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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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müssen also schon mit Ihren eigenen Leuten klarkommen. Was ist mit Christina, kann sie das nicht übernehmen?«
    Rebecca zuckte die Achseln.
    »Dürfte schwierig werden, ihr als Frau den Zugang zum Kloster zu verschaffen, den sie braucht, um dort einiges auszukundschaften.«
    »Das müsste machbar sein«, bemerkte Karsten mit einem Anflug von Genugtuung.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Rebecca misstrauisch.
    »Nun, ein ehemaliger Mitarbeiter von mir aus meiner Bonner Zeit, Matthias Lehmann, ist inzwischen aus den Diensten der Kripo ausgeschieden und hat den Hofladen in Maria Laach übernommen.«
    »Was für einen Hofladen?«
    »Das ist ein kleiner Laden am Besucherparkplatz neben dem Kloster. Sie verkaufen dort alle möglichen Produkte, die im Kloster erzeugt werden, vom Gemüse bis zum Rinderbraten. Matthias ist täglich im Kloster, um seine Geschäfte abzuwickeln. Ich habe noch immer Kontakt zu ihm und denke, ich könnte jemanden da einschleusen, der für eine Weile seine Aufgaben übernimmt.«
    »Klingt gut«, gab Rebecca zu, »aber Christina ist, glaube ich, trotzdem nicht geeignet.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie ist völlig von der Rolle momentan. Sie hat den Großteil des Tages im Krankenhaus bei dem angeschossenen Kollegen vom KK 24 verbracht. Ich glaube, sie macht sich Gedanken, dass es vielleicht doch ihre Schuld sein könnte, dass seine Tarnung aufgeflogen ist.«
    »Verstehe.« Karsten nickte und sah einige Sekunden lang nachdenklich auf die Schreibtischplatte. Dann hob er den Blick und sah Rebecca in die Augen. »Dann werden Sie das wohl selbst übernehmen müssen.«
    »Ich …« Rebecca warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Das geht nicht«, sagte sie schließlich leise.
    »Wieso nicht?«, wollte er wissen, doch sie antwortete nicht.
    »Also, Rebecca, fassen wir mal zusammen. Es gibt unter Ihren Mitarbeitern keinen, der sich unerkannt und unauffällig in dem Kloster umsehen könnte, aus anderen Gruppen kann ich keine Leute für Sie abstellen, und Sie selber wollen das aus mir unerfindlichen Gründen nicht machen. Wie hatten Sie sich das denn vorgestellt? Soll ich das etwa für Sie übernehmen, oder was?«
    Karsten nahm sie gnadenlos auseinander, und Rebecca fühlte sich ziemlich unwohl in ihrer Haut.
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete sie dann zerknirscht.
    »Na also! Dann werden Sie das selbst übernehmen. Keine Widerrede! Ich werde gleich Matthias anrufen und Sie für morgen früh anmelden. Natürlich wäre es schon besser, wenn wir jemanden im Kloster selber hätten, der sich dort umsehen und diesen italienischen Mönch beobachten könnte. Vielleicht sollten Sie den Abt in Ihre Pläne einweihen.«
    »Nicht nötig«, warf Rebecca ein, »ich kenne jemanden, der zurzeit dort ist.«
    »Tatsächlich? Wen?«
    »Mein Freund ist für zwei Wochen da.« Rebecca hatte mechanisch geantwortet, ohne zu überlegen. Jetzt musste sie erkennen, dass dies ein Fehler war. Karsten brach in schallendes Gelächter aus und klopfte sich auf die Schenkel.
    »Und wer sollte ihm das verdenken?«, brachte er schließlich japsend hervor. »Wenn ich mit Ihnen zusammen wäre, würde ich auch die Flucht ins Kloster antreten!«
    Rebecca erhob sich würdevoll und sah ihn von oben herab an.
    »Und wenn ich mit Ihnen zusammen wäre, würde ich Sie nicht daran hindern! Angenehmen Tag noch!«
    Sie wandte sich zum Gehen, und Karsten wischte sich noch eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
    »Okay, okay, tut mir Leid, aber die Vorlage war einfach zu verführerisch.« Er grinste sie entschuldigend an. »Außerdem habe ich ja stante pede das Gegentor kassiert. Ich hätte halt wissen müssen, dass Sie immer das letzte Wort haben müssen.«
    Sie lächelte ihm schweigend zu, drehte sich um und verließ ohne ein Wort das Büro. Zwei Sekunden später streckte sie noch mal den Kopf herein und fragte: »Ach übrigens, Karsten, wissen Sie eigentlich, warum es so schwer ist, einen männlichen Schneemann zu bauen?«
    »Nein, warum?« Karsten sah sie misstrauisch an.
    »Weil man den Kopf aushöhlen muss!«
    Krishna saß im Schatten der Bäume am Ufer des Schwanenweihers und starrte auf das dunkle Wasser, in dem sich einige weiße Wolken spiegelten. Das grelle Licht der Frühlingssonne überflutete den Konventbau und die Abteikirche auf der anderen Seite des Weihers und erwärmte die alten Gemäuer, doch hier im Schatten war es kühl und noch feucht vom Regen der letzten Tage. Krishna konnte das feuchte Gras durch seine Jeans hindurch spüren, doch es

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