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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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als wir nicht zurückkommen. Als der Donohue-Klan rausfindet, dass Saidhbh gelogen hat, dass ich bei ihr bin und sie gerade unsere Fehlgeburt hatte und, was am schlimmsten ist, das auch noch in England, drehen alle vollkommen durch. Sie können es einfach nicht glauben. Vor allem Taighdhg bricht es das Herz, und er muss sich zwei Wochen freinehmen, um all das sacken zu lassen. Gary schickt mir einen ellenlangen Brief, acht Seiten, in dem er mir total ernst alles berichtet, was passiert ist, wie die Bombe geplatzt ist, Schritt für Schritt. Er erzählt, dass meine Mam und seine Mam und die ganzen üblichen Klatschtanten ein Monster-Kaffeekränzchen über uns abgehalten haben und dabei zwei Packungen Malzmilch und eine halbe Dose Maxwell-Auslese verbraucht haben, ganz zu schweigen von den ganzen John Players, und dass praktisch jedes einzelne Wort, was am Tisch gesprochen wurde, irgendetwas mit mir und Saidhbh und dem ganzen Ärger zu tun hatte, den wir verursacht haben. Als wären wir Banditen, sagt er, ein Liebespärchen auf der Flucht, wie im Film, und Maisie O’Mally sagte, wir wären eine Schande für The Rise und weite Teile vom Großraum Kilcuman an sich.
    Die große morgendliche Kaffeesitzung war hauptsächlich einberufen worden, um zu sehen, ob die Frauen von The Rise zusammen irgendetwas für die Donohues tun konnten, die das Ganze offenbar wesentlich schlechter wegsteckten als meine Eltern. Taighdhg befand sich seit Tag eins im Schockzustand, seit Saidhbh angerufen hatte, um zu sagen, dass wir nicht zurückkommen. Taighdhg sagte ihr, dass sie Mist erzählt und dass er etwas unternehmen muss, wenn sie nicht nach Hause kommt. Und dass er, obwohl er keinen Pass besitzt und insgesamt gegen Reisen ins Ausland ist, sich gleich am nächsten Morgen einen besorgen und rüber nach scheiß England kommt, um seine Tochter zurückzuholen.
    Saidhbh sagte ihm, sie würde sich auf der Stelle umbringen, wenn er es wagt, auch nur in die Nähe des Stadtgebietes von London zu kommen, und erst recht in die Glengall Road. Da war sie gerade oben in Tante Grace’ Badezimmer und hatte sich eingeschlossen, die beige Telefonkordel guckte unten aus der Türe raus und schlängelte sich bis zur Steckdose im Schlafzimmer. Das war in der ersten von vielen Sich-einschließ-Phasen, und sie war gerade wütend genug, um Taighdhg einen solchen Schrecken einzujagen, dass er sie ernst nahm, vor allem, als sie ihn warnte, vor ihr läge eine Handvoll von Fionas Ladyshave-Rasierklingen und dass sie sich noch heute Abend die Kehle aufschlitzen würde, wenn er auch nur daran denken würde, rüberzukommen oder jemand anders an seiner Stelle zu schicken.
    Er verstand, was Sache war, legte den Hörer auf und soff sich ins Nirwana. Gary hat gehört, dass bei den Donohues danach der Haussegen so richtig schief hing und Taighdhg meinen Namen verfluchte und mir für alles die Schuld gab und androhte, sich mit seinen Kontakten bei Der Bewegung in Verbindung zu setzen, damit sie sich ein für alle Mal um mich kümmern. Sinead Donohue musste stundenlang mit ihm diskutieren und ihm literweise Kaffee einflößen, damit er sich beruhigte und sie ihn davon überzeugen konnte, dass seine eigene Tochter zumindest ein winziges bisschen mitverantwortlich für das ganze Drama war, das sich gerade abspielte.
    Doch selbst dann, denn so groß ist die Liebe dieses Mannes für seine einzige Tochter, gab er allem anderen die Schuld, nur nicht Saidhbh. Das Fernsehen war schuld, sagte er. Die Filme. Die Musik. Die hatten sie mit ihrer heimtückischen englischen Art einer Gehirnwäsche unterzogen und sie direkt aus seinen Armen gerissen und aus der allumfassenden, liebenden Umarmung Irlands. Und jetzt guck sie dir an! In London! Für Gott weiß, wie lange! Er sagt, als sie angefangen hat, diesen scheiß Boy George zu hören, hat er sofort gewusst, dass da nichts Gutes dabei rauskommen kann.
    Natürlich hatte er sich zu lange auf die Zunge gebissen, weil ihm klar war, dass ihm niemand zuhören würde und ihn alle nur einen alten Tatterich und einen Dickschädel und einen Hinterweltler nennen würden. Aber er sagte, er weiß, wovon er redet, weil das nämlich Postkolonialismus heißt und zur Pflichtlektüre aller Lehrer gehört und bedeutet, dass diese ganzen Folgen von Der Aufpasser und Grange Hill und To the Manor Born zusammen mit diesen ganzen Songs von Kajagoogoo und Spandau Ballet dafür gesorgt haben, dass Saidhbh das vormals stolze irische Volk nun genauso negativ sieht

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