Nichts für Anfänger - Roman
Saidhbh den ganzen weiten Weg von Irland aus gekommen ist, nur um das Oxford-Circus-Abtreibungser lebnis zu verschmähen. Sie schiebt Saidhbh in meine Richtung, als würde es sich um eine chinesische Vase handeln, und ich nehme sie sanft in Empfang und halte sie noch immer in demselben Unterarmgriff, als ich sie vom Empfangsraum ins Tageslicht schiebe, durch die gigantischen Holztüren der Abtreibungs-Tower.
Wir feiern die Nicht-Abtreibung in einem coolen mexikanischen Restaurant namens Border Town am Oxford Circus mit einem späten Frühstück, das aus Pommes und Chicken Fajitas besteht. Ich habe noch nie Fajitas gegessen, und mir fallen beinahe die Augen raus, als ich sie quer durchs Restaurant auf mich zubrutzeln und -dampfen sehe und sie vor mir landen wie ein Airfix-Raumschiff bei Flash Gordon in der Glotze und dabei eine dicke schwarze Wolke als Kondensstreifen hinterlassen. Meine Fajitas werden in einer schwarzen Eisenpfanne auf einem kleinen Holztablett von einem völlig entspannten Kellner serviert, der so aussieht, als hätte er das hier schon eine Million Mal gemacht und würde sich um den beeindruckenden Spezialeffekt am Ende seines Handgelenks schon nicht mehr kümmern.
Saidhbhs Cousin hat schon mal Fajitas gegessen, in Benidorm im Urlaub, deswegen wollte sie, dass ich welche bestelle. Dazu bekommt man eine eigene runde Box mit Fladen drin, und Saidhbh muss mir zeigen, wie man sie isst, zusammengerollt mit roter und grüner Soße in der Mitte neben den Hühnchenstreifen. Der Vorgang ist ziemlich kompliziert, und Saidhbh hat einen Heidenspaß dabei, mir beizubringen, wie man sie isst, und mich dabei einen Dummkopf zu nennen. Im Grunde macht es uns beiden Spaß zu vergessen, wo wir gerade waren, und sei es auch nur für ein paar Minuten, und uns so zu fühlen, als wären wir am merkwürdigsten, entlegensten Ort der Welt und würden das abgefahrenste, dampfigste, brutzeligste Zeug essen, das man sich nur vorstellen kann. Ich beschließe sogar auf der Stelle, zurück nach England zu gehen, wenn ich alt genug bin, um zu arbeiten, und Tante Grace zu bitten, ihr Möglichstes zu tun und sämtliche Arbeitsbeziehungen aus ihrem Adressheft zu benutzen, um mir einen Job bei Border Town am Oxford Circus zu besorgen.
Um alldem die Krone aufzusetzen, trinken wir Virgin Pi ñ a coladas, die so schmecken wie flüssige Bounty-Riegel, und die Musik plärrt, Country-Style, und ein blondes Mädchen läuft in Jeans-Hotpants und einem abgeschnittenen Hemd herum, sodass man ihren Bauchnabel sieht, während um ihren gesamten Oberkörper ein mexikanischer Banditengürtel gewickelt ist, in dem anstelle von Patronen kleine Gläser stecken. Sie bleibt an jedem Tisch stehen und redet hauptsächlich mit den Männern und bietet ihnen einen Drink aus den beiden Schnapsflaschen an, die in ihren beiden Halftern stecken. Die meisten sagen Nein und deuten auf ihre Uhren, aber zwei Typen in Anzügen neben uns bestellen sich jeder einen Shot. Das Banditenmädchen klimpert die Gläser auf den Tisch und wirbelt die beiden Flaschen einmal cowboymäßig in ihren Händen herum, bevor sie den Schnaps in die beiden winzigen Gläser kippt und sich von jedem Typen ein Pfund geben lässt. Dann dreht sie sich mit einem breiten, bildschönen Lächeln zu uns und sagt, ihr Name ist Sandy. Sie wendet sich mit ihrem ganzen Körper Saidhbh zu und bietet ihr einen Shot an, wobei sie mir zuzwinkert und sagt, sie ist sich sicher, dass Saidhbhs Sohn, also ich, nichts dagegen hat!
Saidhbh zuckt mit den Schultern, eine Art Was-hab-ich-schon-zu-verlieren-Zucken, doch ich gehe volles Risiko ein und lehne mich direkt über meine dampfenden Fajitas und halte meine Hand über Sandys Schnapsglas und sage ihr, dass Saidhbh ein Baby erwartet. Sandy lächelt kurz, was bedeuten soll, dass wir zwei Freaks sind, und geht weiter. Saidhbh sagt nichts. Sie sieht mich an. Wenn ich sage, dass sie mich ansieht, meine ich eigentlich, dass sie in meine Richtung sieht, aber ihre Augen sind nicht wirklich scharf gestellt.
Es dauerte eine ganze Mahlzeit inklusive der letzten Fajita und ein paar Bissen Key-Lime-Pie, um ein paar Worte aus ihr herauszubekommen. Ich sage ihr, dass alles gut wird, und wenn wir wieder zu Hause sind und unsere Eltern sich an die Neuigkeiten gewöhnt haben, wird es das Beste überhaupt. Sie kann immer noch ihre Lehrerausbildung machen, und ich kann in der Schule wieder richtig reinhauen. Und das Baby wird das Beste, was unseren beiden Familien hat passieren
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