Nichts als Knochen
ihr denn so betreten aus der Wäsche?«, fragte er und setzte sich halb auf Knuts Schreibtisch. »Irgendwas passiert?«
»Wir kommen gerade aus Maria Laach«, entgegnete Martin. »Es hat letzte Nacht einen Todesfall im Kloster gegeben.«
»Jetzt sag bloß nicht, dass der Asthmatiker tot ist. Wie heißt er doch gleich?«
»Bruder Andreas.«
»Genau.« Thomas nickte und sah Martin stirnrunzelnd an. »Ist er wirklich tot?«
»Ich hab die Leiche nicht gesehen, aber der Abt sagt, dass er letzte Nacht einer Lungenentzündung erlegen ist.«
»Mist! Das macht den Fall nicht gerade einfacher. Wenn er wirklich was mit dem Mord an seiner Schwester zu tun hatte, dürfte es jetzt verdammt schwierig werden, das posthum nachzuweisen.«
»Stimmt«, mischte Knut sich ein, der den Kuli inzwischen in seine Einzelteile zerlegt hatte, »es sei denn, wir finden ein Motiv oder das Seil, mit dem sie erwürgt wurde, im Kloster.«
Thomas nickte nachdenklich.
»Bruder Andreas war Asthmatiker?« Rebecca sah Thomas an, als käme er von einem anderen Stern.
»Ja, ich glaube schon. Jedenfalls hatte er so ein kleines Fläschchen, wie Asthmatiker es verwenden, wenn sie einen Asthmaanfall haben. Er machte schon letzte Woche, als Sven und ich da waren, einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Hat ständig gehustet, und einmal hatte er so einen Anfall von Atemnot.«
Rebecca ging zu ihrem Schreibtisch, wühlte in einer Schublade, bis sie Rudolfs Obduktionsbericht gefunden hatte, und verließ mit den Worten »Ich bin mal bei Karsten« den Raum.
Karsten Gottschalck hörte Rebecca stirnrunzelnd zu. Als sie geendet hatte, sah er sie ein paar Sekunden lang schweigend an. Schließlich beugte er sich vor und schüttelte leicht den Kopf.
»Rebecca, nehmen wir einfach mal an, Sie haben Recht. Was dann? Was schließen Sie daraus?«
»Noch gar nichts. Ich kann den Zusammenhang noch nicht erkennen, aber ich will ihn herausfinden.«
Sie warf ihm einen beschwörenden Blick zu.
»Karsten, bitte! Wenn es stimmt, was ich vermute, dann muss die Ursache für den Tod des Mönchs irgendwo im Kloster liegen, und Andrea Walterscheidt muss auch damit in Berührung gekommen sein. Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass hier auch der Schlüssel zu den Morden liegt. Was weiß ich, vielleicht hat sie ein Geheimnis gelüftet, das für ihn so wichtig war, dass er es mit keinem teilen konnte, noch nicht einmal mit ihr.«
»Und was haben Sie dann vor, wenn Sie Recht behalten?«
»Jemand muss sich im Kloster umsehen und den Dingen auf den Grund gehen.«
»Ich weiß nicht recht.« Karsten verzog das Gesicht. »Das klingt alles sehr vage.«
»Verdammt, Karsten, ich will doch nur alle Möglichkeiten ausschöpfen! Außerdem ist da noch dieser andere Mönch, Bruder Giordano. Er war zuerst in Köln, als der Obdachlose von der Brücke stürzte, und ist möglicherweise der Mönch, den wir damals die ganze Zeit gesucht haben. Und jetzt ist er in Maria Laach, und schon wieder stirbt ein Mensch in seiner unmittelbaren Umgebung. Ich glaube nicht, dass das alles Zufall ist. Sie selber haben mir doch gesagt, ich soll nicht aus den Augen verlieren, dass es auch in dem Obdachlosenfall einen Mönch gab. Und jetzt haben wir in dem Kloster zumindest einen räumlichen Schnittpunkt zwischen den beiden Fällen.«
»Dann fahren Sie doch einfach hin und verhören diesen Bruder Giordano«, schlug Karsten vor.
»Das hätte doch keinen Sinn. Er würde leugnen, dass er der Mönch ist, der in dieser Nacht auf der Hohenzollernbrücke war. Schließlich hat ihn keiner aus der Nähe gesehen. Er würde also einfach alles abstreiten und wäre gewarnt. Und wenn er irgendein Geheimnis hütet, würde er es danach umso sorgfältiger vor uns verstecken. Wir brauchen jemanden im Kloster, der ihn unauffällig ausspioniert und gleichzeitig den Tod von Bruder Andreas durchleuchtet, und ich wette, dass es da irgendwo einen Überschneidungspunkt gibt!«
Karsten sah sie eine Weile nachdenklich an.
»Es liegt in der Zuständigkeit von Rheinland-Pfalz«, gab er dann zu bedenken.
Rebecca nickte nachdrücklich.
»Also gut!« Karsten seufzte. »Ich setze mich mit den Kollegen in Koblenz in Verbindung. Ich nehme an, Sie wollen dabei sein?«
»Ja, und am liebsten auch Rudolf.«
»Ich werde sehen, was ich machen kann.«
Neuformation
R ebecca hielt die Luft an, als Rudolf den Brustkorb der Leiche öffnete. Der junge Koblenzer Kollege lächelte ihr mitfühlend zu und fragte: »Ihre erste
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