Nichts bleibt verborgen
gestarrt hat, wie in Trance. Ich dachte echt, jetzt wäre er endgültig durchgeknallt.«
»Und diese Schlägerei neulich«, ergänzte Lukas. »Die hat ja anscheinend ganz harmlos angefangen, aber irgendwie hat sich Magnus da total reingesteigert und immer weitergeschlagen, selbst als sich der andere gar nicht mehr gewehrt hat.«
»Was hat denn das mit dem Brand zu tun?«, fragte Franziska.
»Dass der Typ seine Aggressionen nicht unter Kontrolle hat«, gab Lukas zurück. »Dem trau ich so einiges zu.«
»Ja, ja, stimmt schon«, musste Alexander ihm recht geben. »Trotzdem sollten wir verdammt vorsichtig mit irgendwelchen Verdächtigungen sein. Wer auch immer das war, hat jetzt ein Menschenleben auf dem Gewissen.«
Abermals machte sich Stille breit. Alexander dachte angestrengt darüber nach, wie er möglichst beiläufig erwähnen konnte, dass er neulich ein zweites Mal bei Magnus zu Besuch gewesen war. Warum er es bisher niemandem erzählt hatte, wusste er selbst nicht genau. Vielleicht, weil er bei dieser Gelegenheit eine neue Seite an Magnus kennengelernt hatte, die so gar nicht zu dem Bild passte, das sich die anderen von ihm machten. Eine nachdenkliche, sensible Seite.
Ich hab das noch nie jemand erzählt, aber ich hätte wahnsinnig gern eine kleine Schwester .
Alexander wurde das Gefühl nicht los, den anderen in den Rücken zu fallen, wenn er jetzt für Magnus Partei ergriff. Andererseits war da die Kiste voller Feuerwerkskörper, die Magnus in seinem Kleiderschrank deponiert hatte. Ganz zu schweigen von dem Getränkeautomaten, den er in die Luft gesprengt hatte. Davon durfte er den anderen auf keinen Fall erzählen, sonst würden sie ihn noch drängen, sofort alles seinem Vater zu berichten.
Aber war er dazu nicht ohnehin verpflichtet? Angenommen, Magnus wäre wirklich total meschugge und hätte den Geräteschuppen in Brand gesteckt, überlegte Alexander. Und gesetzt den Fall, es würde ein weiteres Unglück geschehen, das auf Magnus’ Kappe ging. Würde er dann nicht eine Mitschuld tragen, weil er frühzeitig gewusst hatte, dass einer seiner Mitschüler kiloweise Sprengstoff in seinem Schrank hortete?
Jetzt oder nie, dachte Alexander und tastete sich vorsichtig an das Thema heran. »Das wollte ich euch übrigens noch erzählen«, begann er mit unschuldiger Miene, »aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen.«
Acht neugierige Augen richteten sich auf ihn.
»Neulich nach der Schule hat mich Magnus gefragt, ob ich ihn später noch besuchen wollte.«
»Will der sich jetzt bei dir lieb Kind machen?« Håkon schüttelte verärgert seine lange Mähne. Offenbar gefiel ihm diese Mitteilung überhaupt nicht.
»Aber du bist natürlich nicht hingegangen«, sagte Elias im Ton einer Feststellung.
»Also eigentlich wollte ich natürlich ablehnen, aber dann hab ich gedacht …« Alexander zögerte.
»Was?« Lukas.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Elias.
»Lasst ihn doch mal ausreden.« Franziska.
»Dann hab ich gedacht, was soll’s. Mal sehen, was der von mir will.«
»Der wollte dir bestimmt nachträglich die Fresse polieren«, tippte Håkon.
»Nein, nein, der wollte einfach reden«, erwiderte Alexander.
»Und du sagst uns kein einziges Wort?« Hå kon schien jetzt wirklich empört zu sein. »Seit wann haben wir eigentlich Geheimnisse voreinander? Vielleicht erzählst du uns als Nächstes, dass du demnächst mit Magnus zusammen in Urlaub fährst.«
»Das ist doch Blödsinn«, wehrte sich Alexander. »Hätte ich denn sagen sollen, dass ich nur komme, wenn ich meine Freunde mitbringen darf? Wie peinlich ist das denn?«
»Du hättest uns zumindest davon erzählen können.« Håkon zog einen Flunsch. »Und Elin hast du wahrscheinlich auch gesehen.«
»Die war natürlich am Boden zerstört, dass ich meinen attraktiven langhaarigen Freund nicht dabeihatte«, entgegnete Alexander, ohne die Miene zu verziehen.
»Und über was habt ihr jetzt geredet?«, fragte Lukas.
»Er wollte wissen, als was ich das nächste Mal auf die Welt kommen würde, wenn ich mir alles aussuchen könnte, das Land, mein Elternhaus und so weiter.«
»Das hat der gefragt? Klarer Fall von Dachschaden.« Elias tippte sich demonstrativ an die Stirn, als hätte er selten größeren Nonsens gehört. »Ich hab neulich mal was im Fernsehen gesehen. Da war so ’n Typ in der Klapsmühle, der hat sich für ein Känguru gehalten und ist die ganze Zeit durch die Gegend gehopst.«
»Was hat denn das damit zu tun?«, fragte Alexander
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