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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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der Mädchen, zum Abwischen. Das hier ist was anderes. Gary hat eine Riesenangst vor Mädchen. Normalerweise sprintet er einfach die Treppe hoch zu meinem Zimmer, und wenn Fiona schon da ist, wird er knallrot und sagt keinen Ton, bis sie geht. Wenn er mit Claire und Susan allein gelassen wird, macht er sich praktisch in die Hose, und wenn man ihn je auch nur eine Minute mit Sarah und Siobhan allein ließe, würde er, glaube ich, in Ohnmacht fallen.
    Ich mache Foreigner aus und erzähle Gary so gut es geht von der Periode. Er regt sich furchtbar auf, als ich ihm erzähle, dass alle Frauen sie bekommen, auch seine Mam.
    Unsere sommerlichen Touren mit dem Fahrrad führen mich und Gary raus aus The Rise und die dunkle, dicht bewachsene Gasse hoch, die sich endlos und steil rauf zur Clannard Road windet. Oben angekommen, nach einigem Strampeln und Im-Stehen-Fahren, machen wir immer eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen und runter auf die neblige graue Weite von Dublin zu gucken, die mal wieder überzogen ist von all den schimmernden Hausbeleuchtungen, gerade erst angeknipst von müden Eltern, die traurig in den Himmel raufschauen und sich einander zuwenden und schwören könnten, dass sich die Abende, selbst jetzt im Hochsommer, schon verändern, ein sanfter Wechsel von Hell- zu Dunkelblau, mit einem Hauch von Schwarz.
    Wir preschen die Ash Lane entlang Richtung Kilcuman, fahren schlingel-schlangel um die ganzen heftigen Schlaglöcher vor Kilcuman Tyres herum und an der Polizeiwache vorbei, vor der wir Grunz-Grunz-Geräusche machen, wegen den Schweinen da drin, aber nicht zu laut, für den Fall, dass einer von denen draußen hinter seinem Streifenwagen hockt und observiert, und jeden Moment hervorspringen könnte, um uns wegen Beamtenbeleidigung dranzukriegen. Wir fahren rechts die Hauptstraße runter, überfahren so viele rote Ampeln wie möglich, und dann geht’s zurück in Richtung The Rise, aber diesmal außenrum, vorbei an The Villas und dem Bolzplatz und wieder rauf zur Ballydown Road. Von dort aus beginnt ein halsbrecherisches Wettrennen über das Belfield-College-Gelände, wir heizen vorbei an den Hundebesitzern und Kinderwagenschiebern und den Studenten, die voll wie zehn Eimer auf dem kurzen Gras vor dem künstlichen See liegen. Dann den Oakfield Dual Carriageway hoch, an unserem Schultor vorbei, wo wir beide so viel Rotze wie möglich hochziehen und versuchen, einen dicken Gelben vorne auf das große St.-Cormac-Emblem aus Holz zu spucken. Darüber lachen wir uns erst mal tot und pesen dann die Dunbarton Road runter bis zur Ziellinie an der automatischen Garagentür von Garys Dad.
    Für die Strecke braucht man ungefähr eine Stunde, und es macht irre Spaß, vor allem, wenn man sich bei vollem Karacho nach vorne lehnt und eine rote Ampel nach der anderen überfährt, um zu gucken, wie viele man schafft, ohne dabei zu sterben, total aufregend. Gary sagt, dass sein Tacho auf dem Carriageway mal fünfzig Meilen pro Stunde angezeigt hat, und ich habe ihm gesagt, er soll es mir nächstes Mal zeigen, aber er hat dann gesagt, dass das keinen Sinn hat, weil er dabei ja langsamer werden muss. Manchmal taucht einer von den Gardaí neben uns auf und motzt uns an, dass wir hintereinander fahren sollen, aber eigentlich stehen wir total drauf, an den Autos vorbeizuschlenkern, an Sattelschleppern vorbeizustrampeln und zu vermeiden, wie June Shilaweh zu Brei zerquetscht zu werden.
    Gary hat ein Rennrad, genau wie ich. Nur meins ist ein gelbes, gebrauchtes Damenrad, bei dem die Mittelstange nach unten abknickt, damit sich die Frauen nicht die Mumu stoßen, wenn sie vom Sattel rutschen. Früher hat es mal Claire gehört, dann Susan und jetzt mir. Garys Rad ist großartig, und sein Vater hat es per Flugzeug aus den Staaten mitgebracht. Es hat Felgen aus Grafit und ist federleicht und zehnmal besser als meins, und Gary weiß das und sagt, dass alle Räder so sein sollten wie meins, mit der Mittelstange nach unten, damit man sich nicht die Eier quetscht. Ich sage, dass ich mir lieber die Eier quetschen würde, statt auf diesem quietschgelben Stück Scheiße rumzufahren.
    Wettrennen!, ruft er, und wir fahren wieder die Straße run ter, diesmal in keine bestimmte Richtung, aber Gary hofft darauf, dass ich mir mit meiner Rostlaube nicht mehr so blöd vorkomme, wenn er mich gewinnen lässt.
    So geht es also den ganzen Sommer lang, fast jeden Abend. Wir fahren sogar los, wenn es regnet, aber dann tragen wir dicke Regenjacken aus

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