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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Lichtschein zu erkennen. Stirnrunzelnd schob er die Gardine zur Seite und öffnete das Fenster einen Spaltbreit. Die kalte Nachtluft, die ihm entgegenströmte, führte einen leichten Brandgeruch mit sich. Erst dieser Geruch war es, der bei Gulliksen sämtliche Alarmglocken schrillen ließ.
    Hektisch versuchte er, seine Jogginghose über den Pyjama zu ziehen, verhedderte sich mit einem Bein und krachte der Länge nach auf den Holzboden. Fluchend, weil er sich im Fallen den Kopf an der Bettkante gestoßen hatte, rappelte er sich auf.
    Herr Friedmann, durch den Lärm ebenfalls wach geworden, wuselte schwanzwedelnd um ihn herum. Ein spontaner Spaziergang zu nächtlicher Stunde wäre genau nach seinem Geschmack gewesen. Sein Herrchen zerrte sich derweil ein Sweatshirt über den Kopf, sprang in seine Gummistiefel, die wie immer neben dem Eingang standen, und schlug dem verdutzten Terrier die Tür vor der Nase zu.
    Es dauerte nur Sekunden, bis sich Gulliksens Verdacht bestätigte. Er stieß das quietschende kleine Gartentor auf, hastete mit wehenden Haaren den Kiesweg entlang und befand sich im nächsten Moment auf dem struppigen Grün des Sportplatzes. Was er sah, ließ ihn erschrocken nach Luft schnappen. Der Geräteschuppen stand lichterloh in Flammen. Gulliksen rannte auf ihn zu, bis er den heißen Atem des Feuers spürte. Dann blieb er unschlüssig stehen und rang hilflos die Hände. Der Schein des prasselnden Feuers beleuchtete sein Gesicht, auf dem sich der Kälte zum Trotz ein feiner Schweißfilm gebildet hatte. Entgeistert starrte er auf die fauchende gelbe Wand, deren Flammen meterhoch in den schwarzen Himmel schlugen. Funken schwirrten wie hitzige Glühwürmchen durch die Luft. Der Hausmeister konnte nicht anders, als sich für einen Moment dem atemberaubenden Schauspiel hinzugeben, das sich ihm bot. Vielleicht blieb er auch deshalb untätig stehen, weil ihm instinktiv klar war, dass ein einzelner Mensch gegen eine solche Naturgewalt keine Chance hatte. Dass jeder Löschversuch seinerseits vergeblich sein würde. Der Schuppen samt Inhalt war verloren, das stand außer Frage. Wie er mitten in der Nacht hatte in Brand geraten können, war ihm ein absolutes Rätsel, doch bestand glücklicherweise keine Gefahr, dass die Flammen auf andere Gebäude übergriffen. Der Schuppen, der bald nur noch ein verkohlter Torso sein würde, stand einsam und verlassen auf dem weitläufigen Gelände.
    Gott sei Dank nur ein Sachschaden, beruhigte sich Gulliksen, während er zu seiner Wohnung zurückeilte. Dann atmete er einmal tief durch und wählte die 110.
    ★ ★ ★
    Als die Feuerwehr kurz darauf am Einsatzort ankam, gab es nicht mehr viel zu löschen. Gulliksen hatte die Flügel des hohen Eisentors weit aufgestoßen, damit der Löschwagen hindurchfahren und bis zum Schuppen vordringen konnte. Das Feuer hatte seinen Höhepunkt bereits überschritten, und so war es für die Einsatzkräfte ein Leichtes, den Brand einzudämmen und die schwächer werdenden Flammen schließlich zu ersticken.
    Gulliksen beobachtete die Arbeit der Einsatzkräfte aus sicherer Distanz. Allmählich ließ der Schock nach und die Anspannung löste sich. So bleibt mir jedenfalls die weitere Renovierung des Schuppens erspart, dachte er und schämte sich umgehend für diesen Gedanken. Er trug jetzt Jeans, gefütterte Stiefel und eine abgewetzte schwarze Lederjacke. Mit den Fingern betastete er die schmerzende Schwellung unterhalb des rechten Auges, die er sich durch den Sturz im Schlafzimmer zugezogen hatte. Ein paar Zentimeter weiter oben, und sein Auge hätte ernstlich in Mitleidenschaft gezogen werden können. Ein klassisches Beispiel für Glück im Unglück, was im Grunde genommen für den gesamten Vorfall galt. Mit einem Gefühl der Erleichterung schob er sich einen Kaugummi in den Mund.
    Plötzlich hörte er einen erregten Ruf, der auch ein Schrei sein konnte. In die Rettungskräfte, die ihre Arbeit weitgehend eingestellt hatten, kam erneut Bewegung. Ein Feuerwehrmann, der unmittelbar vor der rauchenden Ruine stand, winkte mit hektischen Bewegungen ein paar Kollegen zu sich.
    Neugierig trat Gulliksen näher an den Unglücksort heran, bis ihm ein Feuerwehrmann mit einer klaren Geste Einhalt gebot. Die Männer schienen aufgeregt miteinander zu diskutieren. Gulliksen drehte den Kopf zur Seite und konzentrierte sich ganz darauf, etwas von dem aufzuschnappen, was sie sagten. Als er die Wörter »Leiche« und »Polizei« hörte, fing sein Herz an zu

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