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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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rasen.

Kapitel 11
    Das Sportgelände war weiträumig abgesperrt worden. Hauptkommissar Ohlsen bückte sich unter dem Absperrband hindurch und ließ sich von seinem Assistenten, der wie üblich vor ihm am Tatort war, einen dampfenden Becher Kaffee in die Hand drücken. Auf Gustavsen war eben Verlass. Auch die Kriminaltechniker in ihren weißen Overalls waren bereits anwesend. Im Licht der Scheinwerfer inspizierten sie den Tatort und untersuchten jeden einzelnen Grashalm der Umgebung. Die Inaugenscheinnahme der Brandruine musste warten, bis diese weiter abgekühlt war. Die Leiche beziehungsweise das, was von ihr noch übrig war, hatte man schon zur Obduktion abtransportiert.
    Ohlsen blies auf seinen Kaffee, der immer noch kochend heiß war.
    Gustavsen hielt ihm einen weißen Plastikbeutel entgegen, in dem sich ein kleiner Gegenstand befand.
    »Streichhölzer?«, fragte Ohlsen, dem der warme Atem aus dem Mund dampfte.
    »Fünf Stück, die mit einem einfachen Bindfaden zusammengebunden wurden«, erklärte Gustavsen. »Zwei von ihnen sind abgebrochen, die Zündköpfe ein wenig abgenutzt.«
    »Wo waren die?«
    »Lagen da vorne im Gras.« Gustavsen zeigte auf eine Stelle, die nur wenige Meter vom abgebrannten Schuppen entfernt war.
    »Der Tote?«
    »Identität unklar. Wer hält sich auch schon mitten in der Nacht in einem alten Schuppen auf einem Sportplatz auf?«
    »Vielleicht ein Obdachloser, der Schutz vor der Kälte suchte«, entgegnete Ohlsen fröstelnd und drückte sich tiefer in seinen Mantel hinein. »Oder jemand, der zuvor dort eingesperrt wurde.«
    Gustavsen warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Glaubst du wirklich, dass wir es mit einem Mord zu tun haben?«
    Ohlsen zuckte die Schultern. »Kann sein, kann aber auch nicht sein. Wer hat den Brand gemeldet?«
    »Der Hausmeister, Gulliksen heißt er.«
    »Ach ja, Gulliksen …« Der Name kam Ohlsen bekannt vor. Sicher hatte Alexander ihn schon das eine oder andere Mal erwähnt.
    »Du kennst ihn?«, fragte Gustavsen überrascht.
    »Nicht direkt. Aber mein Sohn geht hier zur Schule … Franziska übrigens auch«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
    Gustavsen nickte. Er konnte sich gut an das hübsche dunkelhaarige Mädchen erinnern, das im letzten Jahr mit seiner Familie aus München hierher gezogen war. Er selbst war damals am Telefon gewesen, als die verzweifelte Claudia Fischer das Verschwinden ihrer Tochter gemeldet hatte. Außerdem war er Franziska und Alexander einmal an der Eislaufbahn am Studenterlunden begegnet.
    Jetzt trank der Hauptkommissar den ersten Schluck von seinem Kaffee. Sofort hatte er das Gefühl, als stellten sich ihm sämtliche Haare auf. »Mein Gott, der weckt ja Tote auf!«, rief er aus, ohne daran zu denken, wie unpassend seine Bemerkung in diesem Moment war.
    »Schön wär’s«, brummte Gustavsen und rieb seine kalten Hände aneinander.
    »Wo steckt eigentlich dieser Gulliksen?«
    »Den hab ich in seine Wohnung zurückgeschickt. Ich hab ihm gesagt, dass er dort warten soll, bis wir ihn sprechen wollen.«
    »Dann mal los«, sagte Ohlsen.
    Gemeinsam stiefelten sie quer über den Sportplatz. Gustavsen kannte den Weg, weil er Gulliksen vorhin bis zur Haustür begleitet hatte. Sie gingen einen schmalen Kiesweg entlang, der zu einem quietschenden, mit Rostflecken übersäten Gartentor führte. Auf dem Klingelschild stand kein Name. Ohlsen drückte. Stille. Ohlsen drückte noch mal. Keine Reaktion.
    Gustavsen betätigte den Türklopfer in Gestalt eines Schiffsankers. »Herr Gulliksen?«, rief er. »Machen Sie bitte auf!«
    Es dauerte keine Sekunde, bis die Tür aufgezogen wurde – fast als hätte der Hausmeister direkt dahinter gewartet.
    »Ohlsen, Kriminalpolizei«, stellte sich der Hauptkommissar vor und hielt ihm seinen Dienstausweis vor die Nase. »Meinen Kollegen kennen Sie ja bereits. Ist was mit Ihrer Klingel nicht in Ordnung?«
    »Die ist gestern kaputtgegangen«, antwortete Gulliksen mit verlegenem Lachen und fuhr sich durch seine ungekämmten Haare. Im Hintergrund war ein helles Kläffen zu hören.
    »Dürfen wir kurz reinkommen?«, fragte Ohlsen, da Gulliksen keine Anstalten machte, sie in seine Wohnung zu lassen.
    »Aber natürlich.« Der Hausmeister sprang hektisch zur Seite und machte eine linkische Geste, die vermutlich etwas Einladendes zum Ausdruck bringen sollte.
    Die beiden Polizisten traten ein und fanden sich in einem spärlich beleuchteten Flur mit abgenutzten Holzdielen wieder.
    Gulliksen führte sie zu einem

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