geschlossenen Augen auf seinem Bett lag. Rasch setzte Krishna sich neben ihn und fühlte seine Stirn. Überrascht zog er die Hand zurück und sah Bruder Giordano an.
»Er glüht ja! Seit wann hat er so hohes Fieber?«
»Ich … ich weiß nicht«, stammelte der junge Mönch, »ich habe um zehn noch mal nach ihm gesehen. Da war es noch nicht so hoch, glaube ich.«
»Warum ist er nicht auf der Krankenstation?«, fragte Krishna ungehalten, während seine Finger rasch nach dem viel zu schnellen Puls tasteten und er besorgt einen Blick auf die Brust von Bruder Andreas warf, die sich unter flachen Atemzügen rasch hob und senkte. »Er ist schwer krank und braucht Pflege.«
»Er wollte nicht«, antwortete Bruder Giordano, »er wollte sich lieber in seiner Zelle auskurieren.«
»Okay! Hören Sie, wir haben jetzt keine Zeit mehr für Diskussionen. Wir müssen so schnell wie möglich das Fieber senken. Laufen Sie zur Krankenstation, so schnell Sie können, und schlagen Sie Alarm. Ich brauche Handtücher und fiebersenkende Mittel, und Bruder Valentin soll ein Stethoskop und ein Fieberthermometer mitbringen!«
Bruder Giordano sah ihn bestürzt an.
»Ist es sehr ernst?«, flüsterte er.
»Laufen Sie schon!«
Als die trommelnden Schritte des jungen Mönchs auf dem Gang verklangen, hatte Krishna sich schon ein Handtuch geschnappt, sein T-Shirt ausgezogen und beides unter den Kaltwasserhahn des Waschbeckens gehalten. Rasch zog er dem blonden Mönch, der immer wieder gequält hustete und den Kopf hin und her warf, die Tunika aus und wickelte ihm die nassen Tücher um die Waden. Dann machte er auch die Tunika nass, warf sie Andreas über Brust und Arme und tupfte mit einem Zipfel das schweißnasse Gesicht ab.
Als Bruder Giordano und Bruder Valentin die Zelle betraten, hatte Krishna die kalten Wickel gerade abgenommen, um sie zu erneuern, und dabei beunruhigt festgestellt, dass sie sich erschreckend schnell erwärmt hatten.
»Wie geht es ihm?«, flüsterte Bruder Valentin.
Ohne zu antworten, griff Krishna nach dem Stethoskop und trat an den Kranken heran.
»Helfen Sie mir, ihn auf die Seite zu drehen, ich muss den Rücken abhören.«
Krishna presste das Stethoskop auf Andreas' Rücken und lauschte mit angestrengtem Gesichtsausdruck auf die gurgelnden Geräusche, die an sein Ohr drangen.
»Verdammt! Ich hab's mir schon gedacht. Klingt nach einer Lungenentzündung. Er hätte viel früher medizinisch versorgt werden müssen!«
Vorsichtig drehte er den Patienten wieder um und wies auf den
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