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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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her bewegten.
    »Entschuldigung«, rief er lautstark und immer noch wütend, »könnten Sie mir wohl hier hinten mal behilflich sein? Diese Weinflasche hier muss falsch ausgezeichnet sein.«
    Die blonden Haare hinter der Kasse kamen höher. Er konnte ein atemberaubend hübsches, kleines Ohr erkennen, dann wurde die ganze Person, die in einem weißen Kittel steckte, sichtbar und drehte sich zu ihm um.
    Krishna ließ die Weinflasche fallen, und der 17,49-Euro-Rotwein ergoss sich über den Boden und über seine helle Leinenhose, die jetzt aussah, als habe er an einer Schlachtung teilgenommen.
    »Scheiße«, sagte er und starrte die Verkäuferin an.
    Rebecca, die ihn schon beim Hereinkommen erkannt und sich geschäftig am Boden hinter der Kasse versteckt hatte, setzte eine unnahbare Miene auf und entgegnete lapidar: »Erstaunlich, welch verbale Gewalt unser Wiedersehen in dir aufweckt. Hallo, Krishna.«
    Sie kam hinter der Kasse hervor, ging zu ihm nach hinten und warf einen Blick auf das Preisschild, das noch auf einer der Scherben am Boden erkennbar war.
    »Das macht dann 17,49 Euro – oder 34,98 Euro, falls du noch eine Flasche mitnehmen willst.«
    Krishnas entgleiste Gesichtszüge begannen sich wieder zu ordnen, und langsam breitete sich darauf ein Lächeln aus, das beim Mund begann und schließlich bei den Augen ankam, die übermütig Funken sprühten.
    »Was, zum Teufel, tust du hier? Hast du mich so sehr vermisst, dass du mir bis ins Kloster folgst?«
    Er trat einen Schritt vor, mitten in die Lache aus Rotwein und Glassplittern hinein, schlang heftig die Arme um sie und presste ihren Kopf mit einer Hand an seinen Hals.
    »Keine Spur! Ich bin rein dienstlich hier«, beharrte Rebecca mit halb erstickter Stimme, da Krishnas Arme sich um ihren Oberkörper gelegt hatten wie Schraubstöcke.
    »Ich glaub dir kein Wort, aber ich verzeihe dir.« Krishna gluckste in ihr Ohr wie ein aufgeregtes Huhn.
    »Wie großmütig von dir!« Rebecca bog sich zurück und versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien. »Lernt man so viel Seelengröße im Kloster?«
    »Ja, genau«, antwortete er grinsend, während er sie weiterhin umklammert hielt, »und man lernt da auch, was Entbehrung bedeutet. Aber leider hilft es einem nicht dabei, Entbehrungen leichter zu ertragen, im Gegenteil!«
    Er drängte sie gegen das Weinregal in der kleinen Nische.
    »Man sehnt sich da drin nach allem, was man dort an weltlichen Dingen entbehrt und bisher immer als selbstverständlich angesehen hat. Und eins kannst du mir glauben: Ich habe in den letzten eineinhalb Wochen nichts so sehr vermisst wie dich.«
    Er nahm ihren Kopf in die Hände und küsste sie heftig. Einige Sekunden überließ sie sich seinen Lippen und seinen Händen, dann entwand sie sich ihm.
    »Nicht hier«, sagte sie, leicht außer Atem, »man könnte uns sehen.«
    Krishna ließ die Hände sinken und starrte sie verdattert an.
    »Vielleicht kannst du mir mal erklären, warum man uns nicht sehen darf. Aus dem Teenageralter sind wir doch wohl schon eine Weile raus, und mir will einfach kein Grund einfallen, warum ich dich nicht in der Öffentlichkeit küssen darf.«
    »Wie ich schon sagte, ich bin dienstlich hier.«
    Rebecca war in die Knie gegangen und begann, die Glasscherben auf dem Boden aufzusammeln.
    »Niemand hier darf wissen, dass wir uns kennen. Das würde meine Ermittlungsarbeit stark behindern, wenn nicht sogar vereiteln.«
    Krishna ging ebenfalls in die Knie und sah sie ernst an.
    »Willst du mir damit etwa sagen, dass du dich die nächsten Tage genau vor meiner Nase befinden wirst, und ich muss die ganze Zeit so tun, als ob ich dich nicht kenne?«
    Rebecca wich seinem Blick aus und nickte, während sie verbissen winzig kleine Scherben auflas.
    »Ja, so ähnlich.«
    »Das kannst du nicht von mir verlangen!«
    Er packte sie mit einer Hand an der Schulter, bis sie ihn ansah.
    »Ich geh vor die Hunde, wenn ich dich nicht bald berühren darf«, sagte er leise, aber eindringlich. »Bitte! Du kannst doch einen Verhungernden nicht vor ein Sahneschnittchen setzen und ihm befehlen, es erst in drei Tagen aufzuessen!«
    Rebecca wischte seine Hand von ihrer Schulter und funkelte ihn an.
    »Das Sahneschnittchen verpasst dir gleich einen Satz heiße Ohren!«
    Krishna schlug bittend die Handflächen gegeneinander und jaulte leise wie ein junger Hund. Rebecca verkniff sich ein Lächeln.
    »Also gut«, gab sie schließlich nach, »wir können uns im Paradies treffen.«
    »Im Paradies? So lange

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