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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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wollte ich eigentlich nicht warten! Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob ich da jemals hinkommen werde, und bei dir hab ich auch so meine Zweifel.«
    »Paradies nennt man den Bereich vor dem Eingang zur Abteikirche. Er ist umgeben von einem Kreuzgang, und in der Mitte des bewachsenen Innenteils steht der Löwenbrunnen. Wir können uns da heute Abend um neun treffen.«
    »Warum da? Wir könnten uns doch auch in deinem momentanen Domizil treffen. Wo immer das auch ist, ein Bett wird es dort wohl geben.«
    Rebecca setzte einen strengen Gesichtsausdruck auf.
    »Kommt nicht in Frage. Ich bin nicht zum Vergnügen hier. Außerdem liegt das Paradies in der Nähe eines Ortes, den ich heute Abend noch besuchen will.«
    Sie erhoben sich beide, als ein groß gewachsener Mann Ende vierzig den Laden von einem Nebenraum aus betrat, und Krishna nickte leicht zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Als er sich umwandte, um zu gehen, hielt Rebecca ihn zurück.
    »Entschuldigen Sie …«
    Krishna blieb überrascht stehen und drehte sich um.
    »Sie haben den Wein noch nicht bezahlt. Das macht 17,49 Euro, bitte.«
    Verstohlen grinsend zog er sein Portemonnaie hervor und drückte ihr einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand.
    »Stimmt so«, bemerkte er gönnerhaft, »der Rest ist für die gute Beratung!«
    Die Nacht war ungewöhnlich mild, trotzdem zog Rebecca fröstelnd die Schultern hoch und zog ihre Jacke enger um den Körper. Es war nahezu dunkel, der Mond war nur als schmale Sichel erkennbar, und die ersten Sterne funkelten noch schwach. Krishna war seit fast zehn Minuten überfällig, und Rebecca begann, sich hier alleine im Dunkeln unwohl zu fühlen. Sie saß im Paradies auf der Steinmauer zwischen zwei Doppelsäulen des Kreuzgangs. Hin und wieder wurde die Nachtluft vom Schrei eines Vogels durchschnitten – jedenfalls hoffte Rebecca, dass es nur Vögel waren. Nervös warf sie einen Blick über die Schulter und konnte aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten erkennen, der sich in dem Bereich zwischen Abteikirche und Konventbau von der Wand löste. Rasch kam die Gestalt zum Paradies gelaufen, und kurz darauf hatte Krishna sie entdeckt und kam zu ihr herüber. Er ließ sich neben ihr auf die Steine nieder, nahm sie wortlos in die Arme und küsste sie lange. Schließlich lösten sich ihre Lippen voneinander, und er betrachtete ihr Gesicht.
    »Komm, lass uns hier abhauen«, schlug er leise vor, »wir packen unsere Sachen und fahren nach Hause. Ich hab den ganzen Nachmittag drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass dies das einzig Vernünftige ist.«
    »So einfach ist das nicht«, widersprach Rebecca und strich mit einem Finger vorsichtig die Linie seiner Wangenknochen entlang. »Ich hab hier erst noch einen Job zu erledigen.«
    Krishna seufzte und setzte sich aufrecht hin.
    »Irgendwie habe ich gewusst, dass du so was in der Art sagen würdest.« Eine Weile betrachtete er seine Fußspitzen, die den Steinboden des Kreuzganges berührten. Dann legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.
    »Also gut, dann erzähl mir wenigstens, was du hier machst.«
    Seine Hand glitt von Rebeccas Schulter und legte sich auf ihre Hüfte. Missbilligend verzog er das Gesicht.
    »Musst du das Ding eigentlich unbedingt bei unserem Rendezvous tragen?«, fragte er, als er ihre Dienstwaffe bemerkte.
    »Na, ich kann sie ja wohl schlecht bei Matthias im Arbeitszimmer zurücklassen.«
    »Matthias, welcher Matthias?« Krishna klang argwöhnisch.
    »Matthias Lehmann, ein ehemaliger Mitarbeiter von Karsten Gottschalck aus seiner Bonner Zeit. Matthias ist jetzt Inhaber des Hofladens, in dem du heute warst. Karsten hat mich als Maulwurf dort eingeschleust, und solange ich hier bin, hat mir Matthias sein Arbeitszimmer als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt.«
    »Na klasse! Ich muss so tun, als ob ich dich nicht kenne, und irgend so ein Matthias teilt Tisch und Bett mit dir. Das fällt dann wohl unter die Kategorie ›dumm gelaufen‹.«
    »Jetzt werd aber nicht komisch! Außer dir und Garfield hat in den letzten Jahren niemand mein Bett geteilt. Und davon mal abgesehen ist Matthias verheiratet und hat drei Kinder.«
    »Drei Kinder? Wann findest du denn Ruhe genug, um dich mit deinem Fall zu beschäftigen?«
    »Die Kids sind gar nicht da. Als Matthias' Frau erfahren hat, dass ich ihn die nächsten Tage im Laden unterstützen werde, hat sie die Gelegenheit ergriffen und ist mit den Kindern zu ihren Eltern

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