Nichts bleibt verborgen
Fürstenfamilie aus Monaco.«
» Wo kommen die her?«, fragte Elias.
»Aus Monaco, wasch dir die Ohren«, brummte Håkon.
»Die Granbergs kommen aus Monaco?«
»Die Fürstenfamilie, Mann!« Håkon stampfte auf.
Alexander räusperte sich. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja: Vater Granberg war Klempner, bis er eines Tages diese Staubsauger erfunden hat, die angenehme Gerüche verströmen. Oma Ragnhild hat sich auch so ein Ding zugelegt. Deswegen riecht’s bei ihr in letzter Zeit immer nach Bourbonvanille.« Er blickte auf. »Will zufällig jemand wissen, was Bourbonvanille ist?«
Elias winkte ab. »Geschenkt.«
»… nach Bourbonvanille« , nahm Alexander den Faden wieder auf. »Sie ist schon ganz süchtig danach. Wenn du Genaueres wissen willst, sieh dir mal die Homepage der Firma an. Warum fragst du eigentlich?«
Alexander schloss die App und versenkte sein Smartphone mit einer lässigen Bewegung in der Hosentasche. »Na, was sagt ihr dazu?«
»Deine Mutter benutzt echt viele Fremdwörter«, sagte Elias beeindruckt.
»Ist das alles, was dir dazu einfällt?« Alexander war fassungslos. »Das mit den Granbergs ist doch echt der Hammer. Die waren nicht immer so piekfein wie heute, sondern ziemlich arme Schlucker, bis sie ihre komischen Staubsauger erfunden haben.«
»Und damit kann man reich werden?«, wunderte sich Franziska.
»Anscheinend schon.«
»Jetzt wird mir alles klar«, sagte Håkon.
»Was meinst du?«, fragte Lukas.
»Na, diesen vornehmen Gestank bei denen in der Bude.«
»Und Magnus allein zu Haus«, ergänzte Alexander.
»Vergiss Elin nicht.« Håkons Augen hatten einen träumerischen Ausdruck angenommen.
»Welche Elin?«, fragte Franziska.
»Hat dir Lukas etwa nichts von Elin erzählt?« Alexander sah sie ungläubig an.
»Das wollte ich Håkon überlassen«, verteidigte sich Lukas. »Ich bin sicher, dass niemand schönere Worte findet als er, um so ein zauberhaftes Wesen …«
Weiter kam er nicht, weil ihn plötzlich jemand in den Schwitzkasten nahm.
Kapitel 6
Wie an jedem Tag hatte sich an der Essensausgabe der Mensa eine lange Schlange gebildet. Horden drängelnder Schüler warfen begehrliche Blicke auf dampfende Würstchen, goldgelbe Pommes und knusprige Pizzas mit kleinen Fettaugen. Gierige Hände angel ten sich Donuts und Muffins. Scherzkekse vertauschten die Speisen ihrer Nebenleute oder bedienten sich dreist an den Tabletts ihrer Mitschüler. An der Salatbar war die Lage hingegen entspannt, und auch die großen Obstkörbe, die extra so platziert waren, dass jeder an ihnen vorbeigehen musste, wurden nur gelegentlich in Anspruch genommen. Im Saal und in den angrenzenden Räumen tobte derweil der Kampf um die Plätze.
In der Mensa herrschte also das Gesetz des Dschungels. Lehrer ließen sich hier nur selten blicken. Und falls sich doch einmal ein ungebetener Gast in diese Wildnis verirrte, ergriff er meist die Flucht, sobald er – rein zufällig natürlich – von herumfliegenden Pommes am Kopf getroffen wurde.
Franziska gab ihre Essensmarke an der Kasse ab, schnappte sich im Vorbeigehen ein paar Papierserviet ten und dirigierte ihre Klassenkameradin Mia geschickt in den hintersten Raum, in dem Alexander und die anderen bereits den Ecktisch in Beschlag genommen hatten.
Sie setzten sich an den Nebentisch, der über und über mit Sprüchen und Zeichnungen bekritzelt war. Mia inspizierte erst einmal ihren viereckigen Teigklotz, der ein Stück Lasagne darstellen sollte. Mit der Behutsamkeit einer Chirurgin zerlegte sie die einzelnen Schichten, schob die rote Pampe an den Tellerrand und hielt ein labberiges Nudelblatt gegen das Licht des Fensters.
»Was tust du da?«, fragte Franziska.
»Mein Vater sagt, solche Fertiggerichte werden aus alten Autoreifen hergestellt.«
»Hört sich ja lecker an. Aber müssten die Nudeln dann nicht schwarz sein?«
Mia schüttelte ihre blonden Locken und rümpfte ihre Himmelfahrtsnase. »Dafür gibt’s doch Lebensmittelfarbe. Das Zeug hier könnte genauso gut blau oder grün sein.«
»Igitt.« Franziska schnitt eine angewiderte Grimasse. »Hast du denn keinen Hunger?«
»Klar.« Mia legte den Kopf in den Nacken und ließ den Nudelfetzten, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, genüsslich in ihren Mund gleiten. »Für einen Autoreifen gar nicht so übel«, nuschelte sie.
Franziska schielte verstohlenen zum Ecktisch hinüber, wo Alexander auf seinem Smartphone herumtippte. Seine drei Freunde schauten neugierig aufs Display und
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