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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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gefahren.«
    »Ha! Also doch!« Triumph lag in Krishnas Stimme.
    »Was also doch?« Rebecca begann, die Geduld zu verlieren. »Soll ich dir jetzt erzählen, was ich hier mache, oder willst du mir weiter die Nerven schmirgeln?«
    »Okay, okay!« Krishna hob beschwichtigend die Hände, und Rebecca fing an zu erzählen. Als sie geendet hatte, sah sie ihn erwartungsvoll an, doch er schwieg.
    »Verstehst du?«, begann sie. »Ich will herausfinden, wo sich die beiden mit diesen Pilzsporen infiziert haben. Ich glaube, dass die Quelle hier irgendwo im Kloster ist, und ich tippe auf ein Grab. Also muss ich den Friedhof absuchen nach einem Grab, das vielleicht vor kurzem geöffnet worden ist. Außerdem ist da noch dieser Bruder Giordano, dessen Rolle in der ganzen Angelegenheit bisher ziemlich undurchsichtig ist. Ich muss mehr über ihn herausfinden – was er macht, warum er hier ist und was er vorhat.«
    »Jedenfalls scheint es irgendwas mit Bruder Andreas zu tun zu haben.« Krishna sah sie direkt an, und sein Blick schrie förmlich nach einer Nachfrage.
    »Wie meinst du das?«, tat Rebecca ihm den Gefallen.
    »Ich hab ihn gestern dabei überrascht, wie er Bruder Andreas' Zelle durchsuchte. Er hat sogar unter der Matratze gewühlt.«
    »Wie hat er das erklärt?«, fragte Rebecca atemlos.
    »Damit, dass er seine Bibel sucht. Angeblich hätte er Bruder Andreas daraus vorgelesen, und seither sei sie verschwunden. Aber ich habe ihm kein Wort geglaubt. Selbst ich kann eine Lüge erkennen, wenn sie mich anspringt.«
    »Was also hat er da gesucht?«
    Krishna zuckte mit den Schultern und lehnte sich dann mit dem Rücken gegen die Doppelsäule des Kreuzgangs.
    »Vielleicht hat es ja was damit zu tun, dass Bruder Andreas seit kurzer Zeit der Verwalter der Klosterschatzkammer war.«
    »Du meinst, er war einfach nur hinter dem Gold und Geschmeide aus der Schatzkammer her?«
    »Keine Ahnung. Du bist doch die Kriminalistin. Ich werde mich darauf beschränken, den Kerl unauffällig zu beobachten. Wenn mir irgendwas Ungewöhnliches auffällt, sag ich dir Bescheid. Den Rest musst du schon alleine machen.«
    »Du bist ein Schatz!« Rebecca beugte sich nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Aber sei bitte vorsichtig, wenn du ihm nachspionierst. Ich weiß nicht, was der Kerl im Schilde führt und ob er vielleicht gefährlich ist. Morgen früh ruf ich Thomas an. Er soll noch mal mit diesem Pater Herlinger sprechen und versuchen, möglichst viel über Bruder Giordano herauszufinden.«
    »Und was machen wir jetzt mit deiner Lust auf kürzlich geöffnete Gräber?«, fragte Krishna wenig begeistert, während er die Füße auf die Mauer stellte und die Arme um die Knie schlang.
    »Weißt du, wo sich der Friedhof des Klosters befindet?«
    Krishna nickte.
    »Es gibt zwei. Einer liegt neben der Friedhofskapelle St. Nikolaus innerhalb der Klausurmauer. Hier sind die Mönche seit der Wiederbesiedlung des Klosters am Ende des vorletzten Jahrhunderts begraben. Da kommst du nicht unauffällig hin, ohne Aufsehen zu erregen. Also werde ich das übernehmen.«
    »Danke«, flüsterte Rebecca und drückte kurz seine Hand. »Sieh einfach nach, ob du frisch aufgeworfene Erde, lockere Grabplatten oder sonst irgendwelche Anzeichen findest, die darauf hindeuten, dass ein Grab erst vor kurzem geöffnet wurde.«
    »Na, prima!«, entgegnete Krishna grob. »Ich hoffe nur, dass sie bis dahin Bruder Andreas noch nicht begraben haben, sonst könnte ich auf die falsche Fährte gelockt werden!«
    Er senkte den Kopf fast bis auf die Knie und fuhr sich mehrfach mit den Fingern durch die kurzen braunen Haare. Rebecca beobachtete ihn aufmerksam.
    »Warst du dabei, als er starb?«, fragte sie schließlich leise.
    Krishna hielt in der Bewegung inne. Dann nickte er zögernd.
    »Ich habe versucht, ihn zu retten, aber er ist mir unter den Händen weggestorben.« Seine Stimme drohte zu versagen, und er holte tief Luft. Sacht schob Rebecca seine Füße zur Seite und rückte näher an ihn heran. Schweigend nahm sie ihn in die Arme. Es dauerte einige Sekunden, bevor er begann zu erzählen, was in dieser Nacht passiert war. Als er geendet hatte, fühlte er sich besser, aber todmüde. Schließlich löste er sich aus Rebeccas tröstender Umarmung und sah sie an.
    »Es gibt noch einen zweiten Friedhof«, setzte er ihre vorangegangene Unterhaltung fort, »den Waldfriedhof.«
    »Ich weiß«, sagte Rebecca leise, »das ist der Grund, warum ich mich hier mit dir treffen wollte.

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