Nichts als Knochen
Verbindung setzen und herausfinden, wie die vorgehen wollen.«
»Hab ich schon gemacht. Ich hab mit Kottmann gesprochen.« Christinas Gesicht blieb ausdruckslos.
»Und?«
»Sie haben sich mit Lebowsky zusammengesetzt und wollen eine gemeinsame Strategie fahren. Mehmet hatte inzwischen genug Beweise gesammelt, um die ganze Ringszene hochgehen zu lassen. Sie hatten eine groß angelegte Razzia geplant, und die wollen sie heute Abend auch durchführen. Schmittchen hofft, dass dabei auch gleich die Kerle ins Netz gehen, die versucht haben, Mehmet zu erschießen.«
»Gut! Halt dich auf dem Laufenden über die Ergebnisse. Ansonsten kannst du dir zunächst noch mal die Nachbarin von Frau Walterscheidt vornehmen. Vielleicht weiß sie ja doch noch mehr über deren Verhältnis zu ihrem Zwillingsbruder. Versuch auf jeden Fall, noch mehr Informationen über die Beziehung der beiden zu bekommen. Es wäre gut, wenn du jemanden fändest, der beide Geschwister kannte. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass uns das einen gewaltigen Schritt weiterbringen könnte.«
Sie sah noch einmal in die Runde.
»Falls es keine Fragen mehr gibt, können wir die Besprechung für heute beenden. Ich bin, wie immer, über mein Handy zu erreichen, falls sich wichtige Neuigkeiten ergeben.«
Alle erhoben sich und gingen ihren Aufgaben nach. Während Rebecca ihre Sachen zusammenpackte, kam Thomas herüber und sah ihr eine Weile schweigend zu.
»Bist du dir sicher, dass du den Job im Kloster selber erledigen willst?«, fragte er schließlich.
»Was soll ich machen? Ihr seid ja alle schon mal da gewesen und für eine verdeckte Ermittlung gänzlich ungeeignet. Außerdem ist es Karstens Wunsch.«
»Und seit wann machst du, was Karsten will?«
»Was soll die Frage?« Rebecca hatte gerade ihren Schreibtisch abgeschlossen und sah Thomas herausfordernd an. »Er ist genauso gut mein Chef wie deiner. Ich kann mich nicht allen seinen Anweisungen entgegenstellen. Außerdem hat er ja Recht: Ich bin die Einzige, die für diesen Job in Frage kommt.«
Sie stand auf, ging zur Garderobe und griff nach ihrer Jacke.
»Und was ist mit Krishna?«
Thomas hatte leise gesprochen, doch an ihrem Zögern merkte er, dass sie ihn gehört hatte. Sie drehte sich noch einmal um und sah ihn an.
»Was soll mit ihm sein?«, entgegnete sie achselzuckend. »Er ist noch bis Freitag dort, und vielleicht laufe ich ihm gar nicht über den Weg, obwohl das sicher hilfreich für meine Ermittlungen wäre. Und wenn ich ihn doch treffe, wird mich das wohl kaum umbringen. Schließlich leben wir zusammen, oder?«
»Ja.« Thomas nickte. »Das klingt wirklich sehr überzeugend. Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück.«
Verdeckte Ermittlungen
K rishna ging mit langen Schritten über den Besucherparkplatz und steuerte auf den kleinen Laden zu, der am linken Rand des Parkplatzes lag. Er sah übernächtigt aus und hätte eine Menge dafür gegeben, einige Stunden friedlich schlummern zu können. Doch daran war im Moment nicht zu denken. Auch die letzte Nacht hatte er fast die ganze Zeit wach gelegen und über Bruder Andreas' Tod nachgedacht und vor allen Dingen darüber, ob er ihn hätte verhindern können. Er musste mit dem Grübeln aufhören, und er musste versuchen, wieder zu schlafen. Vielleicht würden ihn ein, zwei Gläser Rotwein vor dem Schlafengehen in einen sanften Traum geleiten, aber er konnte schließlich schlecht in die Klosterküche gehen und um Rotwein und Korkenzieher bitten. Da musste er sich schon selber helfen. Entschlossen stieß er die Tür des Ladens auf und durchschritt ihn, während er die Blicke links und rechts suchend über die Regale gleiten ließ. Am Ende des kleinen Ladens in einer Nische wurde er fündig. Chianti! Rot, trocken und über zwölf Umdrehungen. Für seine Zwecke genau das Richtige. Und ein Korkenzieher würde sich hier ja wohl auch noch finden … Er zog eine Flasche aus dem Regal und starrte verblüfft auf das Preisschild: 17,49 Euro.
»Ja, sind die denn komplett verrückt geworden hier?«, murmelte er ungehalten. »Das ist Nötigung!«
Wütend sah er sich um und hielt nach einer Verkäuferin Ausschau, an der er seine schlechte Laune auslassen konnte. Der Laden war menschenleer, doch ein Geräusch hinter der Theke mit der Kasse ließ ihn einen Schritt nach vorne gehen. Richtig, da lehnte ein Schrubber an der Wand, und dahinter hockte jemand auf dem Boden und wischte. Er konnte blonde, kurze Haare erkennen, die sich gleichmäßig hin und
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