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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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oder Siobhan einziehen soll, und alle drei fangen sofort an zu schreien und sagen: Niemals! Und Claire und Susan stimmen direkt mit ein ins Schreikonzert und rufen, Komm ja nicht auf die Idee, uns woanders hinzutun! Das Ganze ist ein großes Problem, und ich fühle mich dann immer wie ein Werwolf. Als würde ich im einen Moment dort im Bett liegen und mit Fiona über die Säufer draußen im Park plaudern und im nächsten Moment urplötzlich ganz haarig werden und sie anfallen.
    Schon diese Art, wie Dad es sagt. Bezüglich meiner Schwester auf dumme Gedanken kommen. Mit gefalteten Händen vor dem Mund und dem Schnurrbart, der gegen seine ge kreuz ten Daumen reibt. Und wie seine Augen aussehen, wie an dem Abend, als er Mam dazu gebracht hat, meine Anfangsbuchstaben in all meine Unterhosen zu nähen, bevor ich ins Ferienlager gefahren bin. Er wollte mir nicht sagen, warum, er malmte nur mit den Zähnen und warf mir einen bösen Blick zu und sagte, es gibt heutzutage eine Menge Spinner da draußen, und dass niemand meine Unterhosen klauen kann, wenn sie meine Anfangsbuchstaben tragen, als würde man seine Schlüppies so mit einer Diebstahlsicherung ausstatten. Haargenau so sieht er mich an, wenn er mich wegen meiner Schwestern warnt. Als würde er sagen wollen: Wenn du dich an diese Mädchen ranmachen willst, musst du erst an mir vorbei! Am liebsten würde ich ihm sagen, dass Mam den Mädchen wohl auch ein paar Anfangsbuchstaben verpassen sollte, damit ihnen bloß nichts passiert.
    Er war noch nie so böse zu mir. Noch nicht mal, als ich Susan mit dem dicken Nudelholz ausgeknockt habe, oder als sie mich dabei erwischt haben, wie ich aus Deveny’s drei Plastiklineale mitgehen lassen wollte, oder als ich die alte Mrs. Dolan »Ficker« genannt habe, weil sie uns aus ihrem Garten gescheucht hat, noch nicht mal, als ich im Sommerhalbjahr nur Vieren auf dem Zeugnis hatte. Aber jetzt ist es anders. Die kleinsten Dinge lassen ihn die Wände hochgehen. Manchmal sieht er mich nur an, und schon wird er wütend. Zum Beispiel letzten Sonntag, als Deidre Brown von seiner Arbeit zum Essen zu uns kam. Mam hatte den gesamten Morgen damit verbracht, das Hühnchen auf so eine tolle, neue, bratenmäßige Art zuzubereiten, die sie aus einer Zeitschrift hatte, bei der man es kopfüber in den Ofen schiebt, ohne Alufolie, und es erst im letzten Moment umdreht. Mam musste die ganze Zeit ein Auge darauf haben – Ofen auf, rausholen, rumstochern, Fett drübergießen und wieder rein damit. Und jedes Mal, wenn sie es herausnahm, erzählte sie dem ganzen Haus, dass es minütlich trockener und kleiner wird und dass der tolle neue Typ in der Zeitschrift vom Kochen ganz offensichtlich keine Ahnung hat. Und so, genau in dem Moment, als Deidre Brown zur Tür reinspaziert, kommt das Hühnchen wie eine kleine verkohlte Taube aus dem Ofen, und Mam muss die kümmerlichen Fleischreste auf einen einzelnen Teller kratzen, der unter peinlich berührtem Schweigen am Tisch die Runde macht. Deidre Brown macht einen Witz darüber, dass ich groß und stark werden muss, und um das Gespräch nicht abreißen zu lassen und zu zeigen, wie groß und stark ich tat sächlich zu werden plane, haue ich richtig rein und hieve einen großen Haufen Fleisch auf meinen Teller neben die Kartoffeln. Ich tunke ein Stück Brust in die Sauce und stecke es mir mit den Fingern in den Mund, und noch bevor ich auch nur ein einziges Mal gekaut habe, setzt es einen heftigen Schlag auf den Tisch. Das war Dads Faust. Und als ich den Kopf hebe, funkelt er mich an, als würde er mich gleich mit der Gabel aufspießen. Ekelhaft, zischelt er durch seine Zähne.
    Mam sagt, dass ich momentan Rücksicht auf Dad nehmen soll, weil er so müde ist. Sie sagt, dass für sechs Kinder und eine Frau mit modischem Geschmack zu sorgen ihn ausgelaugt hat. Er schläft, wann immer er kann, wo immer er kann, und es ist nie genug. Selbst bei Spaziergängen in Dún Laoghaire bleibt er im Auto und macht einen Mittagsschlaf, während wir runter zum Pier sprinten und auf die riesige metallige Kanone springen. Oder wenn wir runter zum Silver Strand in Wicklow fahren, dann legt er sich auf die rote Karodecke und schläft den ganzen Tag und verpasst das Schlagballspiel und das Schwimmen und das Burgenbauen im Sand. Er schafft es gerade mal, sich für die Stullen mit Tomaten und Käse mit Chips und einer Dose Lilt in die Senkrechte zu befördern, bevor er die nächste Runde pennt. Er war deshalb sogar beim Arzt, aber die

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