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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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dem Boden neben Fionas Bett. Ich ma che die kleine Lampe auf dem Nachttischschränkchen an, und Saidhbh bellt wütend: Oh Mann! Ich werfe einen Blick durchs Zimmer, von Fionas Duran-Duran-Poster über ordentlich gefaltete Stapel Ton-Sur-Ton-Pullover zu ihrer riesigen Make- up-Flaschensammlung, ihren Pudern und Wattebauschen und schließlich auf ihre drei selbst gemachten Miss-Piggy-Puppen, die sie aus Irland mitgebracht hat. Ich mache das Licht wieder aus und knie mich neben Saidhbh hin. Es ist, als würde sie sterben und ich wäre derjenige, der Gott darum bittet, ihre Seele schnell und schmerzlos zu sich zu holen.
    Großer Tag morgen, was?, sage ich schließlich.
    Sie antwortet nicht, doch in der Dunkelheit schnieft sie leise in sich hinein.
    Ich taste nach ihrer Hand. Sie liegt oben über ihrem Mund. Meine Finger sind wie Spinnen, die über ihren Unterarm und ihr Handgelenk krabbeln. Ich rechne damit, dass sie mir sagt, ich soll mich verpissen, aber sie tut es nicht. Sie öffnet ihre Finger und lässt meine dazwischenrutschen und zudrücken. Sie drückt zurück. Dann passiert eine Ewigkeit lang nichts, und wenn man uns von außen sehen würde, würde das Ganze total ruhig wirken, aber innerlich zermartere ich mir das Gehirn, um etwas zu sagen. Etwas, um sie zu trösten. Vielleicht sollte ich einen Witz machen, über Deano oder Jackie oder Verrückte im Allgemeinen. Oder darüber, was sie zu Hause sagen würden, wenn sie uns so sehen könnten. Über die Schule, über die Nonnen, über Mary Davit oder sogar über Fionas neue Frisur oder Tante Grace’ Weltraumessen, irgendetwas, um die dunklen Gedanken darüber zu vertreiben, was uns am nächsten Morgen bevorsteht. Mein Kopf sagt mir, sei locker flockig, sei witzig, aber mein Körper hat etwas anderes vor. Er überrollt mich mit einer Gefühlswelle direkt aus meinem Magen, die einfach aus meinem Mund ins Zimmer schwappt.
    Ich liebe dich so sehr, sage ich zu Saidhbh. Und während ich das tue, merke ich, wie es in meinen Augen pikst und sich meine Kehle total zuschnürt und sich in dem der Nase zugewandten Teil meiner Lider winzig kleine Tränen bilden, als hätte ich gerade das Traurigste gesagt, das je in der Geschichte des Universums oder des Multiversums gesagt wurde, das Traurigste aller Zeiten, linear, non-linear oder sonstwie.
    Saidhbh drückt noch einmal meine Hand, und in der Dunkelheit flüstert sie diese kleinen drei Worte zurück, die ihr alles bedeuten und die sie in Momenten der Angst und Sorge zurück in die Sicherheit eines Zuhauses bringen.
    Gott ist gut, sagt sie. Jawohl. Und dann noch einmal. Gott ist gut.
    Ich gehe ins Bett. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass wir so richtig in der Scheiße stecken.

DRITTER TEIL

1
    Der Terminator
    N ach der Abtreibung ist Saidhbh irgendwie ein bisschen gaga. Ich sage jetzt mal Abtreibung, aber wir haben die ganze Sache nicht durchgezogen. Die waren zwar meganett in dem Zentrum. Das war so ein riesiges altes Gebäude mit hohen Decken und dicken Türen aus der Zeit von Sherlock Holmes und so, und mit vier Stockwerken, alle für Abtreibungen, mitten im Herzen von London, nördlich vom Oxford Circus. Ich kenne den Namen Oxford Circus gut, wie jeder in unserer Familie. Das ist die U-Bahn-Station, die Sarah und Siobhan beinahe für immer verschluckt hätte, als sie als Mädchen mit Mam und Dad in London im Urlaub waren, während Fiona, Claire und Susan mit Tante Una zu Hause geblieben sind. Da war ich noch nicht mal auf der Welt, aber die Geschichte habe ich schon millionenfach gehört: Wie Mam und Dad in der U-Bahn-Station Oxford Circus von den sechsjährigen Zwillingen Sarah und Siobhan getrennt wurden und wie sie rauf zur Straße gerannt sind, todsicher, dass sie ihre geliebten Zwillinge nie wiedersehen, und wie die beiden Mädchen plötzlich mit schuldbeladenen Gesichtern auf der komplett anderen Seite der Kreuzung aufgetaucht sind. Mam und Dad brüllten: Bleibt, wo ihr seid! Und dann rann ten sie quer über die geschäftige Kreuzung und versohlten den beiden ordentlich den Po für den schlimmsten Schock ihres Lebens. Und danach haben sie bei Wendy’s einen Burger gegessen.
    Von der U-Bahn-Station Kilburn brauchen wir gerade mal eine Viertelstunde bis zum Oxford Circus, obwohl Tante Grace alles versucht hat, um uns davon zu überzeugen, von Kilburn aus zurück zur Queen’s-Park-Station zu laufen und von dort zu fahren. Sie sagt, die Bahnsteige dort sind viel sauberer, und die Züge fahren schneller. Aber

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