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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Müttern erst mal Mädchen sind. Das Schicksal spielt ihnen einfach nur richtig übel mit, wenn einigen von ihnen plötzlich, nach nur drei bis vier Wochen als Bauchgebilde, ein Pimmel wächst. Sie sagt, dass Schwester Janine ihnen auf der Sorrows einen Film darüber gezeigt hat, aber in diesem Film ging es nicht nur um Babys mit Pimmeln, sondern darum, dass Babys schon ab dem Moment richtige Lebewesen sind, wenn sie nicht mehr nur ein Ei sind, sondern von Sperma überzogen werden. In dem Film hieß es, dass es kein schlimmeres Verbrechen gibt, als ein Baby zu töten, das noch in seiner Mutter drin ist. Und dann, nachdem die Sendung vorbei war und die Vorhänge wieder aufgerissen, hat Schwester Janine noch hinzugefügt, dass jeder, der ein Baby im Mutterleib tötet, in die Hölle kommt, aber dass er auch schon vorher jeden einzelnen verbleibenden Tag auf der Erde richtige Höllenqualen mit unvorstellbaren Schmerzen und Folter erleben wird. So viele Qualen, dass man davon verrückt wird und sich am Ende selbst umbringt. Kurz gesagt, ist eine Abtreibung keine gute Sache.
    Gary denkt das Gleiche über die Jungs in St. Cormac’s, weil er ein Einzelkind ist und auch keine Brüder hat. Was überhaupt erst der Grund ist, warum wir so gute Freunde sind und die GAC -Typen uns Schwuchteln nennen. Wenn sie richtig gemein zu Gary sein wollen, nennen sie ihn eine Provo-Schwuchtel, weil er der einzige Protestant in der Klasse ist. Mam sagt, dass die Connells Gary auf jede andere Schule hätten schicken können, aber sie haben ihn auf die St. Cormac’s geschickt, weil sie so einen guten Ruf hat. Und sie ist umsonst. Und jeder weiß ja, dass Provos gut mit Geld umgehen können.
    In der Pause um elf versuche ich mit Gary zu reden, aber er denkt gar nicht dran.
    Tut mir leid, antwortet er, als ich ihn frage, wie es ihm geht, ich glaube, du verwechselst mich mit dem großen Declan Morrissey.
    Setz dich wenigstens neben mich, verdammt!, sage ich, wobei ich das Verdammt sicherheitshalber hinzufüge, um besonders hart zu klingen, falls Higgins zuhört.
    Tut mir wirklich leid, sagt Gary und streicht sich seine weichen blonden Haare aus der Stirn. Einen Mozzo gibt es hier nicht!
    Mozzo geht auf die Kilcuman Tech, um Schweißen und Zimmern zu lernen, wenn ihm gerade danach ist. Gary weiß genau, dass er wohl kaum auf der St. Cormac’s auftauchen wird.
    Der Unterricht an sich ist ein Klacks. Von jedem Lehrer kommt die alte Leier, sogar von Mr. King. Erster Tag nach den Ferien, bla, bla, Zeit für einen Neuanfang, bla, bla, eure mittlere Reife in zwei Jahren, bla, bla, strengt euch jetzt an, und dann wird sie ein Spaziergang, bla, bla, wichtigste Zeit eures Lebens, bla, bla, entscheidet jetzt und hier über eure Zukunft.
    Der Einzige, der wirklichen Unterricht macht, ist Spits McGee, der ohne Umschweife eine Physikstunde über dieses easy-peasy Parallaxenexperiment anfängt, das diesen Freitag im Versuchsraum ansteht. McGee ist ein ziemlicher Pimpf, aber als Jugendlicher war er mal Boxer, bevor er loszog, um für so Priester in Afrika zu arbeiten, und deshalb muss er sich immer noch beweisen, indem er mindestens einen Jungen pro Schultag verprügelt. Auf halbem Weg durch die Unterrichtsstunde, als er gerade an der Tafel steht und beschreibt, wie wir unsere Holzblöcke sanft über die schiefe Ebene schieben werden, macht Spits also plötzlich auf dem Absatz eine halbe Drehung, stürmt zwischen den Pulten hindurch und gibt Steven Casey eine ordentliche Backpfeife. Casey ist gut in Kunst und hat nackte Frauen in Hosenscheißer-Sweeneys Schmierheft gezeichnet. Als Spits ihn trifft, knallt es richtig. Flache Hand aufs Ohr, und du bist einen Tag lang taub. Sweeney wird rot und gibt keinen Mucks von sich, als Spits zurück zur Tafel geht und sagt: Lass es dir eine Lehre sein, du verzogener Bengel.
    In der Mittagspause versuche ich noch einmal mit Gary zu reden, doch er rauscht nur auf seinem Bike an mir vorbei, mit den anderen Schwuchteln durchs Schultor in Richtung Einkaufszentrum.
    Als es zum Schulschluss klingelt, ist Gary immer noch nicht aufgetaut. Während Mathe und Sozialkunde hat er mich keines Blickes gewürdigt, und an der Garderobe hat er sich an mir vorbeigedrückt und ist zum Fahrradständer gehastet. Mir reicht es mittlerweile, also renne ich ihm quer über den Schulhof hinterher und rufe: Gary! Gary!, während Higgins und die GAC -Typen mich mit piepsigen Stimmen nachäffen.
    Gary! Gary!, flöten sie. Du hast deine Gummis in meiner

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