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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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wenn wir Lust haben, das Tanzbein zu schwingen. Und das haben wir. Gary ist super, was das angeht, er lacht nicht über meine Moves, und ich lache nicht über seine. Ich drücke einfach Play, und wir beide gehen zu dem edlen Teppich und legen los, wir ziehen unser Ding durch, während der Typ von Soft Cell mit der gebrochenen Nase und dem grellen Lippenstift schreit: »Don’t touch me PLEASE I cannot stand the way you TEASE !« Meine Moves sind ziemlich simpel, ich bewege mich mit dem Kopf zuerst nach links und dann nach rechts, aber wenn ich richtig entspannt bin, bewege ich auch noch die Schultern dazu. Meine Beine machen einfach, was sie wollen. Gary hat richtig komplizierte Moves drauf. Er tanzt genau wie die im Fernsehen. Genau wie der Typ von Soft Cell, er bewegt die Hände, schlackert mit den Armen, als wolle er irgendeinen ekelhaften Schleim von ihnen abschütteln und nickt grandios mit dem Kopf, während er playback mitsingt und so tut, als wäre er wirklich bei Top of the Pops und würde vor Publikum singen. Man merkt gleich, dass er derjenige ist, der wirklich aufs Tanzen steht, denn ich bin immer derjenige, der sagt: Jetzt reicht’s.
    Wenn mir nach einer langsameren Nummer ist, lege ich die Kassette von Foreigner ein, »I’ve been waiting for a girl like you«. Es ist eine Originalkassette, die ich zu Weihnachten bekommen habe, die Songs von Soft Cell und Kim Wilde habe ich während der Larry Logan Top Twenty aufgenommen. Ich liebe es, Sachen mit meinem Kassettenrekorder aufzunehmen. Manchmal nehme ich Filme aus dem Fernsehen auf und höre sie mir nachts an, wenn ich im Bett liege. Zum Beispiel Die Rache der Dinosaurier . Das ist spitzenmäßig, wenn du unter der Decke liegst und schon halb einschläfst, und plötzlich kommt Gwangis Urgeschrei. Ich weiß, dass man mit Videorekordern auch das Bild aufnehmen kann, aber der Einzige in The Rise, der einen hat, ist Gerry Butler, der für RTE arbeitet, und der hat keine Kinder. Mam hasst die Art, wie er sich anzieht, und sagt immer: Der ist doch irgendwie nicht ganz normal, dieser Gerry!
    Sie will vor uns nicht laut sagen, dass Gerry Butler eine Schwuchtel ist. Aber insgeheim denkt sie, dass er eine Schwuchtel ist, und deshalb versucht sie, etwas anderes zu sagen als Schwuchtel, und merkt nicht, dass sie genau damit eigentlich sagt, dass er eine Schwuchtel ist. Denn bei den Jungs in der Schule ist »nicht ganz normal« genau dasselbe wie Schwuchtel.
    Ich habe mal eine halbe Stunde lang aufgenommen, wie wir alle um den Tisch gequetscht unser Sonntagsessen gegessen haben, ohne dass es irgendjemandem auffiel. Ich war wortkarg und kicherte ein bisschen, aber es war spitze, Sarah dabei aufzunehmen, wie sie Dad einen alten Knacker nannte, und Susan sagte, dass Fiona eine Schlampe ist, weil sie ihr Gel geklaut hatte, und Mam versuchte, Dad in ein Gespräch über die Arbeitslosenzahlen aus den Nachrichten zu verwickeln. Als ich ihnen dann zeigte, dass ich sie aufgenommen hatte, fingen sie alle an zu schreien und flippten aus und lachten sich dann kaputt, als sie sich nach dem Zurückspulen selbst hörten, ganz nasal und blechern. Sie sagten, dass das ein großer Spaß war, doch wenn ich es danach wieder versuchte, rochen sie den Braten sofort.
    Also jedenfalls singen Foreigner von dieser ausgedachten Freundin und wie großartig sie es ihnen macht und wie toll sie in allem ist, so toll, dass es sie in echt gar nicht gibt, und auf einmal klingen sie ganz benebelt und singen so »It’s more than a touch or a word can say, only in dreams could it be this way!«, und ich und Gary werden traurig. Wir sind vom Tanzen noch immer außer Atem, doch jetzt sitzen wir auf meinem Bett unter dem großen Porsche-Poster. Der Song ist langsam, und es klingt so, als würden sich die Jungs von Foreigner wünschen, ihr Leben wäre anders, und dass sie dieses Mädchen tatsächlich in den Armen halten könnten, statt nur von ihr zu träumen. Ich und Gary kennen das Lied auswendig, aber wir singen nicht mit. Wir summen nur.
    Mitten in der zweiten Strophe fällt mir auf, dass Gary nicht mehr mitsummt. Stattdessen sitzt er stocksteif da und starrt auf den kleinen Müllkorb neben Fionas Schminktisch, in den sie eine Binde mit Blut dran geworfen und vergessen hat, sie in Taschentücher einzuwickeln, wie sie es normalerweise macht. Gary hat Fionas Binden schon mal gesehen, aber immer in der Packung und nicht so. Er hat auch danach gefragt, aber ich habe ihm erzählt, das wäre fürs Make-up

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