Nichts gegen Engländer
dazu
herabgelassen haben, die Sprache der Eingeborenen zu sprechen.
Auf
was man da alles achten muss! Eine Hörerin hatte in einem Berliner Restaurant
einen Brokkoli-Einlauf bestellt, ein Hörer bescheinigte dem Koch, das Essen sei
lächerlich - statt lecker - gewesen, und ein anderer, der sich für das
Durcheinander im Hotelzimmer entschuldigen wollte, sagte: »Leider ist überall
Durchfall.« Und wie leicht kann man Zahnbürsten mit Sahnebrüsten verwechseln.
Das ist saukomisch, findet die BBC und meint, die Deutschen seien selbst
schuld: Was haben sie doch für eine putzige Sprache!
Gerne
garniert man aber so manchen Text im Internet oder in der Zeitung mit einem
deutschen oder französischen Wort, denn man ist ja polyglott. Leider sind
diese Worte meist falsch buchstabiert. Das wäre nicht weiter schlimm, denn der
englische Leser merkt es ohnehin nicht. Bei der BBC haben sie nun aber auch
Probleme mit der eigenen Sprache. Saddam Hussein habe seiner Gerichtsakte
erzählt, dass sie gefälscht sei, wenn sie suggeriere, er habe der Hinrichtung
von Minderjährigen zugestimmt, vermeldete die BBC. Auch mit dem Apostroph und
vielen grammatikalischen Gemeinheiten steht der Sender auf Kriegsfuß. Offenbar
hat man die Korrekturleser entlassen.
Generaldirektor
Mark Thompson, der von den Kollegen »Rottweiler« genannt wird, war 2005 mit dem
Versprechen angetreten, die BBC zu verschlanken und in die schwarzen Zahlen zu
führen, um »die stärkste Kraft für das Kulturgut auf dem Angesicht dieser Erde«
zu bleiben. Er hat mehr als 2.000 Stellen gekürzt.
Die
übrig gebliebenen BBC-Nachrichtenreporter müssen nun von einem Termin zum
nächsten hetzen, um ein paar O-Töne einzufangen. Da spielt es manchmal keine
Rolle, wen man vor die Kamera zerrt. Einmal hatten sie den Computerfachmann
Guy Kewney gebeten, den Prozess zwischen der Beatles-Firma Apple und dem
gleichnamigen Computer-Unternehmen kurz zu kommentieren. Während Kewney, ein
weißer, bärtiger Mann, an der Hotelrezeption wartete und sich die
BBC-Nachrichten ansah, bemerkte er verblüfft, dass er gerade im Fernsehen
interviewt wurde. Allerdings war der Mann, der angeblich Guy Kewney hieß und
völlig Sinnfreies über den Prozess von sich gab, schwarz und glattrasiert.
Es
war der Taxifahrer, der Kewney zurück in die Stadt bringen sollte. Der
BBC-Produzent hatte Kewneys Namen ins Hotel gerufen, und der Taxifahrer nahm
an, es handle sich um seinen Fahrgast. Er ging mit ihm mit, doch im nächsten
Augenblick hielt man ihm ein Mikrofon vor den Mund und fragte ihn, ob er
überrascht sei. »Ja, sehr«, antwortete der Taxifahrer, der nicht wusste, dass
die Frage auf den Apple-Prozess zielte. »Damit habe ich nicht gerechnet, als ich
hier herkam.« Liegt es daran, dass die BBC, die seit 1936 sendet, inzwischen
die niedrigste Einschaltquote zur Hauptsendezeit beklagt? Vorbei sind die Zeiten,
als 22,75 Millionen Menschen 1995 gebannt die Panorama-Sendung einschalteten,
um den intimen Geständnissen von Prinzessin Diana zu lauschen.
Dem
unabhängigen Sender ITV geht es nicht besser. Ihm sind innerhalb eines Jahres
acht Prozent der Zuschauer abhanden gekommen, die Werbeeinnahmen sanken um 50
Millionen Pfund. Dann kam die vorübergehende Rettung. Allerorten suchte man den
Superstar. Schaltete man den Fernseher ein, wurde man mit grauenhaften
Darbietungen von Leuten gequält, die danach zu Recht wieder in der Versenkung
verschwinden. Nur ITV machte es anders. Der Sender suchte den Anti-Superstar.
Ein
Simon Cowell von Sony hatte ITV die Show »Britain's got talent« angedreht. Er
überredete Piers Morgan, den früheren Chefredakteur des Schmuddelblattes News of the World, als Preisrichter mitzumachen. Man werde die britische Whitney Houston entdecken,
versprach Cowell. Als dann ein knapp zwei Meter großer Transvestit einen Zwerg
in einer Holzkiste über die Bühne zog, beschwerte sich Morgan bei Cowell: »Das
ist anders, als du es mir angekündigt hast.«
Das
war ein typisch britisches Understatement. Nach dem Transvestiten kamen
singende Hunde, rappende Omas, steppende Greise, ein Mann mit 145
Wäscheklammern im Gesicht und ein Buchhalter aus Birmingham, der weder singen
noch tanzen konnte und statt dessen auf der Bühne herumkullerte.
»Ja,
so sind wir«, jubelte der Daily Telegraph. »Nachdem uns Thatcher und Blair
jahrzehntelang eingeredet haben, dass wir anders seien, hat diese Talentshow
die sieben Säulen der britischen Identität wieder aufgestellt.« Ob einer
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